„Feuer im Stadion soll legal werden? Muss man das Recht nur konsequent genug brechen, um es zu ändern?“
Wer die Gesundheit anderer Menschen mutwillig gefährdet, ist ein Fall für Polizisten, Staatsanwälte und Richter. Falsch gedacht?
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat gerade vorgeschlagen, das Verbot von Feuerwerkskörpern in Stadien unter strengen Auflagen aufzuheben. Dieser Vorschlag folgt ausgerechnet auf ein Skandalspiel im DFB-Pokal: Raketenschüsse aus dem Berliner Block und eine Transparent-Verbrennung durch Rostocker Anhänger trieben die Partie an den Rand des Abbruchs. Fernseh-Deutschland musste mit ansehen, wie Ordner und Polizei die Chaoten gewähren ließen.
Die Erkenntnis von Rostock ist klar: Im Schutz dicht gedrängter Menschenleiber sind Pyrotechnik und Gewalt keine Grenzen gesetzt. Die Vermummung garantiert, dass sich niemand vor Gericht verantworten muss. Welches Signal Pistorius setzen wollte, bleibt dagegen dunkel. Natürlich ist Dialog nötig. Niemand sollte Ultras pauschal verurteilen. Aber darf der Staat zurückweichen? Muss man das Recht nur konsequent genug brechen, um es zu ändern? Müssen sich Autofahrer bald nicht mehr an Tempolimits halten? Strafe ist ja auch hier eher die Ausnahme. Schaffen wir demnächst Raser-Zonen in den Innenstädten?
Die Verletzungen, die Feuerwerkskörper anrichten können, sollten Grund genug für eine harte Linie sein. Bengalische Feuer werden bis zu 2500 Grad heiß – da ist Eisen längst geschmolzen. Sie sind kaum zu löschen, das gleißende Licht gefährdet die Augen, das Abgas die Lunge.
Es ist beruhigend, dass Pistorius bei seinen Kollegen auf wenig Gegenliebe stößt. Eine überzeugende Antwort bieten aber auch sie nicht an. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) etwa besteht auf Recht und Gesetz – und verlangt im Wesentlichen, dass es im Stadion durch die Vereine durchgesetzt wird. Sie seien ja die Veranstalter. Da macht sich der Staat einen allzu schlanken Fuß.
Wo bleibt die Lösung, die Spieler und friedliche Fans – auch unter den Ultras – wirksam schützt?
