Wolfsburg. In Wolfsburg spricht er mit CDU-Parteikollegen über Gewalt von Fußballfans – und mangelnden Respekt.

Unser Leser Herbert Hebeler aus Denkte fragt:

Ist es nicht möglich, den Polizeieinsatz bei kommerziellen Veranstaltungen wie Fußballspielen vom Veranstalter ersetzt zu bekommen?

Die Antwort recherchierte Geraldine Oetken

Thomas de Maizière, Bundesminister für Sport und Inneres, trippelt auf einer Platte und versucht so viele Schrittchen wie möglich in 15 Sekunden zu machen. Er schafft 84, der Wolfsburger CDU-Landtagskandidat Peter Kassel, der den Minister für einen Wahlkampftermin in die VfL-Fußballwelt geladen hatte, tritt nur 40 Mal auf.

Weniger als eine Woche vor der Landtagswahl liegen SPD und CDU laut Umfragen fast gleichauf. Doch das beunruhigt den Bundesminister nicht: „Nach dem die Umfragen bei der CDU in den Himmel ragten, sieht es jetzt nach einem Patt aus. Aber Umfragen werden immer unzuverlässiger.“

Nach Wimpelbeschau und einem Reaktionstest, bei dem de Maizière murmelt: „Ich bin doch kein Torwart“, geht zu einem Gespräch mit etwa 15 CDU-Mitgliedern. Auf dem Plan steht eine Diskussion um Gewalt im Fußball. „Wenn welche auf dem Weg zum Fußballspiel eine Autobahnraststätte auseinandernehmen, dann geht das so nicht. Es muss eine Gemeinschaftsaufgabe sein, das zu ändern“, sagt der Minister.

Die Fußballvereine für die Polizeieinsätze zur Kasse zu bitten, hält de Maizière für schwierig: „Wir lehnen das ab: Und zwar nicht, weil wir die Vereine schonen wollen – bei den Ablösesummen, die sie für Fußballer zahlen, nicht. Sondern weil es keine Regel gibt, die sich nur auf den Fußball beschränkt“, sagt der studierte Jurist. Gebe es ein Gesetz, dann müsste der Polizeieinsatz auch bei Karnevalsumzügen von Veranstaltern bezahlt werden – und das könnten Ehrenamtliche nicht leisten.

Um mit der Störer-Szene zurecht zu kommen, sieht er dennoch die Vereine in der Pflicht: „Die Ordner müssen sauber sein.“ Weiterhin fordert er, dass Stadionverbote auch auswärts gelten würden. „Das wollen wir mit einer Meldeauflage von Störern verbinden“, sagt der Minister. Gewalt beim Fußball bekomme man nicht nur mit Repression in Griff, Prävention sei ebenso gefragt. Respekt ist eines der Schlüsselwörter von de Maizière: „Wir müssen für mehr Respekt in diesem Land sorgen.“ Deshalb sei ihm eine Debatte um Leitkultur wichtig. „Wir haben einen Rückgang der Gewalt verzeichnet. Jetzt gibt es wieder mehr“, sagt der Minister und schiebt leise hinterher: „Vielleicht hängt das mit der Verrohung in der Gesellschaft zusammen.“

Gleichzeitig brauche die Polizei mehr Beamte. Dazu wolle die CDU in Niedersachsen 3000 Polizisten einstellen. Außerdem sollen sich in allen Bundesländern die Befugnisse gleichen. „Wir wollen ein Master-Polizeigesetz erarbeiten“, sagt de Maizière. Die Länder könnten davon abweichen, aber es solle ermöglichen, dass die Befugnisse einheitlich seien.

In Brasilien und Südafrika, Ländern, in denen es viele Gewalttaten gebe, seien gewaltbereite Fußballfans kein Thema, sagt de Maizière. Warum das so ist, wisse er nicht. Doch wichtig sei, dass die Fans hier das Gefühl haben, gebraucht zu werden – ohne mit Gewalt Aufsehen zu erregen. Ihnen müsse man sagen: „Ihr seid auch wichtig für das Land.