Berlin. Über Joe Bidens Präsidentschaft hängt weiterhin eine dunkle Wolke: Den Trumpismus werden die USA nicht los, schreibt unser Autor.

Bald jährt sich Amerikas Tag der Schande zum ersten Mal. Am 6. Januar 2021 besetzte ein marodierender Mob, angestachelt durch eine Putsch-Rede von Präsident Donald Trump, das Heiligtum der US-Demokratie: das Kapitol. Trump ist zwar nicht mehr Chef des Weißen Hauses, aber der Geist des Trumpismus lastet weiter auf dem Land.

Der Ex-Präsident elektrisiert seine unverändert große Fangemeinde. Er fördert seine politischen Freunde und versucht, seine Gegner zu vernichten. Trump, der die Mechanismen der TV-Unterhaltung kennt, hält die Spannung hoch. Er kokettiert mit einer erneuten Kandidatur 2024, rückt mit der Nachricht aber vermutlich erst spät heraus.

Joe Bidens große Pläne scheitern – einer nach dem anderen

Was Trump jedoch mit Verve betreibt, ist die weitere Spaltung des Landes. Jedes Gesetzesvorhaben, das dem Amtsinhaber Joe Biden nutzen könnte, soll zu Fall gebracht werden. So wird dessen 1,75 Billionen Dollar schweres Klima- und Sozialpaket im Senat von allen 50 Republikanern blockiert. Da auch der konservative Demokrat Joe Manchin – ein Kohle-Befürworter – querschießt, könnte Bidens Königs-Projekt scheitern.

Michael Backfisch, Politik-Korrespondent.
Michael Backfisch, Politik-Korrespondent. © Reto Klar

Die Vorschusslorbeeren des Präsidenten sind aufgebraucht. Biden hat zudem schwer zu kämpfen, da er die Pandemie nicht unter Kon­trolle bekommt. Eine große Koalition aus Corona-Leugnern, Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern – darunter viele Trumpisten – vermasselt die Bilanz.

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Steht Trumps nächster Triumph schon bevor?

Trumps nächstes Etappenziel sind die Zwischenwahlen zum Kongress in knapp einem Jahr. Gelingt es den Republikanern, eine der beiden Kammern zurückzugewinnen, entsteht eine Eigendynamik gegen Biden.

Für die Europäer heißt dies: Sie sollten das Ihre tun, damit der Präsident Erfolg hat. Sonst könnte es sein, dass Biden nur für ein kurzes Zwischenhoch in den transatlantischen Beziehungen stand.