München. In seiner Rede am CSU-Parteitag liest Ministerpräsident Markus Söder bedrohliche Briefe und Nachrichten vor, die er erhalten hat.

Es ist eine besondere Rede an einem besonderen CSU-Parteitag: Markus Söder zeichnet in seiner digitalen Ansprache ein düsteres Bild für die kommenden Monate und schwört die CSU und ganz Deutschland auf einen harten Corona-Winter ein. Und dann wird der Parteichef plötzlich ungewohnt persönlich: Söder berichtet von Drohungen und Anfeindungen, die ihn wegen seines konsequenten Anti-Corona-Kampfes regelmäßig erreichen. Und zitiert dann daraus.

„Sie werden den morgigen Tag nicht mehr erleben“, liest Söder vor. „Ich werde Sie erschießen, in Scheibchen schneiden und Tigern zum Fraß vorwerfen.“ Oder: „Dieser größenwahnsinnige Psychopath muss unbedingt schnellstmöglich am nächsten Baum aufgehängt werden.“ Noch einige weitere Zuschriften, eine kruder als die andere, liest der bayerische Ministerpräsident vor. „Schon ziemlich krass, oder?“, meint Söder nach dem Vorlesen der Morddrohungen.

Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, sitzt beim virtuellen Parteitag vor seiner Rede in seinem Büro in der CSU-Landesleitung. Es ist bereits der zweite Parteitag, den die CSU seit Beginn der Corona-Pandemie nur im Internet durchführt.
Markus Söder, CSU-Parteivorsitzender und Ministerpräsident von Bayern, sitzt beim virtuellen Parteitag vor seiner Rede in seinem Büro in der CSU-Landesleitung. Es ist bereits der zweite Parteitag, den die CSU seit Beginn der Corona-Pandemie nur im Internet durchführt. © dpa | Sven Hoppe

Morddrohungen: Markus Söder besorgt um Kommunalpolitiker

In einem Interview mit „phoenix“ erklärt der CSU-Chef später, dass er mit seinem Vorgehen das öffentliche Bewusstsein für diese besorgniserregende Entwicklung schärfen will. „Ich bekomme seit einiger Zeit vermehrt solche heftigen Briefe“, so Söder. „Ich habe Verständnis dafür, wenn manche einfach skeptisch sind und das auch hinterfragen. Doch bei einigen wächst das in eine Form von Theorien und Aggression hinein, die schon gefährlich ist.“

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Besonders für Kommunalpolitiker, die mit solchen Angriffen ebenfalls konfrontiert wären, sei diese Situation schwierig und gefährlich, so Söder. Um Politiker zu schützen sieht er den Staat in der Pflicht. „Man muss die rechtlichen Maßnahmen natürlich prüfen dagegen. Ich glaube ein Staat muss da sehr konsequent sein.“

Allgemein sei den Verschwörungstheorien aber nur schwer zu begegnen. „Diese ganzen Verschwörungstheorien, um Bill Gates beispielsweise, um Impfungen, um den Vorwurf, man würde Kinder möglicherweise sogar instrumentalisieren - das sind internationale Netzwerke, die da stattfinden.“ Diesen sei nur sehr schwer zu begegnen. Gerade daher müsse man aber öffentlich machen, was geschieht.

(amw / dpa)