Berlin. Was unterscheidet den “Lockdown light“ vom harten Lockdown? Was ist ein “Brücken-Lockdown“? Ein Überblick über die Corona-Maßnahmen.

Harter oder weicher Lockdown, mit Brücke oder als Wellenbrecher? Im Lauf der Pandemie hat die Politik mit verschiedenen Maßnahmen-Paketen versucht, die Corona-Pandemie zu bekämpfen.

Immer war das Ziel, die Zahl der Neuinfektionen so gering wie möglich zu halten, um das Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu bewahren. Lesen Sie hier, was die einzelnen Lockdowns voneinander unterscheidet.

Wann begann der Lockdown?

Der erste Lockdown trat am 22. März 2020 in Kraft. Anders als viele europäische Nachbarländer verzichteten Bund und Länder allerdings darauf, Ausgangsperren einzuführen. Stattdessen wurden Kontaktbeschränkungen erlassen.

  • Erlaubt waren etwa nur Treffen mit einer weiteren Person bei Einhaltung eines Mindestabstands von damals zwei Metern
  • Restaurants, Bars, Clubs, Kultureinrichtungen und Dienstleistungsbetriebe wie Friseure oder Massage-Praxen mussten schließen
  • Mit einer Dauer von sieben Wochen war der erste Lockdown vergleichsweise kurz. Am 11. Mai bereits konnten Restaurants und Bars wieder öffnen
  • Am 15. Juni traten weitere Lockerungen in Kraft – das Leben normalisierte sich im Sommer 2020 weitgehend

Was hatte es mit dem "Lockdown light" auf sich?

Von einem "Lockdown light" war zum ersten Mal Ende Juni 2020 die Rede. Nach einem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik von Tönnies wurde das öffentliche Leben in zwei Kreisen in Nordrhein-Westfalen vorübergehend wieder eingeschränkt. Die Maßnahmen blieben regional begrenzt, manche Bundesländer führten Einreisebeschränkungen für Menschen aus den betroffenen Kreisen ein.

  • Geschlossen wurden etwa Kinos, Museen und Fitnessstudios
  • Auch Kontaktbeschränkungen wurden wieder erlassen
  • Restaurants und Bars hingegen durften weiterhin öffnen

Vertreter der beiden betroffenen Kreise hatten die Maßnahmen – im Vergleich zu denen aus dem kurz zuvor beendeten bundesweiten Lockdown – als "Lockdown light" bezeichnet. CDU-Landrat Sven Adenauer etwa sagte: "Wenn man das vergleicht mit dem, was wir im März hatten, ist das was, mit dem man sich arrangieren kann. Längst nicht so hart und nur auf eine Woche begrenzt."

Wozu diente der "Wellenbrecher-Lockdown"?

Am 2. November 2020 ging Deutschland in den "Wellenbrecher-Lockdown". Die Maßnahmen – die von verschiedenen Politikern wie Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) auch als "Lockdown light" bezeichnet wurden – waren nach einem vergleichsweise normalen Sommer mit wenigen Einschränkungen dazu gedacht, ein vergleichsweise normales Weihnachtsfest zu ermöglichen. Die Idee hinter dem "Wellenbrecher" war, die zweite Corona-Welle zu brechen. Vorübergehend harte Maßnahmen sollten das exponentielle Wachstum der Corona-Infektionen verhindern.

