Wolfsburg. Vorjahresfinalist VfL Wolfsburg ist raus, bevor es so richtig losgeht. Nach einer schwachen Leistung gibt‘s gegen Paris FC das Play-off-Aus.

Es ist eine Champions-League-Sensation: Vorjahres-Finalist VfL Wolfsburg ist raus, bevor die Königsklasse richtig losgeht. Die Mannschaft, die seit ihrem internationalen Debüt 2012/13 immer mindestens das Viertelfinale erreicht hatte, strich jetzt bereits in den Play-offs zur Gruppenphase die Segel. Paris FC warf auf dem Weg in die Gruppenphase nach dem FC Arsenal auch die ambitionierten Wolfsburgerinnen aus dem Wettbewerb. Bei der 0:2 (0:1)-Niederlage gegen den Vorjahres-Dritten aus Frankreich lief es für die Mannschaft von Trainer Tommy Stroot in viel zu wenigen Bereichen rund, das Aus vor 3747 Zuschauern im AOK-Stadion war komplett verdient.

Ralf Kellermann: Das tut erst einmal extrem weh

Für den VfL tritt damit der schlimmste Fall ein, den sich eigentlich keiner hatte vorstellen können. Keine Königsklasse in Wolfsburg. Alexandra Popp war schon nach dem 3:3 im Hinspiel richtig sauer über die Leistung, sagte, das sei ja jetzt noch nicht mal Champions League. Stroot meinte vor dem Duell mit Paris, der Einzug in die Gruppenphase sei „unverhandelbar“. Dort stehen nun mit dem direkt qualifizierten Meister FC Bayern München und Eintracht Frankfurt, das sich in seinen Play-offs durchgesetzt hat, nur zwei deutsche Klubs, während der Vorjahresfinalist zuschauen muss.

Dem Klub gehen Einnahmen von mindestens 400.000 Euro durch die Lappen. Schlimmer aber ist es, der europäischen Elite in diesem Jahr zuschauen zu müssen. „Das tut erst mal extrem weh, weil man sich auf diese Duelle gefreut hat und sich mit den Besten Europas messen wollte“, sagte Ralf Kellermann, Direktor Frauenfußball beim VfL.

Extrem enttäuscht: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot.
Extrem enttäuscht: Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot. © Sport | Darius Simka

Tommy Stroot: Es ist eine große Niederlage

Und so standen, lagen oder saßen die Wolfsburgerinnen nach diesem Spiel inmitten der Pariser Jubelstürme komplett konsterniert auf dem Rasen, konnten es nicht fassen. Viele kamen mit Tränen in den Augen in den Kabinentrakt. „Es ist eine große Niederlage“, sagte Stroot nun. „Das gilt es erst einmal zu verdauen.“ Kellermann meinte ebenfalls: „Das ist eine riesengroße Enttäuschung.“

Ein erstes großes Saisonziel, nach 2013 und 2014 vielleicht ein drittes Mal in der Champions League zu triumphieren, muss schon jetzt ad acta gelegt werden. Aktuell ist schwer vorstellbar, wie diese Saison noch eine sehr erfolgreiche für den VfL werden kann. Kellermann: „Es hat uns das erste Mal erwischt. Wir müssen uns in der Liga jetzt so positionieren, dass wir wieder dabei sind.“ Sicher hat die Gruppenphase nur der Meister.

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Zum Spiel: Der VfL stellte im Vergleich zum 2:0-Erfolg in Leipzig wieder um. Popp kehrte zwar zurück in die Startelf, spielte aber im Mittelfeld hinter Ewa Pajor als zentraler Spitze. Es wurde schnell ein Spiel, in dem zu erkennen war, dass eine Mannschaft unbedingt die Gruppenphase erreichen wollte. Doch das war nicht der VfL.

Kathrin Hendrich (rechts) und der VfL scheiden nach einem schwachen Auftritt in den Play-offs zur Königsklasse aus.
Kathrin Hendrich (rechts) und der VfL scheiden nach einem schwachen Auftritt in den Play-offs zur Königsklasse aus. © regios24 | Darius Simka

Der VfL Wolfsburg ist in Hälfte 1 gar nicht auf dem Platz

Paris hatte seine Lehren aus dem Hinspiel gezogen, presste extrem früh. Der VfL zeigte sich ideenlos, statisch und enorm fehlerbehaftet im Aufbau. Wolfsburg versuchte es fast nur mit langen Bällen, die ganz schnell wieder weg waren. Die Mannschaft schien gar nicht auf dem Platz zu sein, zeigte sich verunsichert durch das dominante Pariser Spiel. Die starke Clara Mateo gab einen ersten Warnschuss ab, Lisa Schmitz hielt. Nur wenige Minuten später warf sich Popp in einen Schuss von Lou Boegaert, wurde an der Hand getroffen – Elfmeter. Gaetane Thiney trat an, Schmitz ahnte die Ecke, hielt den Ball.

