Berlin. Donald Trump vergisst nie. Nun watscht er seinen Ex-Verbündeten Mitch McConnell ab – und befeuert den Machtkampf in der eigenen Partei.

Er kann es nicht lassen. Wahl verloren, Impeachment-Verfahren mit einem Freispruch zweiter Klasse über die Bühne gebracht. Und trotzdem ist für den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nicht Schluss. Aus dem fernen Luxus-Golf-Domizil Mar-A-Lago in Florida holzte er gegen seinen langjährigen Weggefährten Mitch McConnell, Fraktionschef der Republikaner im Senat. Lesen Sie auch: Mar-A-Lago: So protzig wohnt Donald Trump in Florida

McConnell sei ein „politischer Nichtsnutz“, wetterte Trump in einer Mitteilung. „Die Republikanische Partei kann mit politischen ‚Anführern‘ wie Senator Mitch McConnell an der Spitze nie wieder respektiert werden oder stark sein“, giftete Trump. „Wenn die republikanischen Senatoren an ihm festhalten, werden sie nicht wieder gewinnen. Er wird niemals tun, was getan werden muss oder was für unser Land richtig ist.“ Revanchegelüste, Rache, kalte Wut sprachen aus den Zeilen.

Donald Trump, Ex-Präsident der USA, hat mit einer Tirade gegen den Top-Republikaner Mitch McConnell den Richtungsstreit in seiner Partei befeuert.
Donald Trump, Ex-Präsident der USA, hat mit einer Tirade gegen den Top-Republikaner Mitch McConnell den Richtungsstreit in seiner Partei befeuert. © dpa | Evan Vucci

Trump und McConnell: Bruch nach Sturm aufs Kapitol

McConnell war in den vergangenen Jahren der Mehrheitsführer der Republikaner im Senat und einer der mächtigsten Verbündeten von Trump. Nach der gewaltsamen Erstürmung des US-Kapitols durch aufgeheizte Trump-Anhänger am 6. Januar kam es jedoch zum Bruch zwischen den beiden.

Trump-Anhänger sind am 6. Januar in das Parlamentsgebäude gewaltsam eingedrungen, während der Kongress dort tagte, um den Ausgang der Präsidentschaftswahl zu zertifizieren. Der Präsident hatte seine Unterstützer kurz zuvor bei einer Kundgebung mit der mehrfach widerlegten Behauptung aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei.

Impeachment: McConnell spricht Trump frei, erhebt aber Vorwürfe

McConnell sprach Trump zwar im Impeachment-Verfahren vom Vorwurf der „Anstachelung zum Aufruhr“ frei. Trump sei nicht mehr Präsident, sondern privater Bürger – ein Prozess somit nicht zulässig. Doch danach warf er dem Ex-Chef des Weißen Hauses vor, „praktisch und moralisch“ für die Erstürmung des Kapitols verantwortlich zu sein.

Zudem hatte McConnell quasi dazu aufgerufen, dass wegen des Angriffs auf das Kapitol vor Gericht gegen Trump vorgegangen werden sollte. „Wir haben eine Strafjustiz in diesem Land, wir haben Zivilklagen - und frühere Präsidenten sind gegen keines von beiden immun“, hatte er gesagt. Es war quasi ein Appell, Trumps weitere politische Zukunft durch die Hintertür zu vermasseln.

 Mitch McConnell, Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat.
Mitch McConnell, Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat. © dpa | Manuel Balce Ceneta

Bei den Republikanern tobt ein Machtkampf über die Ausrichtung der Partei

Die neuesten Attacken Trumps platzen inmitten eines Streits über die zukünftige Ausrichtung der Republikaner. Diese haben nicht nur das Weiße Haus, sondern auch die Kontrolle über den Senat an die Demokraten verloren. Trump ließ durchblicken, dass er bei der Präsidentschaftswahl 2024 noch einmal antreten wolle. Zumindest will er auch von außen in der Partei die Fäden ziehen. Lesen Sie auch: Ex-Präsident Donald Trump kündigt an: "Wir kommen zurück"

Radikale Sprache, Verrohung der politischen Sitten, Abschottung gegenüber Flüchtlingen und „America-First“-Parolen gehören dazu. Trump hat nach wie vor etliche Anhänger in der Partei – zum Beispiel Marjorie Taylor Greene, Abgeordnete im Repräsentantenhaus.

Sie ist eine glühende Verehrerin Trumps, verbreitete Verschwörungstheorien der rechtsextremistischen Gruppe QAnon und leitete ein Tweet weiter, das zur Hinrichtung der demokratischen Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi aufrief.

Joe Biden hat keine Lust mehr, über Trump zu reden

Der Ex-Präsident setzt auf diese radikalen Kräfte bei den Republikanern. Deren Kandidatur will er bei den nächsten Zwischenwahlen zum Kongress 2022 unterstützen. In der Parteibasis ist Trump unverändert populär. Zu wenige gemäßigte Republikaner haben bisher den konsequenten Schnitt mit dem Trumpismus gewagt. Sie fürchten, bei den Kongress-Wahlen abgestraft zu werden. Auch interessant: rump nicht mehr Präsident - so geht es für den Clan weiter

Trump weiß das. Seine Attacke gegen McConnell soll seine Kritiker mundtot machen und die ihm hörigen Rechtspopulisten stärken.

Präsident Joe Biden hat die Querschüsse seines Vorgängers satt. „Ich bin es leid, über Trump zu reden“, sagte der 78-Jährige bei einer vom Sender CNN übertragenen Fragestunde mit Bürgern in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin. „Vier Jahre lang war alles, was in den Nachrichten war, Trump.“ In den kommenden vier Jahren - also in seiner Amtszeit - wolle er dafür sorgen, dass das amerikanische Volk im Mittelpunkt stehe. Doch Trump, so scheint es, verschafft sich auch ohne Twitter & Co. Gehör.