Wolfenbüttel. Das Tourismusunternehmen „Der Schmidt“ betreibt künftig Hotelanlagen in Italien. Wie es dazu kam, berichtet der Geschäftsführer.

Fliegen wird teurer. Das sagt Philipp Cantauw, Geschäftsführer des Reisebüros Schmidt aus Wolfenbüttel. Aufgrund von Kompensationszahlungen für CO₂-Emissionen sowie Verspätungen und Annullierungen von Flügen. Das Konzept von „Der Schmidt“ ist nicht der Linienverkehr, sondern der Chartermarkt. Im Gegensatz zum Linienverkehr werden beim Charterverkehr individuelle Fahrpläne und Routen vereinbart, individuell abgestimmt mit dem jeweiligen Auftraggeber. Hier sei die Nachfrage groß.

Unter der Firmenmarke „Momento“ bietet das Reisebüro Schmidt Flüge und Unterkünfte in Urlaubsländern wie Portugal, Italien oder Marokko an. 156 touristische Flüge dürfen pro Jahr vom Flughafen Braunschweig-Wolfsburg starten. 16 Ziele pro Jahr steuert das Wolfenbütteler Unternehmen mit jährlich 40 Flügen von Braunschweig aus an. Je Zielgebiet werden rund zehn verschiedene Hotels angeboten – vom günstigen Einstiegshotel bis zur Premiumklasse. Acht weitere Abflughäfen verteilen sich über Europa – erstmalig auch Erfurt und Sønderborg in Dänemark.

Nachfrage nach Flügen ist groß

Die Wahl für einen neuen Abflughafen erfolgt nach einer ausgeklügelten Flugnetzplanung. „Wie können die Flugzeuge ideal eingebunden werden im Verhältnis zu den nachgefragten Zielen und den klimatisch bestmöglichen Zeiten“, erläutert Cantauw das Vorgehen. In der Branche würde das Thema nach weiteren Abflughäfen stark diskutiert, sagt Cantauw. Es gebe kaum Flugzeuge derzeit. Auch hätten viele Fluggesellschaften ihren Sitz nicht mehr in Deutschland – „auch wegen der Streik- und Personalthemen“, berichtet Cantauw.

Der Umsatz von „Der Schmidt“ lag im vergangenen Jahr im zweistelligen Millionenbereich. „Ich bin mit der Entwicklung extrem zufrieden“, sagt der Geschäftsführer. Im Vergleich zum Jahr 2019, also vor der Corona-Pandemie, sei das Fluggeschäft um 60 Prozent gewachsen. Das Angebot für den Sommer sei schon zu 93 Prozent ausgebucht, das Herbstprogramm schon zu 28 Prozent verkauft. Viele Familien würden die Angebote inzwischen nutzen. 30 Prozent der Kunden seien unter 20 Jahre alt. „Wir erleben gerade eine sehr gute Phase, wir sind extrem glücklich über die Nachfrage“, sagt Cantauw.

„Der Schmidt“ aus Wolfenbüttel wird künftig Hotelanlagen in Italien betreiben

Sein Plan für die Weiterentwicklung des Geschäfts sieht vor, dazu überzugehen, Hotels im Ausland temporär selbst zu betreiben, um mehr Kapazitäten erschließen zu können. Erstmalig wird das dieses Jahr in Italien getestet. In Apulien hat das Unternehmen in einer Hotelanlage für zwei Wochen „die Schlüssel übernommen“ und bietet dort ein „All-inclusive-light“-Konzept an. Das bedeutet, dass Hotelgäste neben Unterkunft und Verpflegung für zusätzliche 20 Euro alle Getränke zu sich nehmen können.

Generell bietet „Der Schmidt“ nur Kombipakete aus Flug und Unterkunft an und keine reinen Flüge. „Das haben wir noch nie gemacht. Damit hätten wir auch keinen Preisvorteil. Nur im Paket mit einer Unterkunft machen wir Umsatz und bekommen auch bessere Konditionen von unseren Partnern“, sagt Cantauw. „Wir sind ja auch keine Fluglinie, sondern ein Reiseveranstalter. Braunschweig ist auch kein Linienflughafen und wir kein Beförderungsunternehmen von A nach B“, betont er. Er freue sich sehr darüber, dass der Ankunftsbereich des Flughafens umgestaltet wurde.

Wir spielen inzwischen im Konzert der Großen mit.
Philipp Cantauw

Während der „Internationalen Tourismus-Börse Berlin“ (ITB) Anfang März sei Cantauw oft angesprochen worden von Hoteliers und Vertretern von Fluggesellschaften auf künftige Partnerschaften. Noch ist nichts spruchreif, aber der Geschäftsführer freut sich: „Wir spielen inzwischen im Konzert der Großen mit“.

Tourismusunternehmen aus Wolfenbüttel bietet neue Urlaubsziele an

Das Touristikunternehmen aus Wolfenbüttel hat neue Ziele in sein Programm aufgenommen. Erstmalig angeboten werden in diesem Jahr die Insel Madeira, die zu Portugal gehört, Apulien in Italien und die Costa de la Luz in Spanien. Wieder aufgenommen in das Angebot hat die Firma die Insel Korfu, die zu Griechenland gehört. „Wir denken jeden Flug einzeln“, sagt der Geschäftsführer, der seit knapp 25 Jahren für Schmidt arbeitet und auch im Beirat des Hannoveraner Reisekonzerns Tui sitzt. Die Wolfenbütteler kämen auf eine hohe fünfstellige Passagieranzahl pro Jahr, inklusive der Bus- und Schiffsreisenden. „Der Schmidt“ bietet inzwischen weniger Busreisen an, weil das Personal fehlt. Weniger Busfahrer seien bereit, am Wochenende zu arbeiten oder örtlich flexibel eingesetzt zu werden.

Cantauw stand mit seinem Unternehmen vor Kurzem in der Kritik für einen eintägigen Flug von Braunschweig nach Neapel. Zur Kritik an den Neapelflügen sagt er: „Wir versuchen, mit hohen Auslastungen die Emissionen zu senken und eine stabile Flugplanung zu haben. Wir zahlen hohe Kompensationen im hohen sechsstelligen Bereich. Was wir tun, ist nichts Schlechtes, wir machen Gutes“.

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