Berlin. „Die Guten und die Bösen“ ist ein nachdenklicher „Tatort“. Hannelore Elsner ist noch einmal als Ermittlerin Elsa Bronski zu sehen.

Ein knappes Jahr nach ihrem Tod am 21. April 2019 ist Schauspielerin Hannelore Elsner jetzt in einer ihrer letzten Rollen zu sehen: Im Frankfurter „Tatort“ („Die Guten und die Bösen“, 19. April, 20.15 Uhr) spielt Elsner noch einmal Ermittlerin Elsa Bronski.

In dem Krimi, den der Hessische Rundfunk Elsner gewidmet hat, ermitteln die Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) unter erschwerten Bedingungen zu einem Fall, der auch ihr eigenes Wertesystem auf die Probe stellt. Es geht geradezu philosophisch um Schuld und Sühne.

„Tatort“ aus Frankfurt – Atmosphäre von Chaos und Verfall

Die Atmosphäre von Chaos und Verfall im Film-Polizeipräsidium wird zum Symbol für die innere Verwirrung der Ermittler. Während eines durchzechten Abends im Polizeipräsidium sinnt das Duo noch darüber nach, was seine Werte als Polizisten sind. Nicht von ungefähr: Zur Verbesserung des Arbeitsklimas wurde Brix und Janneke ein Fortbildungsseminar aufgezwungen.

Hannelore Elsner – Bilder ihrer Karriere

Hannelore Elsner gehörte zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen.
Hannelore Elsner gehörte zu den bekanntesten deutschen Schauspielerinnen. © dpa | Oliver Stratmann
Zu Beginn ihrer Karriere war sie in mehreren Unterhaltungsfilmen zu sehen, wie hier an der Seite von Theo Lingen in „Die Lümmel von der ersten Bank“ (1967).
Zu Beginn ihrer Karriere war sie in mehreren Unterhaltungsfilmen zu sehen, wie hier an der Seite von Theo Lingen in „Die Lümmel von der ersten Bank“ (1967). © imago/United Archives | imago stock&people
1973 trat Elsner als erste westliche Darstellerin in einem DEFA-Film auf – in der Rolle der Gräfin in „Aus dem Leben eines Taugenichts“.
1973 trat Elsner als erste westliche Darstellerin in einem DEFA-Film auf – in der Rolle der Gräfin in „Aus dem Leben eines Taugenichts“. © dpa | Joachim Barfknecht
Bereits seit den 1960er Jahren spielte sie in zahlreichen Fernsehserien mit, ab 1983 auch in der ARD-Erfolgsreihe „Tatort“.
Bereits seit den 1960er Jahren spielte sie in zahlreichen Fernsehserien mit, ab 1983 auch in der ARD-Erfolgsreihe „Tatort“. © dpa | Istvan Bajzat
Elsner an der Seite von Manfred Krug und Charles Brauer in der „Tatort“-Folge „Tod im Elefantenhaus“ (1986).
Elsner an der Seite von Manfred Krug und Charles Brauer in der „Tatort“-Folge „Tod im Elefantenhaus“ (1986). © imago stock&people | imago stock&people
Selbst ermitteln durfte die Schauspielerin dann von 1994 bis 2006 in der ARD-Krimiserie „Die Kommissarin“, hier zu sehen in einer Filmszene aus dem Jahr 1995 mit Til Schweiger.
Selbst ermitteln durfte die Schauspielerin dann von 1994 bis 2006 in der ARD-Krimiserie „Die Kommissarin“, hier zu sehen in einer Filmszene aus dem Jahr 1995 mit Til Schweiger. © imago stock&people | imago stock&people
Als Elsners größter Erfolg gilt der Kinofilm „Die Unberührbare“. Für ihre Rolle als suizidgefährdete Schriftstellerin Hanna Flanders gewann sie 2000 den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kritikerpreis und den Bayerischen Filmpreis.
Als Elsners größter Erfolg gilt der Kinofilm „Die Unberührbare“. Für ihre Rolle als suizidgefährdete Schriftstellerin Hanna Flanders gewann sie 2000 den Deutschen Filmpreis, den Deutschen Kritikerpreis und den Bayerischen Filmpreis. © imago images / United Archives | imago stock&peoplevia www.imago-images.de
2003 dann der nächste Sieg beim Deutschen Filmpreis: diesmal für „Mein letzter Film“, in dem sie eine alternde Schauspielerin mimte.
2003 dann der nächste Sieg beim Deutschen Filmpreis: diesmal für „Mein letzter Film“, in dem sie eine alternde Schauspielerin mimte. © Tobias Schwarz
Elsners letzter Film war das aber noch lange nicht. Es folgten unter anderem „Rot und Blau“ (2003), „Alles auf Zucker!“ (2004) und „Die Spielerin“ (2005).
Elsners letzter Film war das aber noch lange nicht. Es folgten unter anderem „Rot und Blau“ (2003), „Alles auf Zucker!“ (2004) und „Die Spielerin“ (2005). © dpa | Soeren Stache
2008 war Elsner dann im Drama „Kirschblüten – Hanami“ zu sehen. Der Film lief auch auf der 58. Berlinale, wo die Schauspielerin auf dem roten Teppich mit den Fotografen scherzte.
2008 war Elsner dann im Drama „Kirschblüten – Hanami“ zu sehen. Der Film lief auch auf der 58. Berlinale, wo die Schauspielerin auf dem roten Teppich mit den Fotografen scherzte. © Reuters | Johannes Eisele
Neben der Schauspielerei arbeitete Elsner auch als Synchronsprecherin. Sie lieh etwa Liza Minnelli und Fanny Ardant ihre Stimme.
Neben der Schauspielerei arbeitete Elsner auch als Synchronsprecherin. Sie lieh etwa Liza Minnelli und Fanny Ardant ihre Stimme. © dpa | Tobias Hase
Elsner war außerdem Trägerin des Bundesverdienstordens.
Elsner war außerdem Trägerin des Bundesverdienstordens. © Reuters | Stefanie Loos
Sie war zweimal verheiratet – von 1964 bis 1966 mit dem Schauspieler Gerd Vespermann und von 1993 bis 2000 mit dem Theaterdramaturgen Uwe B. Carstensen. Von 1973 bis zu dessen Tod 1981 war sie zudem mit dem Regisseur Alf Brustellin liiert. Elsner hat einen Sohn mit dem Regisseur Dieter Wedel.
Sie war zweimal verheiratet – von 1964 bis 1966 mit dem Schauspieler Gerd Vespermann und von 1993 bis 2000 mit dem Theaterdramaturgen Uwe B. Carstensen. Von 1973 bis zu dessen Tod 1981 war sie zudem mit dem Regisseur Alf Brustellin liiert. Elsner hat einen Sohn mit dem Regisseur Dieter Wedel. © dpa | Arno Burgi
2011 erhielt die im bayerischen Burghausen geborene Elsner den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises, überreicht vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer.
2011 erhielt die im bayerischen Burghausen geborene Elsner den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises, überreicht vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. © dpa | Peter Kneffel
Einer der letzten öffentlichen Auftritte von Elsner Ende Februar 2019 mit der Regisseurin Doris Dörrie bei der Premiere ihres Films „Kirschblüten und Dämonen“ in Hamburg. Die Schauspielerin starb am 21. April 2019 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren.
Einer der letzten öffentlichen Auftritte von Elsner Ende Februar 2019 mit der Regisseurin Doris Dörrie bei der Premiere ihres Films „Kirschblüten und Dämonen“ in Hamburg. Die Schauspielerin starb am 21. April 2019 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 76 Jahren. © dpa | Tobias Hase
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Auf die Wertefrage ist den beiden im Seminar allerdings nicht viel eingefallen, im Gegensatz zu Brix’ Vermieterin Fanny: „Ihr seid die Guten – und ihr jagt die Bösen.“ Aber ist das immer so einfach? Am nächsten Tag werden die schwer verkaterten Kommissare zu einem Toten in einer verlassenen Waldhütte gerufen.

