Nürnberg/Wolfsburg. Die Anführerin des VfL Wolfsburg will die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris gleich im ersten Spiel in Lyon klarmachen.

Der 9:1-Kantersieg der Fußballerinnen des VfL Wolfsburg beim 1. FC Nürnberg wird auch den acht deutschen Nationalspielerinnen ein gutes Gefühl für die kommenden Tage geben. Und während am Wolfsburger Elsterweg zwar in Kleingruppen weiter trainiert wird, ist die Aufgabe für die DFB-Auswahl bedeutend wichtiger: Deutschland trifft am Freitagabend (21 Uhr) in Lyon im Play-off-Halbfinale der Nations League auf Frankreich. Mit Alexandra Popp hat sich eine Wolfsburgerin in Nürnberg genau so eingestimmt, wie sie es auch gegen die Französinnen am liebsten regelt: mit einem Doppelpack.

Wolfsburgs Alexandra Popp (hier im Halbfinale der EM 2022) erzielte in den vergangenen zwei Partien gegen Frankreich jeweils einen Doppelpack.
Wolfsburgs Alexandra Popp (hier im Halbfinale der EM 2022) erzielte in den vergangenen zwei Partien gegen Frankreich jeweils einen Doppelpack. © imago | EIBNER/Memmler

Der Name auf dem Spielbericht könnte beim Olympia-Gastgeber für Unwohlsein sorgen. 2022 schoss die Wolfsburger Anführerin das Nachbarland erst mit zwei Toren im Halbfinale der Europameisterschaft aus dem Turnier und sorgte gut zwei Monate später bei einem Freundschafts-Kick in Dresden mit einem Doppelpack dafür, dass Frauenfußball-Frankreich von Popp erst einmal genug haben dürfte.

Popp weiß: Müssen gut vorbereitet in das Frankreich-Spiel gehen

Sie selbst sagt nach dem Nürnberg-Ausrufezeichen lachend: „Grundsätzlich liegt Frankreich uns ganz gut, würde ich behaupten.“ Und ernst schiebt sie hinterher: „Aber uns muss allen klar sein, dass das alles kein Selbstläufer wird. Die Statistik ist das eine, entscheidend ist, was auf dem Platz passiert. Und da müssen wir einfach gut vorbereitet sein, und das werden wir auch.“

Grundsätzlich liegt Frankreich uns ganz gut, würde ich behaupten. Aber uns muss allen klar sein, dass das alles kein Selbstläufer wird.
Alexandra Popp, - VfL- und DFB-Kapitänin, will gleich gegen Frankreich das Olympia-Ticket lösen

Nach der verpatzten WM in Australien und Neuseeland sowie weiteren Rückschlägen mit dem VfL und zum Auftakt der Nations League ist Popp, aber auch die deutsche Nationalmannschaft wieder im Aufwind. Nachdem das Kapitel der Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg geschlossen wurde, hat Interimscoach Horst Hrubesch die DFB-Fußballerinnen wieder in die Erfolgsspur zurückgeführt. Popp sagt klipp und klar: „Ich will die Olympia-Qualifikation, und genauso gehe ich das auch an.“ Es könnte das letzte große Turnier der 32 Jahre alten Offensivspielerin sein, gleichwohl hat sie sich dazu noch nicht erklärt. Gleiches gilt für ihre VfL-Teamkolleginnen Svenja Huth (33), Kathrin Hendrich (31) und Marina Hegering (33).

