Wolfsburg. Meisterschaft ade! Der VfL Wolfsburg rutscht beim Tabellendritten aus und kann Platz 1 in der Fußball-Bundesliga der Frauen abschreiben.

Diese bittere Pleite hatte sich überhaupt nicht abgezeichnet. Durch eine 0:4 (0:2)-Niederlage am Sonntag bei Eintracht Frankfurt muss der VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga der Frauen seine Titelhoffnungen realistischerweise endgültig begraben. Rechnerisch können die enttäuschten Wölfinnen den vier Punkte besseren FC Bayern München an den letzten zwei Spieltagen zwar noch einholen. Aber mit Blick auf das Restprogramm liegt die Wahrscheinlichkeit dafür im Promillebereich.

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Ein Eigentor von Ewa Pajor war der Auftakt zu einem höchst gebrauchten Tag und der höchsten Bundesliga-Pleite des VfL seit sieben Jahren (0:4 gegen Potsdam am 8. Mai 2016). Laura Freigang (2) und Nicole Anyomi erzielten die weiteren Treffer für die Eintracht. „Das ist nicht akzeptabel heute. Wir waren nicht in der Lage, das Spitzenspiel anzunehmen. Es war ein Spiel unter unserem Standard“, sagte ein enttäuschter VfL-Trainer Tommy Stroot und schob hinterher: „Bayern wird sich das bei nun vier Punkten Vorsprung nicht mehr nehmen lassen. Das wäre verrückt.“

VfL-Trainer Tommy Stroot kritisiert die Leistung seiner Wolfsburgerinnen hart nach der 0:4-Klatsche in Frankfurt.
VfL-Trainer Tommy Stroot kritisiert die Leistung seiner Wolfsburgerinnen hart nach der 0:4-Klatsche in Frankfurt. © dpa | Sebastian Gollnow

Wie konnte es zu der Klatsche kommen? Im Vergleich zum 7:1-Heimsieg über Köln hatte Stroot seine Anfangself wieder auf fünf Positionen verändert. Die krank gewesenen Kathrin Hendrich und Ewa Pajor rückten ebenso hinein wie die zuletzt geschonten Lynn Wilms, Alexandra Popp und Svejndis Jonsdottir. Joelle Wedemeyer, Tabea Waßmuth, Jule Brand und Pauline Bremer mussten zurück auf die Bank. Marina Hegering durfte ihren Startplatz in der Innenverteidigung behalten, weil Dominique Janssen (Erkältung) passen musste.

Vier Punkte Rückstand auf Bayern

Durch den 1:0-Heimsieg der Münchnerinnen am Freitag gegen die TSG Hoffenheim war der Rückstand in der Tabelle auf vier Punkte angewachsen. Mit diesem Druck kamen die Wölfinnen in Frankfurt schlecht zurecht. Die Eintracht stellte gut die Räume zu und schaltete nach Ballgewinnen zielstrebig um. Erstmals gefährlich wurde ein solcher Konter in der 16. Minute: Nicole Anyomis Schuss aus 17 Metern war noch gefährlich abgefälscht, doch VfL-Torhüterin Merle Frohms klärte zur Ecke. Die Nationalkeeperin wurde als ehemalige Frankfurterin bei jedem Ballkontakt konsequent ausgepfiffen von einem nennenswerten Teil der 17.800 Zuschauer im Deutsche-Bank-Park.

Die folgende Ecke spielte Frankfurt als kurze Variante. Die anschließende Hereingabe lenkte Pajor beim Abwehrversuch mit dem langen Bein versehentlich ins eigene Tor – 0:1 (17. Minute). Es war auffällig, dass der VfL in der Phase zu selten in die Zweikämpfe kam und die Räume nicht fand. Und wenn doch mal, wie in der 24. und 30. Minute, scheiterte die Wolfsburger Offensive kläglich. Erst köpfte Pajor aus zwei Metern Torentfernung neben den Kasten, dann sprang der völlig freien Jonsdottir der Ball zu weit vom Fuß.

Effiziente Frankfurterinnen

Wie Effizienz aussieht, demonstrierten die Gastgeberinnen kurz vor der Pause. Wieder starteten sie einen Konter, wieder landete der Ball schließlich bei Anyomi. Die tänzelte Hendrich im Strafraum mehrfach aus und schob an Frohms vorbei zum 2:0 (45.) ein. Seit mehr als zehn Jahren hatte der VfL nicht mehr gegen Frankfurt in der Bundesliga verloren. Zuletzt war das am 28. April 2013 beim 0:2 bei Eintracht-Vorgänger 1. FFC Frankfurt passiert. 45 Minuten blieben noch, um die Serie nicht reißen zu lassen.

Stroots Plan war es gewesen, die Offensivqualitäten des Gegners durch eigenes Angriffsspiel früh zu unterbinden und Frankfurts schnelles Umschaltspiel nicht zustandekommen zu lassen. Das klappte überhaupt nicht. Der Plan seines Gegenüber, Eintracht-Coach Niko Arnautis, hatte an diesem Tag die bessere Strategie gewählt.

Freigang-Doppelpack nach der Pause

Zu Beginn der zweiten Halbzeit sorgten die eingewechselten Jule Brand und Tabea Waßmuth eine Viertelstunde für neuen Schwung. Doch mit dem ersten Konter in Durchgang 2 erhöhte die Eintracht vorentscheidend durch Freigang auf 3:0 (61.). Fünf Zeigerumdrehungen später legte sie sogar das 4:0 nach. Jetzt wurde es ein Debakel.

Der VfL bräuchte im Titelkampf nun zwei Ausrutscher der Bayern. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber fast null angesichts des Restprogramms. München muss noch zum fünftplatzierten Bayer Leverkusen (20. Mai) und spielt zu Hause gegen das schon abgestiegene Schlusslicht Potsdam (28. Mai). Der VfL gastiert bei Abstiegskandidat SV Meppen (21. Mai) und empfängt den Tabellensechsten SC Freiburg (28. Mai).

Pokal-Endspiel wartet am Donnerstag

Hoffentlich sorgt die Klatsche nicht für einen Knacks beim VfL vor dem DFB-Pokalfinale am Donnerstag in Köln gegen den SC Freiburg. Aus dem erhofften Titel-Triple könnte sonst schnell eine Null-Titel-Saison werden. Zwei sind aber noch drin, da die Wölfinnen bekanntlich auch im Endspiel der Champions League (am 3. Juni in Eindhoven gegen den FC Barcelona) stehen.

Spiel kompakt:

Eintracht Frankfurt: Johannes – Kleinherne (83. Aehling), Doorsoun, Nüsken, Hanshaw – Reuteler (90. Feiersinger), Pawollek, Dunst (90. Köster) – Anyomi (90. Martinez), Freigang, Prasnikar (71. Wamser).

VfL Wolfsburg: Frohms – Wilms (46. Waßmuth), Hendrich, Hegering (78. Hegering), Rauch – Roord (71. Blomqvist), Oberdorf – Huth, Popp, Jonsdottir (46. Brand) – Pajor (71. Wedemeyer).

Tore: 1:0 Pajor (17./Eigentor), 2:0 Anyomi (45.), 3:0 Freigang (61.), 4:0 Freigang (66.).

Gelbe Karten: Nüsken (1), Kleinherne (3) – Oberdorf (2), Popp (4).

Schiedsrichterin: Angelika Söder (Schwarzenbruck).

Zuschauer: 17.800.