Spätestens jetzt hätte ein Ruck durch die Wolfsburger Mannschaft gehen müssen. Doch die Französinnen zogen weiter ihr Spiel auf, waren ballsicherer und spielten direkter. Das war fast ein Klassenunterschied zugunsten der Gäste. Das war nur in ganz wenigen Aktionen anders. Vivien Endemann stürmte über rechts, ihre Flanke setzte Pajor an den Pfosten. Das Tor traf trotzdem Paris: Eine Flanke von der rechten Angriffsseite verwertete Julie Dufour zur verdienten Führung.

Lena Oberdorf (links) und Wolfsburg waren Paris in vielen Belangen unterlegen.
Lena Oberdorf (links) und Wolfsburg waren Paris in vielen Belangen unterlegen. © regios24 | Darius Simka

Dominique Janssen vergibt per Elfmeter die Riesenchance aufs 1:1

Popp spielte nach der Pause wieder im Angriff, Pajor rückte auf Linksaußen. Es wurde aus VfL-Sicht etwas besser, und die Partie wurde giftiger. Nach einem Foul an Popp hatte Dominique Janssen die Riesenchance per Elfmeter zum 1:1, Keeperin Chiamaka Nnadozie hatte aber wie vorher Schmitz die Ecke und parierte.

Jetzt wurden die Wolfsburgerinnen wach, gingen hohes Risiko, waren defensiv somit anfälliger. Lynn Wilms rettete mit einer Grätsche gerade so vor der einschussbereiten Louise Fleury, auf der Gegenseite hatte Pajor nach einem endlich mal gut und schnell vorgetragenen Angriff das 1:1 auf dem Fuß, schob aber vorbei. Die schnelle Polin sorgte jetzt häufiger für Gefahr, gleich zwei Mal schnappte ihr Paris‘ Torhüterin den Ball aber noch gerade so weg. In der Schlussminute war Joker Fleury dann durch, sorgte für den VfL-K.o., der sich in den sieben Minuten Nachspielzeit wehrte, aber nicht zurückkam. Lena Lattwein hatte noch die dickste Torchance, wurde aber noch geblockt.

Stroot will das Maximale in Liga und DFB-Pokal

Am Freitag wird in Nyon die Gruppenphase ausgelost – Wolfsburg ist nicht mehr mit dabei im Topf der 16 besten Teams Europas. Liga-Spitzenreiter VfL ist am Sonntag (14 Uhr, AOK-Stadion) gegen Verfolger Hoffenheim gefordert. Dessen Coach, Wolfsburgs Ex-Trainer Stephan Lerch, gehörte Mittwoch zu den prominenten Tribünengästen. Ebenfalls vor Ort: Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch, Uefa-Vizepräsident Karl-Erik Nilsson aus Schweden sowie Rai, Weltmeister 1994 mit Brasilien und Paris-FC-Gesellschafter. Letzterer feierte mit der großen Pariser Delegation die Königsklassen-Sensation von Wolfsburg.

Stroot meinte nach dem so enttäuschenden Aus: „Unser Fokus liegt jetzt voll auf den nationalen Wettbewerben, und wir versuchen da das Maximale rauszuholen. Das ist jetzt die Aufgabe.“

Spiel kompakt:

VfL Wolfsburg: Schmitz – Wilms, Hendrich, Janssen, Rauch (83. Kalma) – Lattwein, Oberdorf (83. Hegering), Popp – Endemann (64. Brand), Pajor, Huth.

Paris FC: Nnadozie – Soyer, Ould Hocine, Greboval, Bogaert – Corboz, Korosec (73. Fleury), Thiney – Mateo (88. Ndongala), Bourdieu (88. Ribadeira), Dufour (73. Le Mouel).

Tore: 0:1 Dufour (37.), 0:2 Fleury (90.).

Gelbe Karten: - / -.

Schiedsrichterin: Tess Olofsson (Schweden).

Zuschauer: 3747 im AOK-Stadion.