Braunschweig. Die Polizei spricht sich bei der Fachtagung „Friedlicher Fußball“ aber für eine konsequente Haltung gegenüber Chaoten aus.

Fanforscher Jonas Gabler hat die Lösung für das Gewaltproblem in den Fußball-Stadien gefunden. Eigentlich, so Gabler gestern bei der Fachtagung „Friedlicher Fußball“ in Braunschweig, sei die Sache ganz einfach. „Der emotionale Wettkampf zwischen den Fangruppen lasse sich nur beenden, wenn sich die Mannschaften vor dem Spiel am Mittelkreis versammeln und die Teams dann wählen würden.“ So wie früher in der Schule.

Dieser – nicht ganz ernst gemeinte – Vorschlag des Fanforschers hat sicherlich Charme, aber eher geringe Chancen auf Umsetzung. Auch deshalb stellt Gabler fest: „Fußball gänzlich ohne Gewalt wird wohl eine Utopie bleiben.“ Dafür sei der Charakter des kriegerischen Wettkampfs, der oft die Rivalität zwischen Städten und Regionen zum Ausdruck bringt, zu sehr im Fußball verwurzelt. Trotzdem könne man natürlich etwas tun, damit sich die Gewaltspirale nicht weiter nach oben dreht. Gablers Rezept: Nicht nur harte Strafen, sondern vor allem der Dialog mit den Fans, besonders den Ultra-Gruppierungen sei wichtig.

Ein Ansatz, den auch die Polizei für gut befindet. Allerdings seien die Ergebnisse oft ernüchternd. „Wir wollen in Austausch mit den Fans treten, aber die Bereitschaft ist leider sehr gering“, stellt Dietmar Schilff, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Niedersachsen fest. Das macht er unter anderem daran fest, dass der vom niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius vorgeschlagene Fußballgipfel am 10. August in Hannover bei den Fußball-Anhängern bisher nur auf wenig Gegenliebe stößt. „Ich fände es gut, wenn die Fan-gruppierungen mitmachen würden“, sagt Schilff. Die Hand sei nach wie vor ausgestreckt.

Würde darauf keine Reaktion erfolgen, sieht das Positionspapier der GdP für friedlichen Fußball eine Politik der klaren Kante vor. Eine konsequente Haltung der Vereine gegenüber bekannten Gewalttätern, rigorose Strafverfolgung sowie Stadionverbote, ein Verbot von Pyrotechnik in und um die Stadien sowie von Alkohol in den öffentlichen Verkehrsmitteln sind nur einige der Maßnahmen, mit denen die Polizei für weniger Gewalt im Stadion sorgen will.

Immerhin: Das Bild einer stark zunehmenden Verrohung, hervorgerufen durch die unschönen Bilder in der Relegation, ist aber etwas verzerrt. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der gewaltbereiten Fußball-Fans nur unwesentlich verändert, ihr Anteil am Publikum bleibt gering. Dennoch gibt es viel zu tun. Am besten mit einem offenen Dialog von Polizei, Politik, Vereinen und Fans.