Washington. Der Radio-Entertainer Howard Stern war einst ein enger Kumpel des US-Präsidenten. Jetzt hat Stern Trump zum Rücktritt aufgefordert.

Er ist nicht mehr der große „Straßenfeger”, dem in den 90er-Jahren Millionen lauschten, wenn er Prominente in seinen Sendungen zu bemerkenswert schweinigelnden Beichten bugsierte, um sich später über sie zu lustig zu machen. Aber Howard Stern, der Hohepriester des Vulgären in der amerikanischen Radio-Szene, findet immer noch genügend Gehör, wenn es um Donald J. Trump geht.

Zu seinen Playboy-Zeiten kam der heutige US-Präsident regelmäßig in die Show des New Yorker Schock-DJ, um über seine angebliche Virilität und seinen Schlag bei Frauen zu prahlen. Noch ungut in Erinnerung ist, wie Stern Trump kurz nach dem tragischen Tod von Englands Prinzessin Diana 1997 fragte: „Du hättest sie haben können, richtig? Du hättest mit ihr schlafen können?“ Und Trump von keiner Dezenz angehaucht antwortete: „Ich denke, das hätte ich geschafft.” Lesen Sie alle Nachrichten zum Coronavirus in den USA in unserem Live-Ticker.

Donald Trump und Howard Stern waren wie pubertierende Tölpel

Bei Stern hinterlegte Trump vor zehn Jahren auch jene Äußerung, die seither am väterlichen Verstand des mittlerweile 73-Jährigen zweifeln lässt. Damals lobte er im Radio die „üppigen“ Brüste seiner ältesten Tochter Ivanka, heute eine seiner Top-Beraterinnen, und stimmte ausdrücklich der Charakterisierung Sterns zu, dass man die Blondine als „feines Stück Hintern“ (piece of ass) bezeichnen könne.

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Die symbiotische Beziehung zwischen Trump und Stern, die sich im Radio oft mit hohem Fremdschämfaktor wie pubertierende Tölpel aufführten, ist inzwischen radikal abgekühlt. Und in dieser Woche kam der Tiefpunkt. Stern forderte den Präsidenten der Vereinigten Staaten wegen dessen Krisen-Management in der Coronavirus-Pandemie kurzerhand zum Rücktritt auf.

Jetzt ruft Stern Trump zum Rücktritt auf

„Ich denke, es wäre extrem patriotisch von Donald zu sagen, ich bin der Sache nicht gewachsen und ich will nicht länger Präsident sein”, sagte Stern in seiner Show auf dem Internet-Sender SiriusXM. Der 66-Jährige fügte hinzu, dass er Trump dafür „umarmen” würde, weil es „so einfach wäre, diesen Schritt zu tun”.

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Direkt im Anschluss machte Stern eine Bemerkung, die an die seit langem gehegte Spekulation anknüpft, wonach Trump seine Kern-Wählerschaft in Wahrheit ablehne. „Das Seltsame in dieser ganzen Geschichte ist, dass Trump die Leute am meisten verachtet, die ihn am meisten lieben”, sagte Stern. Das Gros der Menschen, die Trump wählen, würde niemals in eines seiner Hotels gelassen. „Er würde sich von ihnen angeekelt fühlen.” Lesen Sie hier: Trump attackiert Obama - nun schlägt sein Vorgänger zurück.

Warum reagiert Trump so zurückhaltend?

Der Radio-Moderator forderte seine Zuhörer auf: „Geht nach Mar-a-Lago und schaut, ob es da irgendwen gibt, der so aussieht wie ihr.” Zusatz: „Ich hasse euch dafür, dass ihr ihn gewählt habt, dass ihr keine Intelligenz habt, dass ihr nicht seht, was los ist mit diesem Corona-Virus.”

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Dass Donald Trump bis heute, anders als bei jedem anderen seiner Kritiker, nicht längst auf Twitter zurückgeschlagen hat, führen Politik-Zirkel in Washington auch darauf zurück, dass Howard Stern im Besitz vieler Tonbänder mit Trump-Interviews sei, die noch nie komplett gesendet worden seien. Trumps Sohn Donald Jr. sagte ungewohnt zurückhaltend, dass Stern offenbar nach Aufmerksamkeit schnappe.