Berlin. In „Das Scholz Update“, erklärt Journalist Michael Bröcker, warum Lauterbach Minister wurde und wie sich Scholz und Lindner verstehen.

Die Überraschung war groß, als Olaf Scholz Karl Lauterbach zum Gesundheitsminister machte. Inzwischen sehe man, welches Kalkül dahinterstecke, sagt Michael Bröcker, Chefredakteur bei Media Pioneer und Biograph von Jens Spahn im Scholz-Update.

Erstens sei es nicht verkehrt, einen derart populären Politiker wie Lauterbach als Gesundheitsminister wirken zu lassen. Zweitens sei er angesichts der Coronakrise der richtige Mann an der richtigen Stelle. Und drittens: „Ich glaube, dass es Scholz lieb ist, dass es mit Karl Lauterbach einen Politiker gibt, auf den sich in der Pandemie jetzt alles konzentriert. Als Kanzler hat er ein Interesse daran, dass das Gesicht der Corona-Bekämpfung jemand anderes ist und nicht er selbst. Er will kein Pandemie-Kanzler sein.“ So befindet sich Scholz in einer Win-Win-Situation: Bekommt Lauterbach die Pandemie in den Griff, hat Scholz mit seiner Entscheidung für den Gesundheitsminister alles richtig gemacht. Scheitert Lauterbach, ist das sein Problem.

Dessen Vorgänger kennt Bröcker, der eine Biographie über Jens Spahn geschrieben, sehr gut. Er sagt: „Das Kanzleramt bleibt weiterhin das Ziel von Jens Spahn.“ Bröcker glaubt, dass der Politiker sich neu erfindet und in den nächsten Jahren erneut nach wichtigen Ämtern greift. „Ich würde immer davor warnen, einen machtbewussten Politiker wie Spahn nach einem Rückschlag abzuschreiben. Das Comeback ist die neue Konstante in der deutschen Politik.“

Olaf Scholz Podcast: Lindner und Scholz verstehen sich

Interessant ist auch, was Bröcker über das Verhältnis von Olaf Scholz und Bundesfinanzminister Christian Lindner berichtet, die vor der Bundestagswahl so taten, als seien sie ziemlich beste Feinde. Offenbar verstehen die beiden sich schon länger gut, zumindest war Scholz mit seiner Frau Britta Ernst Ende 2019 zu einem Adventsempfang in der Berliner Wohnung von Christian Lindner eingeladen. „Ich habe mich sehr gewundert, Olaf Scholz dort zu treffen und erinnere mich, dass Christian Lindner und er schon damals harmonierten und vertraut miteinander umgingen“, sagt Michael Bröcker. Duzen würden sich die beiden aber erst seit den erfolgreichen Koalitionsverhandlungen.

Scholz-Update. Er siehe vor, den Kanzler nach einer Übergangsphase aus dem „öffentlichen Streit Schritt für Schritt rauszuhalten“, so wie das Angela Merkel gemacht hat: „Ich vermute, dass man öffentliche Debatten aus dem Kanzleramt zwar beobachten, aber nicht anstoßen wird. Wir werden künftig, das ist meine Prognose, einen extrem sparsam kommunizierenden Bundeskanzler Olaf Scholz erleben.“

(fmg)