Berlin. Laschets Aggressivität ist unattraktiv. Baerbock ist schlagfertig, aber vage. Und Scholz macht mit „Methode Merkel” vieles richtig.

Machen wir mal ein Gedankenexperiment - Krisentreffen bei Putin. Es treten der Reihe nach an: das Rumpelstilzchen, die liebe Annalena Baerbock und Pokerface. Wen traut man am ehesten zu, vor dem Bärbeißer zu bestehen? Zunehmend mehr Bürger trauen das Olaf Scholz zu, auch und gerade nach dem TV-„Triell“, der SPD-Kanzlerkandidat ist Mister Pokerface.

Telegen ist Annalena Baerbock, sie war sympathisch, hellwach – und schlagfertig. Die Grüne hat sich behauptet. Sie hat bewiesen, dass es zurecht kein Duell werden sollte, sondern ein Triell. Allerdings muss man sich eine Kanzlerin wie Baerbock erst mal leisten können. Baerbock über die Bundeswehr: besser ausstatten. Baerbock über die Polizei: mehr Mittel. Baerbock über die Schulen in Corona: Der Bund soll mehr zahlen. Baerbock über die CO2-freie Produktion der Zementindustrie: Sie wartet auf den Förderbescheid. Sie hat nicht viele Worte darüber verloren, wie Deutschland erwirtschaften soll, was sie als Kanzlerin ausgeben will. Und deswegen wird sie am 26. September eher keinen Förderbescheid bekommen.

Armin Laschets Angriffslust wirkt wenig souverän

Armin Laschet begann stark und endete schwach. Ein Mann, der beim Schlusswort für sich reklamierte, dass er Gegenwind aushalten kann – stimmt – und sich deswegen für den Wind der Veränderung empfahl. Aber will man das? Einen Kanzler, der dem Wind der Veränderung standhält? Oder nicht eher einen Kanzler, der die Segel setzt und den Wind der Veränderung nutzt?

Die Fernsehjournalisten Peter Kloeppel und Pinar Atalay moderieren das erste TV-Triell.
Die Fernsehjournalisten Peter Kloeppel und Pinar Atalay moderieren das erste TV-Triell. © --/dpa

Der Unions-Kandidat war angriffslustig, aber eben auch ziemlich „aggro“. Das ist nicht attraktiv, vor allem ist es nicht souverän. Bei zwei Fachfragen (Vorratsdatenspeicherung und Soli) stimmten die Fakten nicht, und zur Frage nach den Ostdeutschen fiel ihm nicht viel ein. Und: kein Auftritt ohne unfreiwillige Lacher. Laschet wollte, dass Scholz Rot-Rot-Grün ausschließt. Er müsse nur „Ich. Will. Das. Nicht“ sagen, „drei Wörter“. Ups.

Schließlich: der Auftritt von Merkels Juniorchef. Über Olaf Scholz sagte Laschet, „er ist lange dabei, hat viel Erfahrung, weiß, was in den Ländern wichtig ist, war Hamburger Bürgermeister und hat unter der Führung von Angela Merkel einen ordentlichen Job gemacht“.

Das war doch mal eine Empfehlung, oder?

Am Ende gab das „Triell“ den Wahlkampf im Zeitraffer wieder: Scholz ist uninspiriert, aber eine vertraute Erscheinung. Er machte keine großen Fehler und man hatte nie das Gefühl, dass er die Nerven verlieren würde. Auch nicht bei Putin. Scholz war in der Dreierrunde die beste aller Verlegenheitslösungen.