Berlin. CSU-Politiker Söder ist für die Deutschen bester Merkel-Nachfolger aus der Union. Favorit für den CDU-Parteivorsitz ist Minister Spahn.

Die Union blickt an diesem Samstagabend gespannt auf das Schaulaufen der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz und der Außenpolitiker Norbert Röttgen werden am Abend in Berlin auf Einladung der Jungen Union (JU) erstmals gemeinsam auf der Bühne stehen.

Dort stellen sie sich den Fragen der Parteijugend – und zwar coronagerecht. Per Videokonferenz sind die Mitglieder der Jugendorganisation von CDU und CSU zugeschaltet und können den Bewerbern Fragen stellen. Zum Ende der Veranstaltung beginnt eine zweiwöchige JU-Mitgliederbefragung. Den Kandidaten mit den meisten Stimmen will die JU dann auf dem im Dezember geplanten CDU-Bundesparteitag unterstützen.

Keiner der Bewerber Favorit für Parteivorsitz

Eine exklusive Umfrage im Auftrag unserer Redaktion im Vorfeld der Veranstaltung zeigt jedoch, dass den Bundesbürgern keiner der drei Bewerber als klarer Favorit für den CDU-Vorsitz oder für das Kanzleramt gilt. Lesen Sie auch: Kann Armin Laschet Kanzler? Das sagt Markus Söder dazu

Stattdessen trauen die Deutschen am ehesten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu, ein guter CDU-Vorsitzender zu werden, wie die repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Kantar ergab. Dabei bewirbt sich Spahn nicht für den Posten – anders als vor zwei Jahren.

22 Prozent der Befragten sprechen sich dennoch für Spahn aus. 19 Prozent sind für Merz, 17 Prozent für Laschet und 8 Prozent für Röttgen. 18 Prozent geben an, den CDU-Vorsitz keinem der vier zur Auswahl gestellten Politiker zuzutrauen. Weitere 18 Prozent wollten sich nicht festlegen. Spahn unterstützt bisher Laschets Bewerbung, doch werden in der CDU Stimmen laut, die eine Kandidatur des Gesundheitsministers befürworten.

Keiner der CDU-Bewerber Favorit für Kanzlerkandidatur

Auch in der Frage der Kanzlerkandidatur macht laut der Umfrage keiner der drei Bewerber um den CDU-Vorsitz das Rennen. Vielmehr trauen 34 Prozent am ehesten dem Bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Markus Söder zu, ein guter Unionskandidat für die Nachfolge der amtierenden Regierungschefin Angela Merkel zu sein.

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Der Bayer liegt klar vor Merz, der als Zweitplatzierter lediglich 12 Prozent der Deutschen von sich überzeugen kann. Noch schlechter schneiden Spahn (8 Prozent), Laschet (7 Prozent) und Röttgen (5 Prozent) ab. 16 Prozent der Befragten bezweifeln, dass einer der fünf genannten Unionspolitiker ein erfolgreicher Nachfolger von Merkel werden könnte. 17 Prozent trafen keine Entscheidung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Jens Spahn und Armin Laschet (v.l., alle CDU) und Markus Söder (r., CSU). Die Deutschen trauen den CDU-Vorsitz am ehesten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu.
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Jens Spahn und Armin Laschet (v.l., alle CDU) und Markus Söder (r., CSU). Die Deutschen trauen den CDU-Vorsitz am ehesten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu. © dpa | Bernd von Jutrczenka

Söders Vorsprung in der Union noch größer

Unter den Anhängern von CDU und CSU ist der Vorsprung eines Kanzlerkandidaten Söder noch größer. 44 Prozent trauen ihm zu, ein guter Merkel-Nachfolger zu werden. 19 Prozent entschieden sich für Merz, 13 Prozent für Spahn, 12 Prozent für Laschet und 7 Prozent für Röttgen.

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In der Frage, wer ein guter CDU-Chef werden kann, liegt unter den Wählern der Union Merz deutlich vorn. 33 Prozent votierten für den einstigen Vorsitzenden der Unionsfraktion, 25 Prozent für Laschet. Spahn, der in der Gesamtbevölkerung vorn liegt, kommt im Unionslager mit 22 Prozent nur auf Platz drei. Abgeschlagen Letzter ist Röttgen mit 9 Prozent.

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    Vertrauen in die Kanzlerfähigkeiten

    Ein Ergebnis der Umfrage, das auch ins Auge sticht: Das Vertrauen in die Kanzlerfähigkeiten des CSU-Chefs ist im Lager der Linkspartei mit 44 Prozent so hoch wie unter den Unionsanhängern. Unter den Wählern von SPD und Grünen kommt Söder jeweils auf 36 Prozent, bei den AfD-Anhängern auf 30 Prozent. Lediglich die Wähler der FDP entscheiden sich eher für Merz, der bei den Liberalen auf 25 Prozent Zustimmung kommt und damit acht Punkte vor Söder liegt. Lesen Sie dazu: Kanzlerkandidatur: Merkel liefert Laschet einen Heimsieg

    Im innerdeutschen Vergleich überzeugt Söder im Westen mehr als im Osten Deutschlands (35 zu 27 Prozent). Bei einem Kanzlerkandidaten Merz ist es umgekehrt (12 zu 16 Prozent). Merz kommt zudem bei Männern (16 Prozent) besser an als bei Frauen (9 Prozent) – anders als Söder, den sich 32 Prozent der Männer und 35 Prozent der Frauen als guten Kanzler vorstellen können.

    Spahn vor allem bei Grünen und SPD vorn

    Was den CDU-Vorsitz angeht, gilt Spahn unter Anhängern anderer Parteien vor allem bei den Wählern von Grünen und SPD als Favorit (42 und 30 Prozent). Die Zustimmung für Merz ist der Umfrage zufolge bei AfD-Wählern am größten. Dort hält sogar jeder Zweite (50 Prozent) Merz für einen geeigneten Parteichef – das ist weitaus mehr als im eigenen Unionslager.

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    Bei Anhängern der FDP sind 29 Prozent für Merz, unter SPD-Wählern 19 Prozent. Laschet gilt besonders unter Anhängern der Linkspartei als ein geeigneter CDU-Vorsitzender (35 Prozent). Wähler der Grünen und der SPD halten zu 21 beziehungsweise 18 Prozent Laschet für den besten CDU-Chef. Röttgen erhält außerhalb der eigenen Partei bei den Grünen die meiste Zustimmung (11 Prozent).

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