Berlin. Seit der Einführung des Elterngeldes kümmern sich mehr Männer um ihre Kinder. Doch die Mütter pausieren deutlich häufiger und länger.

Mit dem Elterngeld will der Gesetzgeber Familien die Möglichkeit geben, Beruf und Kinder besser miteinander vereinbaren zu können. Doch nicht alle nehmen das Angebot der Elternzeit an. Vor allem Männer greifen deutlich seltener darauf zurück als Frauen. Es gibt deshalb bereits Forderungen das Elterngeld attraktiver zu machen.

Der Anteil der Väter, die Elterngeld in Anspruch nehmen, ist seit der Einführung zwar gestiegen, aber immer noch deutlich niedriger als unter Müttern. Wie eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigt, die unserer Redaktion vorliegt, waren 2016 37 Prozent der Väter, die Elterngeld bezogen.

Bei Müttern lag der Anteil dagegen bei mehr als 90 Prozent. Trotzdem hat sich der Anteil der Väter, die das Elterngeld nutzen, seit 2007 mehr als verdoppelt – damals waren es noch 15 Prozent.

Die Aufteilung „12 + 2“ hat sich etabliert

Auch in der Dauer der Nutzung unterscheiden sich Mütter und Väter stark:

  • 72 Prozent der Väter nahmen maximal zwei Monate in Anspruch,
  • während rund sieben von zehn Müttern drei bis 12 Monate zugunsten der Kinderbetreuung aussetzten.
  • Rund 14 Prozent der befragten Männer blieben zwischen drei und neun Monaten zu Hause.

Diese sogenannte „12 + 2“-Verteilung, bei der die Mutter ein Jahr zu Hause bleibt und der Vater nur die zwei Partnermonate in Anspruch nimmt, die nötig sind, um den Gesamtanspruch um zwei Monate zu verlängern, habe sich von Anfang etabliert, sagte Studienautorin Katharina Wrohlich unserer Redaktion. „An diesem Muster hat sich wenig geändert.“

Es gibt maximal 1800 Euro Elterngeld

Das im Jahr 2007 eingeführte Elterngeld dient als Ersatzleistung für den Lohn.

  • Die Höhe des Geldes hängt dabei vom monatlich verfügbaren Nettoeinkommen der Eltern ab.
  • Das monatliche Basiselterngeld beträgt jedoch maximal 1800 Euro und
  • mindestens 300 Euro und kann für höchstens zwölf Monate beantragt werden.

Nehmen beide Elternteile die Ersatzleistungen in Anspruch, kann die Elternzeit um zwei weitere Monate verlängert werden. Bei den sogenannten „Partnermonaten“ muss der zweite Elternteil dann jedoch mindestens zwei Monate pausieren.

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    Abgesehen von dieser Regelung können Frauen und Männer die 14 Monate nach ihren Wünschen untereinander aufteilen und das Elterngeld gleichzeitig oder abwechselnd beantragen.

    Viele Männer befürchten finanzielle Nachteile

    Was sind die Gründe dafür, dass Männer seltener Elterngeld beziehen?

    1. Wichtigster Grund der Väter, nicht länger mit Elterngeld auszusetzen, ist dabei laut DIW die Sorge vor finanziellen Einbußen – 51 Prozent der befragten Väter, die kein Elterngeld bezogen haben, gaben finanzielle Aspekte als Grund an. Unter den Befragten aus Ostdeutschland lag dieser Anteil sogar bei 59 Prozent.
    2. Auf Platz zwei der Gründe sagten 22 Prozent der Väter, dass sie der Partnerin den Vortritt ließen, die zwölf Monate bei dem Kind bleiben wollen.
    3. Um Karriereeinbußen sorgten sich 20 Prozent der Männer.

    „Die Angst vor dem Karriereknick ist aus mehreren Gründen interessant“, erklärt Wrohlich unserer Redaktion,

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    Zum anderen haben Mütter natürlich auch berufliche Konsequenzen, aber die nehmen das halt einfach billigend in Kauf. Die negativen Effekte insbesondere von langen Auszeiten bei Müttern sind belegt,

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    und den Pension Gap. Es wäre besser, das auf mehr Schultern zu verteilen.“

    Einführung des Elterngeld Plus hat an den Geschlechterrollen nur wenig geändert

    Die Elternzeit für Männer ist weit weg vom Mainstream.

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    Daran hat auch die Einführung des Elterngeld Plus im Jahr 2015 nichts verändert. Während bei den Frauen der Anteil derer, die mehr als zwölf Monate Elterngeld Plus beantragten, im Jahr 2018 schon bei 30 Prozent lag, pausierten 2018 nur rund drei Prozent der Väter länger als zwölf Monate.

    Das Elterngeld Plus ermöglicht es den Eltern, in Teilzeit zu arbeiten. In dieser Zeit erhalten die Väter und Mütter die Hälfte des ihnen zustehenden Elterngeldes. Ihre Elternzeit und somit auch die Bezugsdauer können sie somit von zwölf auf 24 Monate erhöhen. Verlängern kann man das Elterngeld Plus zusätzlich durch den Partnerschaftsbonus, in dem beide Elternteile vier weitere Monate das Elterngeld Plus beziehen.

    Kommentar:

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    Expertin schlägt Erhöhung des Elterngeldes vor

    Um die Elternzeit attraktiver zu machen, schlägt Wrohlich eine Erhöhung des Elterngeldes für die unteren Einkommensgruppen vor. Zudem habe sich die Einführung der Partnermonate als wirksamer Anreiz erwiesen, dass Väter häufiger und länger zu Hause bleiben. „Stereotypen und Normen spielen eine große Rolle bei der Frage, wie und von wem Kinder betreut werden.

    Aber dass man daran grundsätzlich etwas ändern kann, zeigt die Einführung der Partnermonate. Wenn es das politische Ziel ist, die Betreuungszeiten von Vätern und Müttern weiter anzugleichen, dann könnte man darüber nachdenken, den Anteil der Partnermonate sukzessive zu erhöhen“, sagte Wrohlich.

    Das DIW bezieht sich in seiner Auswertung auf Daten des Statistischen Bundesamts sowie des Beziehungs- und Familienpanels „pairfam“, für das jährlich über 12 000 bundesweit zufällig ausgewählte Personen dreier Geburtskohorten und deren Familienangehörige befragt werden.