Braunschweig. Der Zweitligist beweist beim 1:1 gegen Hertha starke Moral. Das Gefühl nach Abpfiff ist komisch, trotzdem macht das Team Boden gut.

Daniel Scherning beschlich ein komisches Gefühl, doch am Ende war der Trainer von Eintracht Braunschweig zufrieden mit dem Punkt gegen Hertha BSC. Beim 1:1 (1:0) am Samstagnachmittag hatten seine Zweitliga-Fußballer zwei grundverschiedene Gesichter gezeigt. Vor der Pause, als auch der verdiente Führungstreffer durch Fabio Kaufmann (14.) fiel, dominierte der Tabellenfünfzehnte die Berliner. Nach dem Seitenwechsel glich Ibrahim Maza in Braunschweigs schwächster Phase verdientermaßen aus. Und nachdem Eintracht-Verteidiger Hasan Kurucay für einen Tritt aufs Knie des Herthaners Palko Dardai die Rote Karte gesehen hatte, war es sogar ein Kampf um den einen Zähler, den Eintracht gewann.

Doch so weit hätte es gar nicht kommen müssen, wenn sich die vor der Pause starken Hausherren noch einmal belohnt hätten. Es waren die spielerisch ansehnlichsten 45 Minuten der Ära Scherning. Erneut Kaufmann, Johan Gomez und Anton Donkor besaßen die Chancen, die Eintracht-Führung auszubauen. Dann kam der Pfiff des schwachen Schiedsrichters Patrick Alt - und die Situation änderte sich total. Herthas Coach Pal Dardai wechselte dreifach zur Pause. Das allein war aber nicht der Grund für die veränderte Lage nach Wiederbeginn. „Vielleicht war ich auch zu zufrieden in der Halbzeit“, haderte Scherning mit sich selbst. Wach zu bleiben, war ein Thema in der Kabine gewesen. „Aber wenn man sieht, wie wir rauskommen, dann waren das zehn andere Spieler. Ich weiß nicht, ob sie alle ihre Brüder auf den Platz geschickt haben, in der Zeit, in der ich kurz auf der Toilette war.“

Eintracht Braunschweig lethargisch und dann in Unterzahl gegen Hertha BSC

Die Braunschweiger verhalfen dem Hauptstadtklub ins Spiel, der angeführt von Ausnahmespieler Fabian Reese immer gefährlicher wurde. „Wir waren lethargisch, schlafmützig, haben keinen 50:50-Zweikampf mehr gewonnen und Standards zugelassen. Es ist doch klar, dass Hertha dann drückt“, kritisierte Scherning. Und doch konnte er mit der kämpferischen Reaktion seiner Mannschaft zufrieden sein.

Insbesondere in Unterzahl ab der 77. Minute warfen sich Eintrachts Spieler mit großem Herzblut ins Getümmel, schenkten keinen Zweikampf ab und hätten sogar ein ums andere Mal kontern können, wenn Schiedsrichter Alt nicht hanebüchene Entscheidungen in der Zweikampfbewertung getroffen hätte.

Eintracht Braunschweig vs. Hertha BSC Berlin

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    Torschütze Kaufmann glaubte hinterher, „dass auch dieses Spiel wieder ein Entwicklungsschritt war“. In anderen Saisonphasen hatten die Braunschweiger solche Partien hinten heraus verloren. Am ersten Spieltag gegen Kiel (0:1) oder in Rostock (0:1). Betrachtet man allein den ersten Durchgang, kann man durchaus unzufrieden sein. „Wir hätten ein zweites, oder drittes Tor machen müssen“, bekräftigte auch Abwehrchef Ermin Bicakcic, der nach dem Seitenwechsel per Kopfball die einzig echte Eintracht-Chance dieser Phase hatte.

    Den Grund für den Ausgleich sah Kaufmann darin, „dass wir nicht diese Energie aus der Pause gebracht haben, dass hier heute für den Gegner nichts geht. Dann kriegt Hertha Aufwind. Das müssen wir uns ankreiden lassen.“ Gleichwohl erkannte der Deutsch-Italiener an, dass sein Team das Spiel sauber zu Ende brachte.

    Und trotz des ambivalenten Gefühls, das bei den Protagonisten und auch bei vielen der 22.636 Fans an der Hamburger Straße mitschwang, hat sich die Lage der Eintracht sogar ein Stückchen verbessert. Sie siegte zwar nicht, war am Ende aber ein Gewinner des Spieltags. Durch die Niederlagen von Kaiserslautern (0:4 gegen Karlsruhe) und Rostock (0:2 in Düsseldorf) baute sie ihren Vorsprung auf den Relegationsplatz und die direkten Abstiegsränge wieder aus und rückte durch den Schalker Offenbarungseid in Magdeburg (0:3) auch den Knappen wieder auf die Pelle.

    „Dieser Punkt kann am Ende viel wert sein“, fand auch Scherning. Und Bicakcic versprach: „Nächste Woche greifen wir wieder an für drei Punkte.“

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