Nürnberg. Gegen Hertha zeigten die Blau-Gelben die stärkste Hälfte unter Daniel Scherning – in Nürnberg folgte die schwächste seiner Amtszeit.

Die erste Hälfte beim 1:1 gegen Hertha BSC – sie war die stärkste, die Eintracht Braunschweig unter der Leitung von Trainer Daniel Scherning bislang präsentiert hat. Da lief der Ball, das Pressing stimmte, die offenen Räume wurden belaufen und spielt, die Disziplin passte auch. Eigentlich sollte das ja Mut machen. Lust auf mehr davon machte es in jedem Fall. Ganz genau eine Woche später verfielen die Blau-Gelben aber ins andere Extrem. Die ersten 45 Minuten bei der 1:2-Pleite beim 1. FC Nürnberg waren desolat.

Eintracht Braunschweig verliert beim 1. FC Nürnberg mit 1:2

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    Diesen Umstand schönzuschreiben bringt nichts. Ihn schönzureden genauso wenig. Scherning ist aber ohnehin niemand, der zu Verharmlosungen neigt. Der Ostwestfale wählt seine Worte stets dem Anlass entsprechend – sowohl in der Form als auch der Quantität. Manchmal reicht ein einziges aus. So wie an diesem Samstag im Frankenstadion. „Ja“, antwortete der 40-Jährige trocken auf die Frage, ob diese erste Hälfte die schwächste war, seit er die Geschicke der Blau-Gelben leitet.

    In den ersten etwa zehn Minuten lief der Ball noch ganz ordentlich. Danach verloren die Löwen völlig den Zugriff. Die Lücken waren groß, die eigenen Bemühungen viel zu passiv, die Zweikampfführung zu inkonsequent. Kurzum: Es fehlte an den Basics. Und „die müssen immer stimmen“, wie Ermin Bicakcic bemerkte.

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    Vor der Pause konnten sich die Blau-Gelben bei Ron-Thorben Hoffmann bedanken, dass sie nicht schon früher in Rückstand geraten waren. Der Keeper entschärfte mehrere Versuche des „Clubs“ – teilweise mit starken Paraden. Nach einer Standardsituation klingelte es dann doch. Saulo Decarli, der den gesperrten Hasan Kurucay vertrat, verlor nach einem Freistoß das entscheidende Kopfballduell gegen Nürnbergs Sebastian Andersson. Bitter für den Schweizer, hatte er doch vor der Pause auch zweimal stark klären können.

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    Nachdem Anton Donkor kurz vor der Pause den Ball im Strafraum an den Arm bekommen hatte, kam‘s noch dicker. Can Uzun erhöhte per Strafstoß. „In der ersten Hälfte ist viel zusammengekommen. Und dann wird es schwierig, ein Zweitliga-Spiel zu gewinnen“, fasste Scherning zusammen.

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    Aber: Die Blau-Gelben haben ja auch noch ein anderes Gesicht. Und das kam dann nach dem Seitenwechsel zum Vorschein. Na ja, zumindest in Ansätzen. In der Kabine war es „etwas laut geworden. Und das auch zurecht“, sagte Bicakcic. Scherning war es aber nicht, der die Stimme erhob, wie er selbst sagte. Er wählte seine Worte wieder mit Bedacht. „Um klar und deutlich zu sein, muss man nicht immer laut werden. Ich habe mich darauf fokussiert, das, was wir verändern wollen, klar zu kommunizieren und einfach ein anderes Auftreten zu fordern“, sagte der Coach.

    Was er veränderte? Er wechselte dreifach, nahm die an diesem Nachmittag schwachen Anton Donkor, Johan Gómez und Robin Krauße heraus. Dafür brachte er Anderson Lucoqui, Anthony Ujah und Niklas Tauer. Zudem spielten die Blau-Gelben fortan in einer Doppel-Sechs. Fabio Kaufmann rückte dafür in die Offensivreihe. Eigentlich hatte Scherning schon vorher den Impuls gehabt, umzustellen, wartete aber ab. „Vielleicht habe ich ein Stück zu spät reagiert“, sagte er.

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    Aber die Justierungen waren belebend. „Dann hast du nichts mehr zu verlieren, spielst nach vorne und was entsteht daraus?“, fragte Scherning rhetorisch, um selbst zu antworten: „Wir hatten sieben, acht gute Situationen, die wir nicht zu Ende gespielt bekommen.“ Die Eintracht spielte nun zumindest mit. Aber nur in einer Szene gelang ein wirklicher Durchbruch. Der Treffer von Rayan Philippe in der 57. Spielminute war von Robert Ivanov und Thorir Helgason fein eingeleitet worden. Und auch der Franzose war in letzter Instanz souverän. Per Lupfer besorgte er sein viertes Saisontor.

    In den vergangenen Wochen fehlte es dem Scherning-Team an Konstanz. Eine überragende Hälfte gegen Hertha reichte zu einem Punkt. Eine akzeptable in Nürnberg half nicht mehr, die Hypothek der miserablen ersten 45 Minuten auszugleichen. „Es kann nicht die Marschroute sein, die erste Hälfte so zu verpennen und dann hintenraus wieder hinterherrennen zu müssen. So wie in der ersten Halbzeit dürfen wir nicht auftreten. Ganz einfach“, sagte Bicakcic deutlich. Und Linksverteidiger Anderson Lucoqui fügte an: „An der zweiten Hälfte hat man gesehen, dass es wirklich nur an uns liegt, ob wir die Spiele gewinnen oder verlieren. Der Gegner hat damit gar nichts zu tun.“

    Nach der Niederlage beim „Club“ sind die Löwen wieder auf Relegationsplatz 16 abgerutscht. Und am kommenden Freitag (18.30 Uhr) kommt mit Hansa Rostock ein direkter Konkurrent ins Eintracht-Stadion. Dann muss eben die Leistung aus der ersten Hälfte gegen Hertha mal über 90 Minuten her. Oder zumindest die aus der zweiten in Nürnberg. Wenn das Team aber innerhalb dieser 90 Minuten vom einen Extrem ins andere stolpert, wird‘s schwierig.

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