Berlin. Am Donnerstag startet die 17. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“. Auf diese Änderungen sollten sich die Zuschauer gefasst machen.

Die Zeiten sind im Umbruch, und Heidi Klum (48) hat mit dem ihr eigenen eisernen Willen beschlossen, sich nicht nur anzupassen, sondern sogar einen Schritt vorauszugehen. Deswegen trennt sie sich von einem Markenzeichen, ihrem „Meeehdchen“-Schlachtruf. Ihre Anrede, mit der sie ihre Kandidatinnen mal scheuchte, mal tadelte, mal lobte, ist Vergangenheit. In der 17. Staffel von „Germany’s Next Topmodel“, die am Donnerstag um 20.15 Uhr bei ProSieben startet, wird sie das geflügelte Wort durch ein schlichtes „meine Models“ ersetzten. „Ich weiß, ihr werdet es vermissen“, teilt sie beim Pressetermin mit. Diesmal seien gestandene Frauen dabei, da wäre „Mädchen“ einfach nicht mehr passend.

Damit meint sie Barbara (68) aus Flensburg und Lieselotte (66) aus Berlin. Sie sind die ältesten Kandidatinnen, die es je in der Show gab. „Das in meinem Alter erleben zu dürfen, das macht unheimlich viel mit einem“, sagt Barbara. Lieselotte ergänzt: „Ich habe vor Freude und Demut geweint, als ich erfahren habe, dass ich dabei sein darf.“ Wie eine verspätete Cinderella wirkt sie, als sie in der ersten Folge einen goldfarbenen Luxusfummel anprobiert und sagt: „Ich habe doch sonst immer nur 20-Euro-Kleider getragen.“

GNTM: Mutter und Tochter treten gemeinsam an

Modelerfahrungen hat dagegen die 50-jährige Martina aus Klosterneuburg in Österreich. Die liegen allerdings schon 30 Jahre zurück. Sie tritt gemeinsam mit ihrer Tochter Lou Anne (18) an. „Jeder wird sein Ding machen, und wer besser ist, bleibt drin“, gibt die Jüngere sich abgeklärt.

„Ich habe die Tür diesmal soweit aufgemacht wie noch nie“, verkündet Klum. Die unverwüstliche Model-Ausbilderin galt lange als Teil des Problems. Unrealistische Körperbilder, Bodyshaming, Essstörungen, Mobbing – es gab nichts, wofür man „GNTM“ nicht verantwortlich gemacht hat. Dann kam der Zeitenwandel. „Diversity“, also Vielfalt, wurde zum Zauberwort, und Klum positioniert sich nun als Jeanne d’Arc dieser Bewegung. „Alle reden davon, dass sie mehr Diversity möchten. Aber ich, ich bring’s an den Start.“ Und weiter: „Der Look hat sich verändert und die Nachfrage nach Diversity ist jetzt größer denn je.“ Dann aber auch wieder nicht. An anderer Stelle tadelt sie nämlich die Designer, die nicht aufspringen und keine Models jenseits der traditionellen Maße engagieren: „Euer Job ist es Klamotten zu verkaufen, und das ist nicht von der Konfektionsgröße abhängig.“

Die Kandidatinnen posieren für ein Foto. Alter, Kleidergröße und Hautfarbe: GNTM gibt sich in der neuen Staffel diverser.
Die Kandidatinnen posieren für ein Foto. Alter, Kleidergröße und Hautfarbe: GNTM gibt sich in der neuen Staffel diverser. © Seven.One Entertainment

Wie auch immer, wenn Heidi etwas tut, dann laut und konsequent. Und so sind diesmal Konfektionsgrößen von 30 bis 54 dabei, Körpergrößen von 1,54 bis 1,95 Meter und von 18 bis 68 Jahren und Kandidatinnen mit dunkler Hautfarbe wie die gebürtige Kongolesin Noella (24), die als Altenpflegerin arbeitet. „Ich bin bereit dafür“, jubelt Klum.

Curvy-Model: Heidi Klum sieht keine Star-Quality

Bereit ist auch Lenara (24), im Moment noch Tierfutter-Verkäuferin. „Ich will ein Star werden“, sagt sie. „Ich werde das erste Curvy-Model, das ,Germany’s Next Topmodel‘ gewinnt.“ Doch ihr Ego ist offenbar größer als ihr Talent. „Das war etwas flau“, urteilt Klum nach ihrem ersten Lauf. „Ich sehe keine Star-Quality.“

Und schnell wird klar: Eine Kuschelgruppe wird die neue Staffel nicht. Einer Minderheit anzugehören schützt nicht davor, nach äußeren Kriterien bewertet und abgeurteilt zu werden. Selbst- und Fremdwahrnehmung liegen dabei oft auseinander. Noella glaubt, sie habe „Gutes geleistet“, Klum findet sie „ein bisschen steif“. Die ebenfalls dunkelhäutige Kashmira „läuft ein bisschen komisch“ und „zieht die Mundwinkel nach unten“. Martina gibt ihrer Tochter noch den Tipp, ihr Gesicht zu kontrollieren, legt selbst einen unterkühlten Brigitte-Nielsen-Gedächtnis-Auftritt hin – und wird dann für ihre starre Mimik kritisiert. Und auch Seniorin Barbara wird nicht geschont. „Ihr ward eine schläfrige Truppe, alle drei“, kritisiert Klum sie und ihre Mistreiterinnen.

Als dann die Models, ungeübt auf High Heels, auf dem Laufsteg stolpern und stürzen wie betrunkene Gazellen in dem Tierfilmklassiker „Die lustige Welt der Tiere“, ist das tragisch und komisch und demütigend, wie man es von GNTM gewohnt ist. Ein Model entschließt kurzerhand, sich das zu ersparen und barfuß zu laufen. Und wird dafür abgewatscht. Sie erlag der Illusion, Selbstbestimmung sei jetzt gefragt. Das „Sei du selbst“-Mantra – hier wurde es als Phrase entlarvt.