Nach der Nations League warten auch mit dem VfL entscheidende Wochen

Für ebenjene Olympia-Quali fehlt noch ein letzter Schritt, zwei Versuche hat das Team. Wenn es gegen das bereits qualifizierte Gastgeberland nicht klappen sollte, geht’s noch gegen den Verlierer der Partie zwischen Spanien und den Niederlanden (mit den Wolfsburgerinnen Dominique Janssen und Lynn Wilms). Aber, so betont es DFB-Kapitänin Popp: „Ich hoffe einfach, dass wir möglichst im ersten Spiel den Sack schon zumachen können, damit der Druck raus ist und wir ein bisschen befreiter sein können.“

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Denn sie weiß auch: „Es ist eine spannende Woche, die auf uns zukommt, und danach geht es im Verein mit dem härtesten Block weiter.“ DFB-Pokal-Viertelfinale in Hoffenheim, Liga-Spiel in Hoffenheim und das Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern in der VW-Arena, das bedeutend besser besucht sein wird als das gegen Eintracht Frankfurt.

Vivien Endemann vor DFB-Debüt: Bin super froh, dabei sein zu dürfen

Popp gehört zu den Anführerinnen. Etwas überraschend, aber gleichwohl verdient hat sich auch Debütantin Vivien Endemann erstmals in Hrubeschs Kader gespielt. Die Rechtsaußen ist beim VfL der Shootingstar der bisherigen Saison, erzielte schon sechs Bundesliga-Treffer und glänzte auch in Nürnberg. VfL-Coach Tommy Stroot hatte sie nach der erstmaligen Einladung ganz bewusst von Anfang an gebracht, konnte sich nach einer starken Endemann-Leistung auf der rechten Seite mit Tor und Vorlage auch bestätigt fühlen.

Vivien Endemann ist erstmals bei der deutschen Nationalmannschaft dabei - und das gleich in den wichtigen Nations-League-Play-offs.
Vivien Endemann ist erstmals bei der deutschen Nationalmannschaft dabei - und das gleich in den wichtigen Nations-League-Play-offs. © Sport | IMAGO/Sportfoto Zink / Daniel Marr

Die 22-Jährige sagt vor ihrer ersten Reise zum DFB-Team: „Ich freue mich einfach enorm, dabei zu sein. Es ist eine sehr, sehr wichtige Abstellungsphase. Es geht um die Olympia-Qualifikation und vielleicht um das Nations-League-Finale. Von daher bin ich einfach super froh, dabei zu sein. Ich bin gespannt, wie es sein wird und hoffe natürlich, dass wir die bestmöglichen Ergebnisse erzielen können.“ Persönlich setzt sie sich überhaupt keine Ziele, sagt: „Wenn ich zum Einsatz kommen sollte, würde es mich natürlich enorm freuen. Aber erst mal bin ich sehr froh, das mitzuerleben.“ Dabei ist durchaus möglich, dass Hrubesch die ehemalige Essenerin ins kalte Wasser schmeißt. Er sagte zuletzt, dass er ihre Qualitäten als Joker schätzt. Endemann ist sofort da und sorgt auf dem Platz für Alarm.

Und wer weiß: Vielleicht zeigt Teamkollegin Popp ihr ja, wie man das macht mit dem Doppelpack gegen Frankreich – der dann bestenfalls auch noch dafür gut ist, dass es ohne Umweg über Spanien oder die Niederlande gleich zu den Olympischen Spielen geht.

Infos zur Nations League

Das Nations-League-Halbfinale steigt am Freitag (21 Uhr, live in der ARD) in Lyon gegen Frankreich. Gewinnt die DFB-Elf, spielt sie das Finale beim Sieger des zweiten Semifinals zwischen Spanien und den Niederlanden und ist für Olympia qualifiziert. Im Falle einer Niederlage hat sie eine zweite Chance gegen den Verlierer des Parallel-Spiels, weil Frankreich als Gastgeber automatisch bei Olympia dabei ist.

Insgesamt acht Wolfsburgerinnen hat Bundestrainer Horst Hrubesch für die Nations-League-Play-offs berufen: Merle Frohms, Kathrin Hendrich, Marina Hegering, Lena Oberdorf, Svenja Huth, Jule Brand, Vivien Endemann und Alexandra Popp. Im Kader der Niederlande stehen mit Lynn Wilms und Dominique Janssen zwei VfL-Spielerinnen.