Rotterdam. Die italienische Band Måneskin hat das Finale des ESC 2021 gewonnen. Für Deutschland ist der Sänger Jendrik angetreten – ohne Erfolg.

  • Italien hat das Finale des Eurovision Song Contests 2021 mit "Zitti e Buoni" von Måneskin für sich entschieden
  • Auf den Plätzen zwei und drei landeten Frankreich und die Schweiz
  • Deutschlands wurde von dem Sänger Jendrik vertreten – und konnte einmal mehr nicht überzeugen
  • Lesen Sie hier, wie die Show lief und sehen Sie alle Ergebnisse im Überblick

Mit einem Sieg Italiens (524 Punkte) für die Band Måneskin und ihren Titel Zitti E Buoni ging am frühen Sonntagmorgen der 65. Eurovision Song Contest in Rotterdam zu Ende. Auf den Plätzen dahinter folgten Frankreich (499 P.), die Schweiz (432 P.), Island (378 P.) und die Ukraine (364 P.). Der deutsche Teilnehmer Jendrik belegte mit 3 Punkten den 25. und damit vorletzten Platz.

Seit 1990 mit Insieme hat Italien den Wettbewerb nicht mehr gewonnen. Überglücklich und stolz waren deshalb die zwischen 20 und 22 Jahre alten Sieger, deren Gitarrist Thomas Raggi nach dem Sieg im Green Room in Freudentränen ausbrach.

Måneskin ließen Gjon's Tears und Barbara Pravi hinter sich

Der Erfolg Italiens macht deutlich, was in der Publikumsgunst in diesem zweiten Corona-Jahr in Europa ganz vorne lag: harter Aggressionsabbau, lauter und schriller Rock. Denn das bietet die nach dem dänischen Wort für Mondschein Måneskin genannte Avantgarde-Rockband. Mit dem Schwerpunkt auf lyrischen Texten und mit genderfluidem Auftreten konnten sie vor allem die Televoter für sich einnehmen.

Deren Feierlaune dürften durch die Vorwürfe, Sänger Damiano David habe während der Show Kokain genommen, etwas getrübt worden sein. ESC-Fans wollten David beim Ziehen erwischt haben – die Band dementierte die Vorwürfe noch am Abend und kündigte an, sich einem Drogentest unterziehen zu wollen. Lesen Sie dazu: Drogen-Vorwürfe gegen Måneskin – Band wehrt sich

Nach der als erste bekannt gegebenen Wertung der Jurys sah alles nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen zwei ruhigen Chansons aus der Schweiz (Gjon’s Tears mit Tout l’Univers) und Frankreich (Barbara Pravi mit Voilà) aus. Die Schweiz war Jury-Siegerin. Doch satte 318 Punkte des Televotings ließ die italienische Rocknummer an den französisch-sprachigen Chansons vorbeischießen.

ESC 2021: Die Ergebnisse im Überblick

  1. Italien: Måneskin – Zitti e buoni (524 Punkte)
  2. Frankreich: Barbara Pravi – Voilà (499 Punkte)
  3. Schweiz: Gjon's Tears – Tout l'univers (432 Punkte)
  4. Island: Daði og Gagnamagnið – 10 Years (378 Punkte)
  5. Ukraine: Go_A – Shum (364 Punkte)
  6. Finnland: Blind Channel – Dark Side (301 Punkte)
  7. Malta: Destiny – Je me casse (255 Punkte)
  8. Litauen: The Roop – Discoteque (220 Punkte)
  9. Russland: Manizha – Russian Woman (204 Punkte)
  10. Griechenland: Stefania – Last Dance (170 Punkte)
  11. Bulgarien: Victoria – Growing Up Is Getting Old (170 Punkte)
  12. Portugal: The Black Mamba – Love Is On My Side (153 Punkte)
  13. Moldau: Natalia Gordienko – Sugar (115 Punkte)
  14. Schweden: Tusse – Voices (109 Punkte)
  15. Serbien: Hurricane – Loco Loco (102 Punkte)
  16. Zypern: Elena Tsagrinou – El Diablo (94 Punkte)
  17. Israel: Eden Alene – Set Me Free (93 Punkte)
  18. Norwegen: Tix – Fallen Angel (75 Punkte)
  19. Belgien: Hooverphonic –The Wrong Place (74Punkte)
  20. Aserbaidschan: Efendi – Mata Hari (65 Punkte)
  21. Albanien: Anxhela Peristeri – Karma (57 Punkte)
  22. San Marino: Senhit feat. Flo Rida – Adrenalina (50 Punkte)
  23. Niederlande: Jeangu Macrooy – Birth Of A New Age (11 Punkte)
  24. Spanien: Blas Cantó – Voy a quedarme (6 Punkte)
  25. Deutschland: Jendrik – I Don't Feel Hate (3 Punkte)
  26. Großbritannien: James Newman – Embers (0 Punkte)

ESC: So schnitt Jendrik im Vergleich ab

Keinen Erfolg hatte dagegen der deutsche Teilnehmer Jendrik. Er belegt mit 3 Punkten den 25. Platz. 2 Punkte gab es von der Jury aus Österreich, einen Punkt aus Rumänien; vom Publikum gab es europaweit keinen einzigen Punkt. Nur Großbritannien hatte noch weniger Punkte, nämlich 0.

