Göttingen. Die Polizei hat in Göttingen zwei Männer festgenommen, die einen Anschlag planten. Die Pläne betrafen nicht nur Göttingen.

Die Ermittler im Fall der festgenommenen Terrorverdächtigen in Göttingen haben sich am Donnerstagmittag bei einer Pressekonferenz geäußert. Die beiden in Göttingen festgenommenen Männer aus der radikal-islamistischen Szene haben nach den Ermittlungen der Polizei einen Anschlag vorbereitet. Sie hätten diesen jederzeit ausführen können, sagte der Göttinger Polizeipräsident Uwe Lührig.

Bei den Durchsuchungen in der Nacht zum Donnerstag seien umgebaute Waffen mit scharfer Munition gefunden worden. „Die Gefahrenlage war eindeutig“, sagte Lührig. Den Ermittlungen zufolge ging es um Anschläge, wie es sie in den letzten Monaten in Deutschland gegeben hat. Die Pläne seien nicht ausschließlich auf Göttingen bezogen gewesen. Der Einsatz sei eine Woche vorbereitet worden.

Die Terrorverdächtigen haben den Ermittlungen zufolge bisher keine Kampferfahrungen in den Krisengebieten in Irak oder Syrien gesammelt.Erste Erkenntnisse habe man im März 2016 bei einer Durchsuchung bekommen. Jetzt hätten sich die Anschlagspläne verdichtet gehabt. In der Nacht seien das Spezialeinsatzkommando, mobile Einsatzkommandos, die Bereitschaftspolizei und Sprengstoffspürhunde im Einsatz gewesen. „Wir waren uns bewusst, dass die polizeilichen Maßnahmen mit einem hohen Risiko auch für die Einsatzkräfte verbunden waren“, sagte Göttingens Polizeipräsident Uwe Lührig.

Die Polizei hatte in der Nacht zu Donnerstag zwei Männer aus der radikal-islamistischen Szene festgenommen. Es handele sich um einen 27-jährigen Algerier und einen 23-jährigen Nigerianer, teilten die Polizei und das niedersächsische Innenministerium mit. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) bewertete den Einsatz als „sehr wichtigen Schlag gegen die Szene“.

