„Vielleicht müssen wir uns wieder mehr füreinander interessieren – schon bevor Nachbarn zu Radikalen werden.“

Zwei Männer haben offenbar einen oder mehrere Anschläge geplant, nun hat die Polizei sie gestoppt – zum Glück! Ob der Verdacht der Ermittler zutrifft, wird sich im weiteren Verfahren zeigen. Momentan spricht jedoch einiges dafür, nicht zuletzt die zahlreichen Waffen, die sichergestellt wurden. Wie es aussieht, haben die Ermittler im Angesicht der Gefahr gründlich und auch beherzt gearbeitet – wir können ihnen dankbar sein. Das gilt gerade angesichts der vielen Pannen, die anderswo im Vorfeld des Anschlags auf den Berliner Weihnachtsmarkt passiert sind und uns schockiert haben.

Was am aktuellen Fall schockiert, ist etwas anderes. Anders als der Berliner Attentäter Anis Amri kamen die nun Verdächtigen aus Göttingen nicht als Flüchtlinge zu uns. Sie sind schon in Deutschland geboren, lebten seit vielen Jahren in Göttingen – mit ihren Familien. Die mutmaßlichen Beinahe-Täter lebten mitten unter uns.

Es ist immer einfacher, mit Bedrohungen von außen umzugehen. So haben viele den Fall Amri wahrgenommen: Der Mann hätte gar nicht in Deutschland sein dürfen. Und wäre das so gewesen, wäre auch nichts passiert. Stimmt. Anders im aktuellen Fall: Der Terror, hätte ihn die Polizei nicht verhindert, er wäre aus unserer Mitte gekommen.

Es ist viel über Parallelgesellschaften geredet und auch geschrieben worden. Es ist auch weiterhin notwendig, dieses Problem anzusprechen. Es darf nicht sein, dass Menschen jahrelang unter uns leben und doch unsere Art zu leben nicht teilen, sondern vielmehr bekämpfen wollen – angestiftet oder bestärkt von radikalen Predigern.

Gegen gewaltbereite Extremisten müssen wir entschlossen vorgehen, egal, aus welcher Richtung sie kommen. Das hat die Polizei getan. Vielleicht müssen wir uns aber auch wieder mehr füreinander interessieren – schon bevor Nachbarn zu Radikalen werden.