Berlin. In unserem Podcast “Das Scholz Update“ spricht die Klimaaktivistin Luisa Neubauer über ihre Erwartungen an den neuen Bundeskanzler.

Olaf Scholz würde gern den Weg seiner Vorgängerin Angela Merkel weitergehen und selbst entscheiden, was politisch möglich ist, sagt Klimaaktivistin Luisa Neubauer in der neuen Folge des Scholz-Update, "aber das lässt die Realität nicht zu".

Der neue Kanzler könne sich nicht in die „Merkelsche Komfortzone“ zurückziehen und nichts tun, "er muss Entscheidungen fällen, mutig sein, sich aus dem Fenster hängen. Ich sehne mich nach Politikern, die Menschen für einen politischen Wandel begeistern wollen und können."

"Das Scholz Update": Luisa Neubauer spricht über Familienmythos

Noch sei es ein komisches Gefühl, vom Bundeskanzler Olaf Scholz zu sprechen, "man weiß gar nicht, wer der das ist". Dabei kennt Luisa Neubauers Familie Scholz seit langem. Ihre Oma hat den damaligen Hamburger Bürgermeister vor vielen Jahren zusammen mit ihrer Umweltgruppe getroffen: "Und der Mythos unserer Familiengeschichte ist, dass meine Oma Olaf Scholz auf die Schulter geklopft und gesagt hat: Aus dir wird mal etwas."

Neubauer selbst ist Scholz das erste Mal bei der Diskussionsrunde "taz-Salon" begegnet, bei dem er zusammen mit Robert Habeck (!) auf der Bühne saß: "Das war ein nettes, aber extrem belangloses Gespräch zwischen den beiden." Es folgte unter anderem ein Aufeinandertreffen bei "Anne Will" und schließlich eine Einladung ins Bundesfinanzministerium, an der Luisa Neubauer mit anderen Aktivisten von Fridays für Future teilnahm.

Ihr Eindruck aus diesem, bisher letzten Kontakt mit Scholz: "Ich war wirklich bereit, ein gutes, konstruktives Gespräch über die Klimakrise zu führen, und als Hamburgerin hat ein Hamburger Politiker bei mir auch einen großen Vertrauensvorschuss. Aber es war schlimm, und ich dachte: Wenn der Scholz wirklich einmal Kanzler werden sollte, wird es heiter…" Sie hätte einen Politiker erlebt, bei dem „ich in keinem Moment das Gefühl hatte, dass unsere Krisen bei ihm in guten Händen sind“. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung reiche nicht aus, um das Mindestmaß an Klimaversprechen einzuhalten: "Die Beharrungskräfte, die in der Koalition wirken, sind sehr groß."

Luisa Neubauer spricht auch darüber, warum sie selbst aktuell nicht vorhat, in die Politik zu gehen: "Ich beneide niemanden um sein Bundestagsmandat. Man wird so schnell von diesem System eingesogen, und denkt trotzdem, dass man dahin kommt und etwas schafft, was Hunderte andere vor einem nicht geschafft haben. Man unterschätzt, wie schwierig es ist, ein System von innen zu ändern."

(fmg)