  • Die dazu eingeführten Regeln und Auflagen umfassten unter anderem die Schließung von Hotels und Gastronomie, des Einzelhandels mit Ausnahme der Läden für den täglichen Bedarf, die Schließung von Sportstätten und sämtlichen Kultureinrichtungen im ganzen Land
  • Auch Schulen und Kitas mussten schließlich zu machen und auf Distanzunterricht und Notbetreuung umschalten
  • Dazu traten strenge Kontaktbeschränkungen in Kraft
  • Die Pflicht zum Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes beim Einkaufen oder im Öffentlichen Nahverkehr wurde eingeführt

Auch mit der Verschärfung des "Wellenbrecher-Lockdowns" zum 1. Dezember blieb der erhoffte Effekt aber weitgehend aus. Statt wie mit dem ersten Lockdown die Infektionszahlen spürbar zu reduzieren, verharrten sie diesmal auf einem hohen Niveau. Winfried Kretschman, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, bezeichnete den "Wellenbrecher-Lockdown" im Nachhinein als einen Fehler. Auch die Kanzlerin räumte in einer Regierungserklärung am 11. Februar Fehler in der Pandemie-Bekämpfung ein.

Was war die "Osterruhe"?

Die "Osterruhe" sollte dazu dienen, das Infektionsgeschehen über die Osterfeiertage 2021 zu kontrollieren. Der Gründonnerstag und Ostersamstag sollten als einmalige Ruhetage gesetzlichen Feiertagen gleichgestellt werden. Damit wäre das öffentliche Leben vom 1. bis zum 5. April weitestgehend zum Erliegen gekommen.

An der Regelung kam allerdings schnell Kritik auf, viele Fragen waren ungeklärt geblieben. Schließlich berief die Bundeskanzlerin eine spontane Schalte von Bund und Ländern ein und kippte die nur wenige Tage zuvor beschlossene "Oster-Ruhe" wieder. Anschließend trat sie vor die Presse und bat öffentlich für die Verwirrung um Verzeihung.

Gab es einen harten Lockdown?

Einen harten Lockdown hat Deutschland bisher noch nicht erlebt. Zwar galten vom 2. November 2020 bis zum Corona-Gipfel am 3. März 2021 sehr strenge Regeln. Ein echter harter Lockdown aber würde noch tiefer in die Freiheitsrechte der Menschen eingreifen.

  • In Portugal etwa, wo die Pandemie nach Weihnachten weitgehend außer Kontrolle geraten war, verhängte die Regierung drastische Ausgangssperren. Das Haus verlassen durfte nur, wer zum Arzt, zur Arbeit oder zum Lebensmitteleinkauf wollte.
  • Auch in Irland, das nach Weihnachten eine Explosion der Corona-Infektionen erlebte, mussten sich die Menschen einem harten Lockdown unterwerfen, der etwa längere Reisen innerhalb des Landes untersagte und Baustellen schloss. Dazu galt ein eingeschränkter Bewegungsradius.

Wie ein solcher harter Lockdown in Deutschland aussehen kann, skizzierte unlängst SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Ausgangsbeschränkungen, die Pflicht zum Homeoffice und zu Corona-Tests in Betrieben gehören aus seiner Sicht dazu. Medienberichten zufolge dürften auch Schulen und Kitas bei einem harten Lockdown wieder schließen. Möglich wäre zudem, dass der Bund über eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes mehr Kompetenzen bekommt, um die Pandemiebekämpfung in den einzelnen Bundesländern einheitlich zu gestalten.

Was ist der "Brücken-Lockdown"?

Der "Brücken-Lockdown" ist eine Idee von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Der CDU-Chef will einen kurzen, harten Lockdown im April durchsetzen.

  • Die Corona-Maßnahmen sollen dabei verschärft werden, bis möglichst viele Menschen in Deutschland geimpft sind
  • Am Dienstag sagte der Parteivorsitzende im ZDF, es sei abzusehen, "dass schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft" seien. Bis dahin müsse das öffentliche Leben weiter zurückgefahren werden.

Der "Brücken-Lockdown" soll die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 drücken, dann sollen Tests und ein verstärkter Einsatz der Luca-App das Niveau halten. Unklar ist allerdings bislang, welche Maßnahmen genau den "Brücken-Lockdown" begleiten sollen und wie lange dieser härtere Lockdown wirklich dauert. Ministerpräsident Laschet sprach von "zwei, drei Wochen".