Berlin. Der letzte Maischberger-Talk in diesem Jahr ist geprägt von offenen Fragen zur Corona-Pandemie. Auch Donald Trump darf nicht fehlen.

  • Beim letzten „Maischberger“-Talk in diesem Jahr ging es wieder einmal um die Corona-Pandemie
  • Diskutiert wurde unter anderem, ob der Lockdown deutschlandweit verschärft werden muss
  • Bundesgesundheitsminister Jens Spahn überraschte mit einer Aussage zum Corona-Impfstoff

Deutschland blickt auf die Feiertage rund um Weihnachten und Silvester: Die Corona-Fallzahlen bleiben alarmierend hoch und mit 590 Todesfällen an einem Tag gibt es einen traurigen Rekord. Wie reagiert die Politik? Bundeskanzlerin Angela Merkel appellierte emotional wie selten im Bundestag, jetzt zu reagieren und die Corona-Maßnahmen zu verschärfen. Dementsprechend lautete auch die beherrschende Frage beim Mittwochs-Talk von Sandra Maischberger: „Muss der Lockdown deutschlandweit verschärft werden?“

„Maischberger. Die Woche“ – das waren die Gäste:

  • Jens Spahn, CDU (Bundesgesundheitsminister)
  • Melanie Brinkmann (Virologin)
  • Joe Kaeser (Siemens-Chef)
  • Ingo Zamperoni (ARD-„Tagesthemen“-Moderator)
  • Dagmar Rosenfeld (Chefredakteurin „Die Welt“)
  • Peter Zudeick (Journalist)

Maischberger: Jens Spahn überrascht mit Impfankündigung

Dass der „Lockdown Light“ nur teilweise funktioniert hat, darüber sind sich die Gäste des Talks einig. Journalist Peter Zudeick sah die Debatte um neue bundeseinheitliche Verschärfungen dennoch kritisch – schließlich würden die regionalen Lockdowns zeigen, dass die geltenden Beschlüsse funktionieren.

Virologin Melanie Brinkmann betonte, die Debatte sei nötiger denn je. „Die Zahlen lügen ja nicht“, sagte Brinkmann. Die Corona-Infektionszahlen seien zu hoch, die Politik nun am Zug. Und auch den Konflikt zwischen Wirtschaft und Gesundheitsschutz erklärte Brinkmann aus ihrer Sicht: Wirtschaftliche Erholung und Lockdown würden Hand und Hand gehen. „Am besten würden wir alle zuhause bleiben“, denn „je härter der Lockdown, desto kürzer ist er auch“, betonte sie.

Für Ingo Zamperoni waren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Mainzer Impfstoff-Entwickler von Biontech die Gewinner der Pandemie. In Großbritannien haben die Impfungen begonnen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gab sich dazu im Interview sicher: „Wenn all die Zulassungen kommen, können wir spätestens im dritten Quartal jedem in Deutschland ein Impfangebot machen.“ Eine Überraschung im Maischberger-Talk, der eine leichte Ungläubigkeit zurückließ.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) überraschte die Gäste bei „Maischberger“ mit einer Prognose zum Impfplan.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) überraschte die Gäste bei „Maischberger“ mit einer Prognose zum Impfplan. © WDR | Max Kohr

Tübingens Boris Palmer plötzlich Positivbeispiel

Eindrücklich deutlich wurde, um was es aktuell geht: Rund 60 Prozent der Corona-Todesfälle wurden zuletzt in Alten- und Pflegeheimen verzeichnet, 87 Prozent in der Altersgruppe über 70. Anders ist das in Tübingen, verzeichnete die Stadt zuletzt doch keinen einzigen Corona-Fall in Senioreneinrichtungen. Moderatorin Sandra Maischberger hätte hier sicherlich drängender bei CDU-Politiker Spahn nachfragen können, ob das Palmer-Modell nicht ein Deutschland-Modell hätte sein können.

„Wir erleben die größte Krise in Friedenszeiten seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Joe Kaeser, der die gesellschaftlichen Folgen des Lockdowns einordnete: Depressionen, Vereinsamung, eine Gefährdung des sozialen Friedens im Land. Eine Meinung zu den diskutierten Verschärfungen ließ sich Kaeser von Maischberger nicht entlocken, er sei schließlich „kein Mediziner“.

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Corona-Talk: Donald Trump darf nicht fehlen

Dafür brachte der scheidende Siemens-Chef Joe Kaeser das zweite große Thema im Talk auf: Donald Trump. Die „Welt“-Journalistin Dagmar Rosenfeld glaubt, dass die Trump-Anhänger den Zeitpunkt für einen „Bürgerkrieg“ verpasst hätten. Das scheint so zu sein, jedenfalls herrschte beim Thema Donald Trump kein wirklicher Diskussionsbedarf bei den Gästen des Maischberger-Talks.

Lediglich Ingo Zamperonis US-amerikanischer Schwiegervater, der in einer Dokumentation des „Tagesthemen“-Moderators zu Wort kommt, gab mit seiner positiven Einstellung zu Trumps Wirtschaftspolitik Kontra.

Zamperoni analysierte: Das Gift Donald Trumps würde aufgehen, er sähe systematisch Zweifel an der Rechtmäßigkeit der US-Präsidentschaftswahl. Auch hier kam die Corona-Pandemie ins zurück in den „Maischberger“-Talk, denn die langsame Auszählung der Briefwahlunterlagen würde Trumps Argumentation unterstützen.

Nach Merkels emotionaler Rede im Bundestag war die Frage nach verschärften Corona-Maßnahmen auch das beherrschende Thema bei „Maischberger“.
Nach Merkels emotionaler Rede im Bundestag war die Frage nach verschärften Corona-Maßnahmen auch das beherrschende Thema bei „Maischberger“. © WDR | Max Kohr

Fazit

Ein insgesamt souveräner Abschluss-Talk für das Jahr 2020, bei dem lediglich Jens Spahn mit seinem Impfstoff-Versprechen für Aufregung sorgte. Deutlich wurde aber, dass entscheidende Fragen in der Corona-Pandemie weiterhin nicht geklärt sind:

Können Geimpfte das Coronavirus im Sinne einer „sterilen Immunität“ trotz Impfung weitergeben? Wie kann ein europaweiter Gesundheitsschutz – und ohne europäisches Coronavirus-Ping-Pong-Spiel – sinnvoll organisiert werden? Auch die Frage, ob es einen bundesweiten Lockdown geben wird, gehört dazu.

„Maischberger. Die Woche“ – so liefen die letzten Sendungen