Berlin. Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in Europa aus. Was bedeutet das fürs Reisen? Diese Regeln müssen nun beachtet werden.

  • Die Delta-Mutation breitet sich in Europa aus - Portugal, Großbritannien oder Russland sind besonders betroffen
  • Während die Reisemodalitäten erst vor wenigen Wochen gelockert wurden, sind sie nun angesichts von Delta teils wieder strenger
  • Diese Regeln zu Einreise, Rückkehr und Quarantäne gelten jetzt

Angela Merkel hätte es gern übersichtlich: Gleiche Regeln für alle, die aus Staaten kommen, in denen die Delta-Variante stark verbreitet ist. Europaweit, einheitlich, strikt. Dafür wirbt die Kanzlerin bei den europäischen Nachbarn. Denn die strengen Regeln, die in Deutschland etwa für Einreisende aus den Virusvariantengebieten Großbritannien, Portugal oder Russland gelten, gelten nicht überall in Europa.

Heißt: Wer im Ausland Urlaub macht, kann sich durchaus mit Briten, Russen und Portugiesen in derselben Stranddisco wiederfinden. Gerade weil das so ist, fordern jetzt viele noch strengere Einreisekontrollen für sämtliche Rückkehrer – um eine Einschleppung der hochinfektiösen Mutante zu bremsen.

Ausbreitung der Delta-Variante: Wie ist die Lage in Deutschland?

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von einer weiteren deutlichen Steigerung des Anteils der Delta-Variante an den Corona-Neuinfektionen in Deutschland aus. Der Anteil habe in der dritten Juniwoche bereits bei 36 Prozent gelegen, sagte RKI-Chef Lothar Wieler nach Informationen dieser Redaktion. Weil die Daten aber schon ein paar Tage alt seien, müsse man sogar davon ausgehen, dass jede zweite Infektion eine mit der Delta-Mutation ist.

Corona: Welche Regeln gelten für Reisende aktuell?

Für Flugreisende gilt eine generelle Testpflicht – egal, wie groß die Corona-Belastung im Urlaubsland war. Schon vor dem Abflug muss ein negatives Testergebnis, ein Impf- oder Genesenennachweis vorgelegt werden.

Für Autofahrer und Bahnreisende gilt: Bislang sind die Kontrollen an den Grenzen teilweise sehr locker, aber es gibt sie. Mit Stichproben muss man rechnen. Bislang ist die Praxis in Deutschland lax. Das ist ein Kritikpunkt, an dem sich die Debatte nun entzündet.

Was müssen Reiserückkehrerinnen und -rückkehrer beachten?

Nach der Ankunft in Deutschland wird es kompliziert: Wer aus einem Risiko- oder Hochinzidenzgebiet heimkehrt und noch nicht vollständig gegen Corona geimpft ist, für den gilt nach wie vor eine zehntägige Quarantänepflicht. Bei einem Virusvariantengebiet sind es sogar 14 Tage - unabhängig davon, ob die rückkehrende Person geimpft oder genesen ist.

Die Zahl der betroffenen Staaten ist im Moment überschaubar: In Europa sind Teile des spanischen Festlandes und Zypern Risikogebiet, Portugal, Großbritannien und Russland sogar Virusvariantengebiet. Lesen Sie auch: Delta-Variante: Was bedeutet die Corona-Mutante für die Schulen

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Delta-Variante: Quarantäne auch für Geimpfte und Genesene

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    Tests: Können Rückkehrende aus Virusvariantengebieten die Quarantäne verkürzen?

    Wer aus einem Risiko- oder Hochinzidenzgebiet zurückkommt, also aktuell von Teilen des spanischen Festlandes und aus Zypern, kann sich von der Quarantänepflicht sofort oder nach fünf Tagen (Hochinzidenzgebiet) befreien: durch einen Antigen- oder einen PCR-Test. Für Virusvariantengebiete gilt diese Möglichkeit nicht. Die Quarantäne kann nicht verkürzt werden.

    Generell müssen alle Rückkehrer aus Gebieten mit einer der drei Risikostufen vor der Einreise nach Deutschland auf dem Internetportal www.einreiseanmeldung.de ihre Daten hinterlegen. Alle Urlauber sollten sich zudem darauf einstellen, dass Einstufungen und Einreiseregeln kurzfristig geändert werden können.

    Delta-Variante: Drohen jetzt Grenzschließungen?

    Reisende müssen sich vorerst nicht auf schärfere Corona-Bestimmungen einstellen. Das ist das Ergebnis von Beratungen von Bund und Ländern vom Montag. Die geltende Einreiseverordnung wird demnach nicht kurzfristig geändert. Das gilt auch für Landgrenzen: Innenminister Horst Seehofer (CSU) sehe "momentan keine Veranlassung für stationäre Grenzkontrollen", sagte sein Sprecher.

    Auch der Städte- und Gemeindebund hatte sich gegen strengere Regeln für Reiserückkehrer ausgesprochen. "Wichtiger als eine Anpassung der Einreiseverordnung ist die Kontrolle der bestehenden Regelungen zur Einreiseanmeldung und Quarantäne", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg unserer Redaktion. "Dabei müssen die Kommunen weiterhin auf die Unterstützung von Landes- und Bundesbehörden zählen können."

    Politiker fordern sorgfältige Kontrollen von Reiserückkehrern

    Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer forderte die Bundesregierung am Montag zur sorgfältigen Kontrolle von Urlaubsrückkehrern auf: "Das Entscheidende ist, dass wir Corona jetzt nicht einschleppen aus dem Ausland", sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion. Die Bundesregierung habe in dieser Lage "eine enorme Verantwortung". Flugreisende aus Virusvariantengebieten müssten "mit einer hohen Präzision" kontrolliert werden.

    Das sieht auch Bayerns Regierungschef Markus Söder (CSU) so: Es müsse "fixiert" werden, wie die vorhandene Testpflicht kontrolliert werde. Der Bund müsse überlegen, wie an den Grenzen Stichproben bei Einreisenden praktikabel seien.

    Niedersachsens Regierungschef Stephan Weil (SPD) hatte nicht nur engmaschigere Kontrollen an den Grenzen gefordert, sondern auch eine zweifache Testpflicht für alle Rückkehrer, die nicht voll geimpft sind. "Auch in Ländern mit vergleichsweise niedrigen Inzidenzen" laufe man Gefahr, "mit anderen Urlaubern zusammenzukommen", die die deutlich ansteckendere Delta-Variante mit sich trügen. Auch interessant: Wie lange hält die Corona-Impfung - wann wird aufgefrischt?