Berlin. Mit einem neuen kostenlosen Test können alle Bürgerinnen und Bürger ihre digitalen Fähigkeiten messen. Die Politik fördert das Programm.

Längst schreiben die meisten von uns E-Mails anstatt Briefe, überweisen Geld per Mausklick, zücken zum Nachweis ihrer Impfungen das Handy. Dank der sozialen Netzwerke sind wir mit der ganzen Welt verbunden. Wir fragen unser Smartphone „Hey Siri, wie warm wird es heute?“ oder rufen „Alexa!“ – und zack, die nächste Online-Bestellung ist auf dem Weg. Auch die Suche nach der großen Liebe soll auf Dating-Portalen glücken.

Die Welt wird digital – und verändert Kommunikation, Konsum, Arbeitswelt. Das bedeutet aber auch: Wer bei der Digitalisierung nicht hinterherkommt, droht den Anschluss ans gesellschaftliche Leben zu verlieren. Das überfordert viele Menschen – nicht nur ältere. Zudem geben Meldungen über ­Hacker- und Cyberangriffe Anlass zur Sorge um die Sicherheit der Daten.

Im Vergleich mit anderen Ländern hinkt die Bundesrepublik bei der Digitalisierung hinterher. Und auch in Fragen der digitalen Kompetenz klafft bei der Mehrheit der Deutschen eine Lücke. Denn zwei von drei Bürgerinnen und Bürgern geben an, digitale Unterstützung zu benötigen. Ein sogenannter Digitalführerschein, kurz DiFü, soll künftig Abhilfe schaffen. Der gemeinnützige Verein „Deutschland sicher im Netz“ (DsiN) hat ihn entwickelt. Das vom Bundesinnenministerium geförderte Programm wurde am Montag (28. Februar) vorgestellt. Ein Überblick.

Was ist der Digitalführerschein überhaupt?

„Wir sehen einen enormen Aufholbedarf bei der digitalen Kompetenz“, sagt Michael Littger, Geschäftsführer von Deutschland sicher im Netz, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Digitales Wissen ist Allgemeinwissen. Deshalb haben wir das Programm entwickelt.“

Beim Bundesinnenministerium, das auch die Schirmherrschaft über die Initiative besitzt, zeigt man sich optimistisch. „Der DiFü bietet allen Bürgerinnen und Bürgern gleich welcher Altersgruppe die Chance, ihre digitalen Kompetenzen auf interaktive Art und Weise zu überprüfen, auszubauen und zu vertiefen“, heißt es von Markus Richter, Staatssekretär der Bundesinnenministerin.

Wo finde ich den Test?

Der Digitalführerschein wird online absolviert. Zu finden ist er ab sofort auf der Internetseite difü.de. Jeder kann teilnehmen. Eine stabile Internetverbindung ist die Voraussetzung, um das Programm zu durchlaufen. Mehr braucht man nicht.

Wie viel kostet das?

Nichts. Der Test ist kostenlos und kann auch mehrmals wiederholt werden.

Digitaler Alltag: Wer Computer oder Smartphone nicht richtig bedienen kann, dem drohen Probleme.
Digitaler Alltag: Wer Computer oder Smartphone nicht richtig bedienen kann, dem drohen Probleme. © dpa-tmn | Christin Klose

Für wen ist der Test geeignet?

Laut den Angaben von Deutschland sicher im Netz sollen alle Altersklassen mit dem Bildungsprogramm erreicht werden. Littger will erst mal über die jüngere Generation sprechen. Er geht davon aus, dass der Digitalführerschein auch für sie interessant sein kann. „Gerade für Berufseinsteiger ist das Angebot attraktiv. Zum Beispiel, wenn sie bei einer Bewerbung ihre digitalen Qualifikationen nachweisen müssen.“ Natürlich richtet sich der Test auch an ältere Menschen, die nicht mit E-Mails, Facebook und Smartphones aufgewachsen sind und sich mit der Umstellung auf digitale Programme häufiger schwertun. „Während der Entwicklungsphase haben wir aber festgestellt, dass es unter der älteren Altersgruppe eine große Bereitschaft für unseren Test gibt.“

Wie läuft der Test ab?

Bevor es mit dem Programm losgeht, können die Teilnehmer zwischen drei Schweregraden wählen. So will man die Aufgaben auch attraktiv für Fortgeschrittene machen. Wer unsicher ist, wie es um die eigene Kompetenz bestellt ist, kann einen kurzen Einschätzungstest absolvieren. Auch kann man angeben, ob der Test für private oder berufliche Zwecke genutzt wird. Der Digitalführerschein enthält Fragen zu sechs Themenbereichen: Geräte, Internet, Kommunikation, Datenwelt, Gefahrenschutz, Technologiealltag.

Was wird vermittelt?

Das Niveau für Einsteiger ist überschaubar. „Wir fangen bei null an“, sagt Michael Littger. Am Anfang steht reines Basiswissen auf dem Programm – wie ein Router und eine Suchmaschine funktioniert, wie man ein sicheres Passwort wählt und eine E-Mail schreibt. Kann man die einfachen Fragen auch überspringen? „Unbedingt,“ so Littger. Man will die Nutzerinnen und Nutzer – unabhängig von der Erfahrung – nicht langweilen.

Die Themenfelder der einzelnen Module sind breit gefächert. „Ein wichtiger Punkt ist der Bereich Medienkompetenz“, sagt Littger. „In Zeiten von Fake News müssen wir gerade in den sozialen Netzwerken lernen, zwischen seriösen und dubiosen Quellen zu unterscheiden.“ Zudem wird erklärt, was genau Cookies eigentlich sind oder wie man Daten in einer Cloud abspeichert.

In anderen Abschnitten geht es dann um die Sicherheit im Netz, also wie man sich am besten vor Hackerangriffen und persönlichem Datenmissbrauch schützen kann. Weitere Aufgabenbereiche behandeln zum Beispiel mobiles Internet, Videokonferenzen und neue Dienstleistungen wie den digitalen Ausweis oder Gesundheitsapps. Erklärvideos ergänzen die jeweiligen Themen.

Wie geht es danach weiter?

Sind die sechs Module geschafft, steht eine Abschlussprüfung an. Anschließend erhalten die Nutzer ein Zertifikat in Form einer PDF-Datei über die erreichte Leistung. Das soll den Stand der digitalen Kompetenz nachweisen. Mit dem Zertifikat wird auch die Teilnahme bestätigt. Die Dauer des Tests liegt laut Littger bei rund einer Stunde. Man besteht die Prüfung jedoch auch, wenn man länger braucht. „In dem Fall erreicht man aber nicht die volle Punktzahl.“

Über Deutschland sicher im Netz

Die Initiative Deutschland sicher im Netz e.V. (DsiN) wurde 2006 beim ersten Nationalen IT-Gipfel der Bundesregierung gegründet. Das gemeinnützige Bündnis berät Verbraucher und Unternehmen in Fragen zur IT-Sicherheit und zum sicheren Umgang mit der Digitalisierung. Seit 2014 veröffentlich der Verein jedes Jahr den DsiN-Sicherheitsindex , der die digitale Sicherheitslage der Internetnutzer in Deutschland untersucht. Zudem gibt er eine Reihe von Ratgebern heraus, mit denen etwa man die Sicherheit von Passwörtern messen kann.

Zu den Mitgliedern von Deutschland sicher im Netz gehören Unternehmen wie die Deutsche Telekom, eBay, Facebook, Google, Microsoft und Schufa sowie Organisationen wie das Deutsche Kinderhilfswerk.