Berlin. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hat sich mit der Sprachreform noch nicht befasst, die kurzfristig umgesetzt werden soll.

Feldwebelin, Oberstleutnantin, Bootsfrau: Bei der Bundeswehr sollen nach Plänen des Bundesverteidigungsministeriums zeitnah weibliche Dienstgrade eingeführt werden. Schon am kommenden Dienstag soll Ministeriumschefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) dazu ein Vorschlag präsentiert werden, der einem Bericht der „Welt“ zufolge innerhalb eines Jahres und damit noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden soll.

Weibliche Dienstgrade: Oberstleutnantin ja, Oberstin nein

Kramp-Karrenbauer selbst habe sich demzufolge noch nicht „mit Vorhaben zu diesem speziellen Punkt“ befasst. Es sei noch offen, ob auch die Ministerin für eine Einführung weiblicher Dienstgrade sei. Die Gleichstellung sei aber „durchgängiges Leitprinzip im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung“. Die sprachliche Gleichbehandlung sei dabei „eine von vielen Fragestellungen“, hieß es dem Bericht zufolge aus dem Ministerium.

Allerdings findet dort bei der Frage, welche Dienstgrade gegendert werden soll, offenbar eine Unterscheidung statt. So sollen laut den Plänen eine Brigadegeneralin oder eine Oberstleutnantin als Begriff eingeführt werden, eine „Hauptfrau“ oder „Oberstin“ aber nicht. Somit würde ein weiblicher Soldat gegebenenfalls weiter mit Hauptmann oder Oberst angesprochen werden. Bislang wird den Dienstgraden die Anrede „Frau“ vorangestellt.

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    Kritik: Truppe hat andere Probleme als die Bezeichnung der Dienstgrade

    Die Frauen im Verteidigungsausschuss des Bundestags sehen die Pläne eher skeptisch. Es sei ihr völlig egal, ob es weibliche Dienstgradbezeichnungen gebe, sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, der „Welt“: „Ich glaube aber, dass die Bundeswehr andere Sorgen hat.“

    Die SPD-Verteidigungspolitikerin Siemtje Möller findet es „prinzipiell gut, sich über diskriminierungsfreie Sprache Gedanken zu machen. Wenn ich mit weiblichen Angehörigen der Bundeswehr spreche, dann klagen die allerdings nicht über einen nicht gegenderten Dienstgrad, sondern über fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leergefegte Kleiderkammern, so dass sie keinen Fliegeranzug in ihrer Größe haben.“

    Mehr Frauen „würden der Gruppe guttun“

    Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), äußerte sich unzufrieden mit dem niedrigen Anteil an Frauen in der Truppe. 20 Jahre nachdem der Europäische Gerichtshof entschieden hat, dass Frauen auch zum Dienst an der Waffe zugelassen werden müssen, sei angesichts von einem Frauenanteil von derzeit etwa zwölf Prozent noch „Luft nach oben“.

    Sie sagte der „Süddeutschen Zeitung“: „Ein Anteil von 30 Prozent Frauen in der Bundeswehr, das würde der Truppe sicher guttun.“ Über den Umgang mit Frauen in der Bundeswehr sagte sie, sie seien „noch nicht überall gleichermaßen respektiert“.

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    (dpa/afp/yah)