Berlin. Ein Datenleck enthüllt die dubiosen Geschäfte Hunderter Politiker und Promis mit Briefkastenfirmen. Das steht in den “Pandora Papers.“

  • Ein internationales Rechercheteam aus 600 Journalistinnen und Journalisten hat den Steueroasen-Leak "Pandora Papers" veröffentlicht
  • Die Enthüllungen belasten Hunderte Politiker und andere Entscheidungsträger
  • Wer in die Machenschaften verknüpft ist

Zahlreiche hochrangige Politiker und Politikerinnen aus der ganzen Welt verstecken ihr Geld in Steueroasen. Das berichten "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR, die nach eigenen Angaben an der Auswertung des Datenlecks mitgewirkt haben.

Sie gehören einem internationalen Rechercheverbund investigativer Journalistinnen und Journalisten an, der Dokumente über das Finanzgebaren Hunderter Politiker und anderer Prominenter aus aller Welt zugespielt bekommen hat.

"Pandora Papers": Bislang größtes Datenleck zu Geschäften in Steueroasen

Die mehr als 11,9 Millionen Dokumente tragen den Namen "Pandora Papers". Sie sollen beweisen, dass 35 amtierende und frühere Staatschefs sowie mehr als 330 Politiker und Amtsträger aus fast 100 Ländern ihr Vermögen "mithilfe von intransparenten Trusts, Stiftungen und Briefkastenfirmen" angelegt haben.

Die Dateien sollen dem Internationalen Consortium für Investigative Journalistinnen und Journalisten (ICIJ) von einer anonymen Quelle zugespielt worden sein. Die geheimen Dokumente von 14 in Steueroasen tätigen Finanzdienstleistern reichen bis ins Jahr 2021, wie es weiter hieß.

NDR: 35 aktuelle und ehemalige Staatschefs tauchen in "Pandora Papers" auf

Besonders pikant: Auch 35 aktuelle und ehemalige Staats- und Regierungschefs tauchen in den "Pandora Papers" auf. Nach Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" und des NDR ist unter ihnen zum Beispiel Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine. Auch Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta soll Offshore-Firmen nutzen.

Der jordanische König Abdullah II. soll den Veröffentlichungen zufolge mindestens 30 Offshore-Firmen in Steueroasen genutzt haben, um 14 Luxusanwesen in den Vereinigten Staaten und Großbritannien zu kaufen.

Tschechischer Ministerpräsident Babiš: Enthüllung ist Verleumdungsversuch

Auch der aktuelle tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš taucht in den Enthüllungen auf. Er soll im Jahr 2009 Briefkastenfirmen genutzt haben, um anonym ein französisches Landschloss für mehr als 15 Millionen Euro zu kaufen. Für Babiš ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung ungünstig: Am Freitag und Samstag wird in Tschechien ein neues Parlament gewählt, die Enthüllungen könnten sich auf das Ergebnis auswirken.

Babiš macht seinem Ärger auf Twitter Luft. Die Enthüllungen bezeichnet er als Verleumdungsversuch zur Beeinflussung der Wahl: "Ich habe nie etwas Illegales oder Falsches getan", schreibt der Ministerpräsident.

Anders sieht das Kamil Kouba. Der Tscheche hat früher als Ermittler im Bereich der Finanzkriminalität gearbeitet und sagt der "Süddeutschen Zeitung": "Die Person, die hinter dem ganzen Plan steckt, hat eine falsche Geldquelle geschaffen, damit nie herausgefunden wird, woher das Geld tatsächlich stammt. Das ist wie aus einem Lehrbuch für Geldwäsche.

"Pandora Papers": Größtes Datenleck zu Steueroasen in der Geschichte

Die "Pandora Papers" seien damit das bislang größte Datenleck zu Geschäften in Steueroasen. In den vertraulichen Dokumenten fänden sich unter anderem auch Namen von prominenten Spitzenathleten und Firmenvorständen.

An den "Pandora Paper"-Recherchen waren Journalistinnen und Journalisten von 150 Medienorganisationen aus 117 Ländern beteiligt. Die Ergebnisse der Recherche sollen nun weltweit veröffentlicht werden.

Vergleiche zu "Panama Papers"

Im Frühjahr 2016 waren durch ein internationales Journalisten-Konsortium die "Panama Papers" an die Öffentlichkeit gelangt. Dabei handelte es sich um Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die von Journalisten weltweit ausgewertet wurden.

Aus ihnen ging hervor, dass zahlreiche Politiker, Sportler und andere Prominente Vermögen in Offshore-Firmen hielten. Durch die Enthüllungen gerieten Politiker, Geschäftsleute und Prominente unter Druck.

(amw/te/dpa)