Wolfsburg. So gingen die Bundesliga-Fußballerinnen des VfL Wolfsburg in den vergangenen Jahren mit Niederlagen in großen Spielen um.

Die Meisterschaft müssen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg seit Samstagabend abhaken, durch den 4:0-Kantersieg in der VW-Arena ist der amtierende Meister FC Bayern München mit sieben Punkten enteilt. Nach dem Titel-K.o. in der Meisterschaft bleibt den Wolfsburgerinnen jetzt noch der DFB-Pokal, um die Serie mit Titeln am Fließband (19 seit 2013) fortzuführen. Am Samstag (13 Uhr, AOK-Stadion) wartet mit der SGS Essen die vorletzte Hürde auf dem Weg zum zehnten Cup-Triumph in Serie. Mut macht ein Blick in die vergangenen Jahre, in denen der VfL nach sportlichen Tiefschlägen fast immer schnell und beeindruckend wieder aufgestanden ist.

2022/23

Am 14. Mai 2023 kassierten die Wölfinnen ebenfalls eine deutliche 0:4-Niederlage im Bundesliga-Topspiel bei Eintracht Frankfurt - erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass der VfL unter anderem hier die Meisterschaft verspielte, weil die Bayern noch überraschend Federn ließen. Die Reaktion der Grün-Weißen war aber stark: Im ausverkauften Kölner Stadion schnappte sich die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot dank eines 4:1 gegen den SC Freiburg den DFB-Pokal, es war der neunte Triumph in Serie und der Klub war nun Rekordpokalsieger.

2021/22

Der VfL hatte einen insgesamt holprigen Saisonstart, schaffte mit Mühe und Not die Qualifikation für die Champions-League-Gruppenphase, in der er zunächst auch nicht überzeugte. Hier stand das Team vor dem letzten Spieltag gegen den FC Chelsea mit dem Rücken zur Wand. Sie brauchten im AOK-Stadion einen Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied, hatten sich aber bei der Generalprobe in der Liga ein 1:1 bei Bayer Leverkusen geleistet. Doch die Wolfsburgerinnen schafften die Sensation, warfen den Favoriten nach Doppelpacks von Svenja Huth und Tabea Waßmuth (jetzt Sellner) und einem 4:0 aus dem Wettbewerb und zogen sogar als Gruppensieger ins Viertelfinale ein.

Svenja Huth (rechts, mit Joelle Wedemeyer) ließ den VfL Wolfsburg im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Chelsea doppelt jubeln.
Svenja Huth (rechts, mit Joelle Wedemeyer) ließ den VfL Wolfsburg im letzten Gruppenspiel der Champions League gegen den FC Chelsea doppelt jubeln. © regios24 | Sebastian Priebe

Eine Runde später setzte es hier die nächste dicke Packung. Im mit mehr als 90.000 Fans ausverkauften Camp Nou erstarrte der VfL vor dem FC Barcelona in Ehrfurcht und verlor mit 1:5. Die Reaktion war stark, auch wenn es nicht mehr mit dem Finaleinzug klappte: In der VW-Arena gelang im Halbfinal-Rückspiel dank eines 2:0-Erfolgs zumindest teilweise eine Revanche. Im Anschluss schnappte sich das Team dank vier Kantersiegen in Folge (26:3 Tore) das nationale Double aus Meisterschaft und Pokal (4:0 gegen Potsdam).

2020/21

Auch in der letzten Saison unter Trainer Stephan Lerch setzte es mehrere Nackenschläge: Da war ein zunächst ein deutliches 1:4 im November im Bundesliga-Topspiel in München. Im Anschluss setzte seine Elf dafür zu einer starken Siegesserie an, feierte wettbewerbsübergreifend elf Erfolge in Serie. Zur Meisterschaft reichte es am Ende nicht mehr, aber der VfL war mit 59 Punkten bester Vizemeister der Bundesliga-Geschichte.

Alexandra Popp und der VfL kamen nach dem Königsklassen-Aus 2021 gegen den FC Chelsea furios zurück, fügten dem FC Bayern im Pokal-Halbfinale die erste Saisonniederlage zu.
Alexandra Popp und der VfL kamen nach dem Königsklassen-Aus 2021 gegen den FC Chelsea furios zurück, fügten dem FC Bayern im Pokal-Halbfinale die erste Saisonniederlage zu. © regios24 | Sebastian Priebe

Noch schmerzhafter als das 1:4 in der Liga war das Aus im Viertelfinale der Champions League im März 2021. Nach einem 1:2 in London gab‘s zu Hause eine 0:3-Pleite. Und ausgerechnet jetzt wartete auch noch das Pokal-Halbfinale gegen die Bayern. Lerch sprach damals davon, der VfL müsse „eine Jetzt-erst-recht-Mentalität“ entwickeln. Und er schaffte es eindrucksvoll. Alexandra Popp und Ewa Pajor erzielten in der ersten Hälfte die Treffer beim 2:0-Erfolg. Es war zu diesem Zeitpunkt die erste Saisonniederlage der Bayern überhaupt.

2018/19

Eine ganz ähnliche Situation hatte der VfL bereits zwei Jahre zuvor erlebt: Am damaligen internationalen Dauerrivalen Olympique Lyon biss sich Wolfsburg erneut die Zähne aus, verlor im erstmals ausverkauften AOK-Stadion das Viertelfinal-Rückspiel mit 2:4 - und wieder ging‘s direkt danach gegen die Bayern, dieses Mal auswärts in der Cup-Vorschlussrunde. Doch auch hier zeigte sich die Pokal-Mentalität des VfL, der dank Caro Hansen, Pernille Harder (2) und Ewa Pajor einen 4:0-Sieg mit nach Hause nahm.

2023/24

Und jetzt? Auch in der laufenden Saison hat‘s mit dem verdienten Aus in der Quali zur Champions-League-Gruppenphase gegen Paris FC bereits einen massiven Rückschlag gegeben. Gegen die TSG Hoffenheim zeigte sich der VfL wenige Tage danach stabiler, hatte eine Vielzahl an Chancen, holte aber nur ein 2:2-Unentschieden.

Riesenenttäuschung Mitte Oktober 2023: Erstmals seit der ersten Teilnahme 2012/13 gehörte der VfL Wolfsburg in der Champions League nicht zu den Top 16.
Riesenenttäuschung Mitte Oktober 2023: Erstmals seit der ersten Teilnahme 2012/13 gehörte der VfL Wolfsburg in der Champions League nicht zu den Top 16. © regios24 | Darius Simka

Nach dem 0:4 gegen die Bayern benötigen die Wolfsburgerinnen wieder ihr Pokal-Gesicht. „0:4 kling böse“, meinte Verteidigerin Kathrin Hendrich, die aber gleich nach vorne schaute: „Wir werden natürlich weitermachen, aber vor allen Dingen den Fokus auf den Pokal legen.“ Ziel ist das Endspiel am Donnerstag, 9. Mai, um 16.45 Uhr. Und da hat es die Halbfinal-Auslosung dieses Mal eigentlich gut mit dem VfL gemeint: Im zweiten Halbfinale erwarten die Bayern am Ostersonntag Eintracht Frankfurt, ein Heimspiel gegen die SGS war das vermeintlich einfachste Los im Topf. Wichtig wäre, dass Co-Kapitänin Alexandra Popp (Knie) wieder mitwirken kann. Auf Lena Lattwein (Knie) und Abwehrspielerin Marina Hegering (Muskelfaserriss in der Wade) muss der Klub weiter verzichten.