Razzia in Göttinger Salafistenszene

Beschlagnahmte Gegenstände liegen am Donnerstag während der Pressekonferenz der Polizei in Göttingen auf dem Tisch. Darunter ist eine Machete. Die Polizei hat in der Nacht zum Donnerstag zwei sogenannte Gefährder aus der Salafistenszene im niedersächsischen Göttingen festgenommen.
Beschlagnahmte Gegenstände liegen am Donnerstag während der Pressekonferenz der Polizei in Göttingen auf dem Tisch. Darunter ist eine Machete. Die Polizei hat in der Nacht zum Donnerstag zwei sogenannte Gefährder aus der Salafistenszene im niedersächsischen Göttingen festgenommen. © dpa | Swen Pförtner
Auch ein Revolver findet sich unter den beschlagnahmten Gegenständen.
Auch ein Revolver findet sich unter den beschlagnahmten Gegenständen. © dpa | Swen Pförtner
Mit der Festnahme der Männer hat die Polizei möglicherweise einen konkret bevorstehenden Terror-Anschlag verhindert. Die zwei polizeibekannten Gefährder waren seit längerem in der Salafistenszene aktiv. Unklar ist, was sie genau vorhatten. Am Mittag fand eine Pressekonferenz der Polizei in Göttingen statt.
Mit der Festnahme der Männer hat die Polizei möglicherweise einen konkret bevorstehenden Terror-Anschlag verhindert. Die zwei polizeibekannten Gefährder waren seit längerem in der Salafistenszene aktiv. Unklar ist, was sie genau vorhatten. Am Mittag fand eine Pressekonferenz der Polizei in Göttingen statt. © dpa | Swen Pförtner
V.l.n.r.: Volker Warnecke, Leiter Zentraler Kriminaldienst, der Göttinger Polizeipräsident Uwe Lührig und Bernd Wiesendorf, Göttinger Polizeivizepräsident, nehmen zu dem Einsatz Stellung. Die beiden festgenommenen Männer hätten jederzeit einen Anschlag ausführen können, sagte Polizeipräsident Lührig.
V.l.n.r.: Volker Warnecke, Leiter Zentraler Kriminaldienst, der Göttinger Polizeipräsident Uwe Lührig und Bernd Wiesendorf, Göttinger Polizeivizepräsident, nehmen zu dem Einsatz Stellung. Die beiden festgenommenen Männer hätten jederzeit einen Anschlag ausführen können, sagte Polizeipräsident Lührig. © dpa | Swen Pförtner
Bei den Durchsuchungen seien umgebaute Waffen mit scharfer Munition sowie eine IS-Flagge gefunden worden. „Die Gefahrenlage war eindeutig“, sagte Lührig. Den Ermittlungen zufolge ging es um Anschläge, wie es sie in den vergangenen Monaten in Deutschland gegeben habe. Die Pläne seien nicht ausschließlich auf Göttingen bezogen gewesen. Der Einsatz sei eine Woche vorbereitet worden.
Bei den Durchsuchungen seien umgebaute Waffen mit scharfer Munition sowie eine IS-Flagge gefunden worden. „Die Gefahrenlage war eindeutig“, sagte Lührig. Den Ermittlungen zufolge ging es um Anschläge, wie es sie in den vergangenen Monaten in Deutschland gegeben habe. Die Pläne seien nicht ausschließlich auf Göttingen bezogen gewesen. Der Einsatz sei eine Woche vorbereitet worden. © dpa | Swen Pförtner
Der Schriftzug
Der Schriftzug "Im Auftrag des Islam" steht an einer Autotür vor dem durchsuchten Wohnblock. © dpa | Swen Pförtner
Eines der Wohnhäuser in Göttingen, die durchsucht wurden.
Eines der Wohnhäuser in Göttingen, die durchsucht wurden. © dpa | Swen Pförtner
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Die beiden als Gefährder eingestuften Männer lebten mit ihren Familien seit längerer Zeit in Göttingen und seien dort Mitglieder der salafistischen Szene. Rund 450 Polizisten durchsuchten in der Nacht zum Donnerstag elf Gebäude im Göttinger Stadtgebiet und ein Haus in Nordhessen. Dabei wurden die beiden Männer festgenommen.

„Durch die konsequente Ermittlungsarbeit aller Beteiligten konnte in diesem Fall sehr schnell und konsequent eingegriffen und eine konkrete Gefahrenlage verhindert werden“, meinte Pistorius. Der Göttinger Polizeipräsident Uwe Lührig sagte, die Erkenntnislage zu dem möglicherweise konkret bevorstehenden Anschlag habe sich in den vergangenen Tagen soweit verdichtet, dass ein schneller Einsatz notwendig gewesen sei. „Wir hatten dabei in meiner Bewertung keinerlei Ermessen“, sagte Lührig.

Als Hochburg der radikal-islamistischen Szene in Niedersachsen gilt neben Hannover und Wolfsburg/Braunschweig nach Einschätzung des Verfassungsschutzes auch der Raum Hildesheim/Göttingen. In Göttingen selber gehören der Szene nach Einschätzung von Ermittlern rund 50 Menschen an, die Szene wird seit Jahren beobachtet. Auch gewaltbereite Dschihadisten soll es nach Einschätzung einer Expertin in der Stadt geben.

An der nächtlichen Razzia waren Kräfte der Polizeidirektion Göttingen, des Landeskriminalamtes Niedersachsen, des Spezialeinsatzkommandos sowie der Bereitschaftspolizei Niedersachsen beteiligt. Die polizeilichen Maßnahmen dauerten am Donnerstag an. dpa