Im „Tatort“ muss ein alter Fall aufgerollt werden

Den Täter müssen sie gar nicht erst suchen – er präsentiert sich mit seinem Geständnis gleich selbst. Und es handelt sich um einen Kollegen (Peter Lohmeyer). „Müssen wir den jetzt eigentlich siezen?“ überlegt Janneke. Die Frage spiegelt die Ratlosigkeit der beiden Polizisten wider, denn bei diesem Fall gibt es das Menschliche und das Dienstliche.

Wie geht man damit um, wenn ein Kollege zum mutmaßlichen Täter wird und konsequent jede Brücke für mildernde Umstände ausschlägt? Denn auch er hat ein Wertesystem, unterscheidet zwischen Gut und Böse und fordert konsequent die volle Strafe. „Der ist kooperativ bis über die Schmerzgrenze“, sagt Brix. In dem Krimi muss auch ein alter Fall noch einmal aufgerollt worden.

Im Frankfurt-„Tatort“ „Die Guten und die Bösen
Im Frankfurt-„Tatort“ „Die Guten und die Bösen" ermittelt Elsa Bronski (Hannelore Elsner, l.) zusammen mit Anna Janneke (Margarita Broich). © dpa | -

„Die Guten und die Bösen“: Elsa Bronski sucht späte Gerechtigkeit

Bei der Suche nach den alten Akten mit den ungeklärten Fällen stößt Kriminalassistent Jonas (Isaak Dentler) auf die von Elsner gespielte pensionierte Ermittlerin Elsa Bronski. Sie kann die Opfer nicht zwischen den Aktendeckeln zurücklassen und hat sich in einem eher an eine verlassene Tiefgarage erinnernden Raum mit den Ordnern zurückgezogen.

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Auch ihr geht es um späte Gerechtigkeit: „Einmal Bulle, immer Bulle.“ Es gebe schließlich immer einen Fall, der einen nicht mehr loslässt. Wo die Grenze zwischen Gut und Böse verläuft, das ist die immer wieder gestellte Frage in dem von Petra K. Wagner inszeniertem „Tatort“, zu dem David Ungureit das Drehbuch schrieb.

Dieser „Tatort“ hat mehr Fragen als Antworten

Er lebt von diesen nachdenklichen Dialogen, dem Wechsel zwischen langen Kamerafahrten durch endlose, verlassene Flure. Das Ganze ist untermalt von elektronischen Beats zu fast kammerspielartigen Szenen, die vor allem immer wieder von den in endlose Fernen gleitenden Blicken Lohmeyers als Polizist Ansgar Matzerath geprägt sind.

Die einzige gemeinsame Szene Lohmeyers und Elsners ist ein Schlüsselmoment dieses irgendwie introvertierten „Tatorts“. „Die Guten und die Bösen“ hat mehr Fragen als Antworten und lässt die leisen Töne überwiegen. (küp/dpa)

Sonntag, 19. April, 20.15 Uhr, ARD: „Tatort: Die Guten und die Bösen“