Berlin. Der Mangel an Lkw-Fahrern verschärft die Lieferengpässe. Helfen könnten die Schulen, schlägt Verkehrsminister Andreas Scheuer vor.

Ob Autos, Spielekonsolen oder auch Fahrräder: Kundinnen und Kunden müssen bisweilen wochen- und monatelang auf ihre Einkäufe warten. Die weltweit anspringende Konjunktur hat die Nachfrage angetrieben, es fehlt an Material wie etwa Halbleitern.

Hinzu kommen auch noch Personalengpässe bei den Berufskraftfahrern. In Großbritannien war der Mangel bereits so groß, dass die Regierung deutsche Fahrerinnen und Fahrer um Hilfe bat.

Doch auch hierzulande fehlen nach Angaben des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) bis zu 80.000 Berufskraftfahrer. Besserung ist nicht in Sicht. Pro Jahr gehen rund 30.000 Berufskraftfahrer in Rente, aber nur rund 17.000 neue Berufseinsteiger kommen nach. Selbst Weihnachtsgeschenke drohen angesichts der Lieferengpässe knapp zu werden.

„Auch in Deutschland könnte der Mangel an ausgebildeten Berufskraftfahrern mittel- bis langfristig zu Lieferengpässen und damit zu Versorgungsproblemen führen“, warnt nun der geschäftsführende Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) in einem Brief an den geschäftsführenden Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor.

Scheuer: Schulen sollen für Job als Berufskraftfahrer werben

Scheuer hat in dem Brief auch schon einen Lösungsvorschlag parat: „Das Berufsbild „Berufskraftfahrer“ könnte, im zulässigen Rahmen der gebotenen Neutralität, stärker in der Berufsorientierung der Schulen und den Beratungen der Agentur für Arbeit beworben werden, um angehende Auszubildende dafür zu sensibilisieren“, schreibt Scheuer und bittet Heil, die Umsetzung seines Vorschlags „in Erwägung“ zu ziehen.

Auch könne die Agentur für Arbeit Bildungsgutscheine für den Führerscheinerwerb ausgeben, schlägt der Bundesverkehrsminister dem SPD-Politiker vor. Scheuer wirbt zudem um ein Förderprogramm, mit dem mehr Berufskraftfahrer aus dem Ausland gewonnen werden könnte.

Scheuer: „Das bisher Erreichte reicht noch nicht aus“

Seitens des Bundesverkehrsministeriums habe man bereits einen „großen Beitrag“ unternommen, um den Fahrermangel zu beseitigen, schreibt Scheuer – und nennt als Beispiele verbesserte Arbeitsbedingungen für Lkw-Fahrer, eine erhöhte Anzahl an Lkw-Stellplätzen entlang der Autobahnen sowie ein Förderprogramm zur Ausbildung.

„Das bisher Erreichte reicht jedoch meines Erachtens noch nicht aus, um den steigenden Mangel an Berufskraftfahrern zu begrenzen“, schreibt der CSU-Politiker.

Scholz soll Kapazitäten beim Zoll ausbauen

Auch den geschäftsführenden Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) bittet Scheuer um Hilfe. In einem zweiten Brief, der unserer Redaktion vorliegt, warnt Scheuer davor, dass sich „bestehende Lieferknappheiten, die in nahezu allen Wirtschaftszweigen spürbar sind“, aufgrund von Engpässen in der Zollabfertigung verschärfen könnten.

Scheuer beruft sich dabei auf eine Videokonferenz mit betroffenen Verbänden und Unternehmen, die von personellen Engpässen und eingeschränkten Arbeitszeiten der Zollämter berichtet hätten. Scheuer bittet Scholz in dem Schreiben darum, die Vorschläge der Verbände aufzugreifen. Neben mehr Personal, längeren Öffnungszeiten und mehr 24/7-Zollstellen hätten die Verbände auch für eine „gewisse Fehlertoleranz bei den Zollanträgen“ plädiert.