Berlin. Die Behörden registrierten vergangenes Jahr fast 10.000 irreguläre Einreisen von Geflüchteten aus Griechenland an deutschen Flughäfen.

Deutschland bleibt europaweit eines der Hauptziele von Menschen auf der Flucht. Wer es auf der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer in die EU schafft, will oft weiter nach Frankreich, Großbritannien – und Deutschland. Die Migration innerhalb der EU verschärft sich: vor allem die Sekundärmigration aus Griechenland nach Deutschland. Das ist laut Polizeibehörden auch an deutschen Flughäfen spürbar.

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Die Sicherheitsbehörden registrierten im vergangenen Jahr aus Griechenland insgesamt 9581 irreguläre Einreisen an Flughäfen in Deutschland. Diese Zahl ist demnach etwa zwölf Mal so hoch wie im Jahr 2020, und auch immer noch mehr als zehnfach so hoch wie 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Diese Zahlen gehen nach Informationen unserer Redaktion aus einem internen Lagebericht des „Gemeinsamen Analyse- und Strategiezentrums Illegale Migration“ (Gasim) der Polizei- und Asylbehörden von Ende Januar hervor. Die allermeisten Flüchtlinge, die aus Griechenland nach Deutschland weiterreisen und der Polizei an deutschen Flughäfen auffallen, sind laut Sicherheitsbehörden Menschen aus Afghanistan, zu mehr als 80 Prozent.

Seit Monaten beunruhigt die Sicherheitsbehörden die Migration aus Griechenland

Sicherheitsleute sprechen bei der Sekundärmigration von Griechenland nach Deutschland laut dem Gasim-Bericht von einer „neuen Dimension“, die sich 2021 entwickelt habe. Dabei geht es vor allem um Geflüchtete und Migranten, die offenbar bereits von griechischen Behörden einen internationalen Schutzstatus erhalten haben – und mutmaßlich in Deutschland erneut Asyl beantragen.

Wer in Griechenland als Geflüchteter anerkannt ist, darf nach EU-Regeln nach Deutschland oder in ein anderes Land der Europäischen Union weiterreisen, allerdings für maximal 90 Tage. Und Asyl erneut in einem anderen EU-Land zu beantragen, ist nach EU-Gesetzen nicht rechtens.

Zwar ging durch die Corona-Pandemie die Migration etwa durch verschärfte Grenzkontrollen und Grenzschließungen zurück – sowohl nach Europa als auch innerhalb Europas. Doch mittlerweile steigt die Zahl der Geflüchteten europaweit an, sie liegt allerdings noch immer deutlich unter den Zuzugszahlen der Asylkrise der Jahre 2015 und 2016. An manchen Tagen kamen damals Tausende in nur wenigen Stunden.

Mehr als 40.000 Asylverfahren von Flüchtlingen aus Griechenland liegen auf Eis

Vor allem die Sekundärmigration aus Griechenland nach Deutschland beschäftigt die deutschen Sicherheits- und Asylbehörden seit Monaten. Aktuell warten nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) mehr als 40.000 Menschen auf eine Asylentscheidung. Bei all diesen Menschen gibt es Hinweise, dass sie bereits von den griechischen Behörden einen internationalen Schutzstatus erhalten haben.

Viele fliehen weiter nach Deutschland, weil hier Familienangehörige leben. Und weil die Situation in den griechischen Flüchtlingscamps noch immer in weiten Teilen katastrophal ist, die Sozialleistungen gering. Deutsche Gerichte hatten zuletzt in mehreren Fällen zugunsten von Asylsuchenden entschieden. Tenor der Richter: In Griechenland drohe eine ernsthafte Gefahr einer inhumanen und „erniedrigenden Behandlung“.

Ein Verwaltungsgericht in Bayern etwa bewertete die Lage etwas anders. Zumindest alleinstehenden Männern, die erwerbstätig sein könnten, drohe keine „eintretende Verelendung“.