Berlin. Auch wer es aus der Arbeitslosigkeit in einen neuen Job geschafft hat, ist häufig weiterhin auf Unterstützung vom Staat angewiesen.

  • Wer nach einer Arbeitslosigkeit wieder einen Job findet, braucht oft weiter staatliche Hilfe
  • Besonders Eltern haben oft Probleme, sich komplett von Hartz IV zu verabschieden
  • Regional gibt es laut einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) deutliche Unterschiede

Wenn Menschen nach langer Arbeitslosigkeit den Weg zurück ins Arbeitsleben finden, reicht das Einkommen oft nicht aus, um damit den Alltag zu bestreiten. Nur 45,7 Prozent der zuvor Arbeitslosen gelang in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 mit der Arbeitsaufnahme auch der Ausstieg aus Hartz IV.

Das geht aus einer Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, die der AfD-Bundestagsabgeordnete René Springer angefordert hatte. Die Zahlen liegen unserer Redaktion vor. Laut BA-Angaben gelangen sogenannte bedarfsgerechte Integrationen in diesem Zeitraum 370.148-mal.

Von einer bedarfsdeckenden Integration ist dann die Rede, wenn die Person nach drei Monaten im neuen Job kein Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld mehr bezieht. Im Jahr 2015 lag der Anteil der erfolgreichen Vermittlungen mit 46,9 Prozent noch etwas höher. Somit sind mehr als die Hälfte der Betroffenen nach der Vermittlung durch die Jobcenter weiterhin auf staatliche Unterstützung angewiesen.

Hartz IV: Für Familien reicht das Einkommen besonders häufig nicht aus

Besonders schwer haben es Eltern, mit dem Arbeitseinkommen wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Nach BA-Zahlen verdienen nur 32,5 Prozent genug für den Abschied von Hartz IV. Die besten Aussichten dagegen haben junge Menschen unter 25 Jahren (51,7 Prozent) und Alleinstehende (54,2 Prozent).

Auch regional gibt es deutliche Unterschiede. Laut der Sonderauswertung der Arbeitsagentur können in Berlin die wenigsten Menschen nach einer Vermittlung durch das Jobcenter mit dem Einkommen ihr Leben bestreiten (39,2 Prozent). Dagegen hatte Mecklenburg-Vorpommern in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 mit 52,1 Prozent die höchste Quote.

„Durch die Hartz-IV-Reformen sollte die Integration in den Arbeitsmarkt verbessert werden“, sagte der AfD-Abgeordnete Springer unserer Redaktion. Stattdessen könnten Hunderttausende ihre Abhängigkeit von staatlichen Leistungen nicht beenden. „Dieses Hartz-IV-Karussell dreht sich schon viel zu lange“, kritisierte er. (aky)