Berlin. Ukraine-Konflikt: Das Gas wird knapp und immer teurer. Welche Sparmaßnahmen bei jedem privaten Haushalt große Wirkung zeigen können.

Russland liefert trotz des Ukraine-Krieges zwar wieder Gas. Doch die reduzierte Liefermenge reicht voraussichtlich nicht, um den bisher üblichen Verbrauch komplett zu sichern. Um für den Winter vorzusorgen, will Wirtschaftsminister Robert Habeck Unternehmen und Verbraucher zum Energiesparen verpflichten. Ein weiteres Energiesicherungspaket setzt gezielt aufs Einsparen von Gas und die Befüllung der Gasspeicher. Dabei ist die Mithilfe von allen gefragt – Mietern, Vermietern, Immobilienbesitzern und Unternehmern. Was kann man tun?

Wo Gas vor allem verbraucht wird

Die meiste Energie in Deutschland wird mit 57 Prozent für die Erzeugung von Wärme verbraucht. Rund 21 Millionen private Haushalte nutzen Erdgas – und damit jeder zweite Haushalt. 2021 nutzten die Privathaushalte rund 31 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Erdgas, davon rund 80 Prozent für Raumwärme. Der Rest entfällt auf Warmwasser und ein sehr geringer Teil aufs Kochen. Vor allem beim Heizen bestehen große Einsparmöglichkeiten.

Gasverbrauch im Haushalt prüfen

Ein Ein-Personen-Haushalt verbraucht pro Jahr 4000 bis 8000 kWh Gas, ein Zwei-Personen-Haushalt rund 8000 bis 12.000 kWh und ein Vier-Personen-Haushalt 12.000 bis 18.000 kWh. Jeder Haushalt kann selbst prüfen, wie hoch sein Verbrauch ist. Jede eingesparte Kilowattstunde schont nicht nur das Klima, sondern auch den Geldbeutel.

Verbraucher und Unternehmen – alle sollen Gas sparen

Mit dem neuen Energiesicherungspaket soll der Gasverbrauch sowohl in Betrieben und Bürogebäuden als auch in privaten Haushalten gesenkt werden. Dazu plant das Wirtschaftsministerium neue Regeln auf Grundlage des novellierten Energiesicherungsgesetzes. Die Maßnahmen sollen teils auf 6 Monate, andere auf 2 Jahre befristet werden.

Gas sparen: Private Pools bleiben unbeheizt

Um den Verbrauch zu senken, sollen Räume in Behörden, öffentlichen Gebäuden und Büros, in denen man sich nicht regelmäßig aufhält – wie Flure, Hallen, Foyers oder Technikräume – nicht mehr beheizt werden, außer wenn dies wegen der Sicherheit erforderlich ist. Auch private Swimmingpools dürfen nicht mehr mit Gas beheizt werden. Viele Kommunen haben schon die Temperatur in Frei- und Hallenbädern reduziert.

Gas runter: Wie in Wohnungen Energie gespart werden kann

Wer die Raumtemperatur nur um ein Grad senkt, spart bis zu sechs Prozent Heizenergie. Verlässt man das Haus, kann die Temperatur noch mal reduziert werden. Das gilt auch nachts. Bequem geht dies durch programmierbare Thermostate. Wer Lüften möchte, sollte das Fenster nicht bei voller Heizung auf Kipp stellen, sondern stoßlüften. Mit Sparduschköpfen und Durchflussbegrenzern lässt sich der Warmwasserverbrauch reduzieren. Auf Baden sollte verzichtet werden.

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Ukraine-Krieg: Heizungscheck wird zur Pflicht

Eigentümer von Immobilien werden künftig aufgefordert, regelmäßig einen Heizungscheck ihrer Gasheizungen vorzunehmen. Sind diese optimal eingestellt, lassen sich die Heizkosten deutlich senken. Zudem sollte laut Wirtschaftsministerium durch einen hydraulischen Abgleich geprüft werden, ob das Heizwasser in Zentralheizungen optimal verteilt ist. Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM)“ bezuschusst den hydraulischen Abgleich mit 20 Prozent der Kosten.

Wer in Gebäuden mit zentraler Wärmeversorgung noch ungesteuerte Heizungspumpen im Einsatz hat, sollte diese „Energiefresser“ durch geregelte Heizpumpen ersetzen lassen, die nur bei Bedarf arbeiten. Alle diese Maßnahmen sparen jeweils 10 bis 15 Prozent an Energie ein, so der Handwerksverband. Da es sich um Instandhaltungsmaßnahmen handelt, trägt hierfür der Eigentümer die Kosten.

So lange wartet man aktuell auf Sanitärfachkräfte und Handwerker

Die Auftragsbücher der Heizungs- und Sanitärhandwerksbetriebe sind derzeit gut gefüllt. Wer einen Termin für eine einfache Wartung der Heizung braucht, muss etwa 4 bis 6 Wochen warten. Problem: Auch das Heizungshandwerk leidet unter Materialengpässen. So sind derzeit Wärmepumpen kaum lieferbar, obwohl sie stark gefragt sind, und auch andere Materialien und Ersatzteile sind knapp oder fehlen.

Was Mieter selbst machen können

Wer ein „Glucksgeräusch“ in seinem Heizkörper hört, sollte ihn mit einem Spezialwerkzeug entlüften oder eine Fachkraft kommen lassen. Wenn es durch Fensterspalten oder Türen zieht, sollten die Dichtungen erneuert werden oder fachgerecht instand gesetzt werden. Mit energieeffizienten Fenstern lassen sich die Energiekosten für Wohnräume um 10 bis 20 Prozent senken.

Der Austausch von Fenstern im Rahmen einer energetischen Sanierung wird staatlich gefördert. Nachts sollten die Rollläden geschlossen werden. Tagsüber kann wiederum die Sonneneinstrahlung durch die Fenster zur Wärmegewinnung genutzt werden. Außen liegende Rollläden, innen liegende Jalousien und Vorhänge sorgen im Winter dafür, dass kalte Luft draußen bleibt, im Sommer schützen sie in geschlossenem Zustand vor Hitze.

Gas sparen: Austausch alter Heizungen

Wer ein neues Heizungssystem installiert oder auf erneuerbare Energien setzt, kann seine Heizkosten langfristig senken. Eine klimafreundliche Alternative zu alten Öl- oder Gasheizungen bieten Wärmepumpen und Biomasseheizungen.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.