Istanbul. Der Ex-“Cumhuriyet“-Chefredakteur Dündar lebt im deutschen Exil. In der Türkei werden ihm Terrorunterstützung und Spionage vorgeworfen.

Gegen den im deutschen Exil lebenden Journalisten Can Dündar ist in der Türkei ein Urteil gefallen. Das Gericht in Istanbul entschied laut Protokoll am Mittwoch: 18 Jahre und neun Monate Haft wegen Spionage und weitere acht Jahre und neun Monate wegen Terrorunterstützung für den ehemaligen "Cumhuriyet"-Chefredakteur.

Dündar hatte nach Ansicht der Richter unter anderem Staatsgeheimnisse mit dem Ziel der militärischen und politischen Spionage erhalten. Die Festnahme des Journalisten wurde erneut angeordnet.

Dündars Anwälte boykottierten die Gerichtsverhandlung

Die Anwälte Dündars boykottierten aus Protest die Verhandlung. Sie hatten die Entscheidung zuvor damit begründet, dass sie kein Urteil legitimieren wollen, das zuvor bereits politisch entschieden worden sei. Hintergrund des Gerichtsverfahrens sollen Veröffentlichungen aus dem Jahr 2015 in der regierungskritischen Zeitung „Cumhuriyet“ zu Waffenlieferungen an Syrien sein.

Der ehemalige "Cumhuriyet"-Chefredakteur Dündar war im Mai 2016 wegen Geheimnisverrats zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt worden. Vom Vorwurf der Spionage wurde er damals freigesprochen. Ein Berufungsgericht kassierte das Urteil jedoch später und entschied, dass Dündar sich in einem neuen Verfahren auch wegen Spionage verantworten müsse.

Dündar wollte sich nicht einschüchtern lassen

Zu den Cumhuriyet-Berichten sagte Dündar damals, die Schuld liege nicht bei den Journalisten, sondern bei der türkischen Regierung, die ohne Zustimmung des Parlaments und ohne Wissen der Öffentlichkeit "illegal" Waffen nach Syrien geliefert hätten. Die türkische Führung könne ihn und seine Kollegen "niemals einschüchtern", sagte Dündar. "Wir werden das, was wir als richtig erachten, in allen Bereichen bis zum Ende verteidigen."

Dündar war nach seiner Verurteilung 2016 aus der Türkei ausgereist. Er lebt zurzeit in Deutschland. (dpa, jtb)