Dabei hat Deutschland viel Ungewohntes versucht: Es wurde gesteppt und getanzt; es gab eine regelrechte Choreografie zu einer bunten und schrillen Performance. Der NDR hat viel Geld in die Song- und Künstlerauswahl gesteckt – mit zwei Jurys und den Unternehmensberatern Simon-Kucher. Und man hatte sich definitiv in diesem Jahr mehr erwartet. Doch die Umsetzung der Botschaft des Liedes mit dem Titel "I don't feel hate" (dt.: "Ich fühle keinen Hass") von einem gelungenen Musikvideo auf die Bühne enttäuschte.

Der Hamburger Sänger Jendrik mit seiner Band beim ESC-Finale in Rotterdam.
Der Hamburger Sänger Jendrik mit seiner Band beim ESC-Finale in Rotterdam. © Peter Dejong/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Jendrik selbst zeigte sich nach der Show in einem Statement allerdings zufrieden: er habe Spaß gehabt, sein Traum, am Eurovision Song Contest teilzunehmen sei in Erfüllung gegangen. "Ich bin glücklich", sagte er. "Seit ein paar Monaten habe ich gemerkt, dass es mit meinem Song international wohl nicht so gut läuft. Aber mein Ziel war es hierher zu kommen und ich habe die deutschen Jurys überzeugt und bin jetzt hier."

Vor allem das Finale habe ihm riesige Freude gemacht. "So soll ESC doch sein. Heute haben wir endlich erlebt, was der ESC eigentlich bedeutet, nämlich zusammen zu sein und zusammen zu feiern."

ESC 2021 fand unter strikten Corona-Regeln statt

Mehr als 100 Millionen Zuschauer verfolgen jährlich weltweit den Song Contest. In dieser Pandemie-Ausgabe wirkte vieles wie immer, war aber hinter den Kulissen doch anders. Ein Totalausfall der größten Musikshow der Welt wie im ersten Coronajahr 2020 sollte sich keinesfalls wiederholen. Die gastgebenden Niederlande taten alles, das Event stattfinden zu lassen.

Die Moderatoren Edsilia Rombley (l-r), Chantal Janzen, Jan Smit und Nikkie de Jager moderieren die erste Generalprobe für das große Finale des 65. Eurovision Song Contest.
Die Moderatoren Edsilia Rombley (l-r), Chantal Janzen, Jan Smit und Nikkie de Jager moderieren die erste Generalprobe für das große Finale des 65. Eurovision Song Contest. © dpa

Alle Künstler, Delegationen, Journalisten, Caterer oder Bühnenarbeiter unterlagen einer strengen Testpflicht und Abstandsregeln. Das Publikum für die Live-Shows wurde auf 3500 Zuschauer unter 70 Jahre und ohne Vorerkrankungen beschränkt. Sie hatten einen aktuellen negativen Corona-Test vorzuweisen und sind angehalten, sich fünf Tage nach dem Event erneut testen zu lassen.

Im sogenannten Fieldlab-Programm möchten Politik, Wissenschaft und die Event-Branche ausloten, wie sich Großveranstaltungen in einer Pandemie durchführen lassen. Wie wichtig solche Versuche sind, wurde an den Reaktionen deutlich: Viele Künstlerinnen und Künstler zeigten sich aufgewühlt und gerührt, endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen.

In ganz Europa wurden Bilder feiernder und jubelnder Fans in der Halle ausgestrahlt – für viele, das war Kommentaren in den sozialen Medien zu entnehmen – ein Zeichen der Hoffnung.

Corona: Mehrere positive Tests vor ESC-Finale

Zwar beeinflussten zwei positive Tests die Finalshow am Samstagabend: der ESC-Sieger von Tel Aviv, Duncan Laurence (Arcade, 2019) infizierte sich und konnte beim Finale nur per Videoeinspielung teilnehmen. Auch die isländische Kultband Daði og Gagnamagnið konnte wegen mindestens eines positiven Tests nur virtuell mitsingen.

Doch bei insgesamt etwa 25.000 durchgeführten Tests seit Anfang April wurden nur 16 Personen positiv getestet. Wie die Rate nach dem Wettbewerb unter dem Hallenpublikum ausfallen wird, muss natürlich beobachtet werden.

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