Berlin. Smartphones für den ultraschnellen 5G-Mobilfunk kosten immer weniger – aber bei den Tarifen haben Kundinnen und Kunden ein Problem.

Als die Deutsche Telekom vor drei Jahren die ersten Sendemasten für den ultraschnellen 5G-Mobilfunk aktivierte, mussten Nutzerinnen und Nutzer noch viel Geld für passende Smartphones ausgeben. 1200 Euro kosteten die ersten 5G-Modelle im Schnitt. Heute hat sich die Technologie etabliert: Kunden haben die Wahl zwischen Dutzenden Geräten. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox, die unserer Redaktion vorab vorliegt.

Allein 2022 sind in Deutschland 52 5G-Smartphones auf den Markt gekommen. Der Durchschnittspreis dieser Modelle ist auf 612 Euro gefallen. Neben besonders hochwertigen Geräten wie dem Samsung Galaxy S22 Ultra (1249 Euro) und dem Sony Xperia 1 IV (1395 Euro) hat etwa der Branchenriese Apple seine günstige Produktlinie iPhone SE 5G-fähig gemacht und verkauft die aktuelle Version zu Preisen ab 519 Euro.

Die günstigsten neuen Einstiegsmodelle sind für gerade einmal 230 Euro zu haben: Das Xiaomi Redmi 10 5G und das Realme Narzo 50 5G. Das bislang günstigste 5G-Gerät war das im vergangenen Jahr auf den Markt gekommene Realme Narzo 30 Pro 5G für nicht mal 200 Euro. Mehr zum Thema:Smartphone im Urlaub: Günstig telefonieren und surfen

Smartphones für 4G/LTE kosten die Hälfte – das ist der Grund

Als Grund für die immer noch vergleichsweise hohen Gerätekosten nennt Verivox-Manager Jens-Uwe Theumer hohe Lizenzkosten. Smartphones für den zuvor schnellsten Mobilfunkstandard 4G/LTE waren zuletzt im Schnitt halb so teuer wie 5G-Geräte. Noch dominierten hier die hochpreisigen Smartphones.

Ähnlich ist die Lage bei den Mobilfunktarifen. Bei den oftmals teuren Laufzeit-Tarifen der Netzbetreiber Telekom, Vodafone und O2 ist 5G inzwischen meist inbegriffen. Der Anteil stieg von 58 Prozent im vergangenen Jahr auf zuletzt 80 Prozent. Dagegen seien nur 40 Prozent der Prepaid-Tarife 5G-fähig – und bei Mobilfunk-Discountern gebe es so gut wie keine entsprechenden Angebote.

Fraglich sei, ob Kunden die besonders schnelle Datenübertragung überhaupt ausnutzen können – den allermeisten Anwendern reiche ein LTE-Tarif. Spürbar sei der Unterschied aber bei Großveranstaltungen, so Theumer: „Das 5G-Netz kann deutlich mehr Teilnehmer pro Funkzelle schultern als das 4G-Netz.“

Mobilfunktarife: Was Kundinnen und Kunden besonders wichtig ist

Wichtiger als die Kosten ist den Menschen in Deutschland allerdings lückenloser Empfang. In einer Umfrage für den Mobilfunk-Anbieter Freenet gaben 27,3 Prozent der Befragten an, dass eine lückenlose Netzabdeckung in der Stadt für sie das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Tarifwahl ist. 25,2 Prozent nannten gute Netzabdeckung auf dem Land.

Etwa jeder fünfte Befragte (21,6 Prozent) gab an, die Kosten bei der Auswahl des Mobilfunkvertrages besonders zu berücksichtigen. Jeder Zweite wünschte sich mehr Wettbewerb auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, damit die Preise sinken. Weiterlesen:Mobilfunk-Netzausbau: O2 hängt deutlich hinterher

5G dürfte nicht zur Überholspur wohlhabender Verbrauchergruppen werden, sagte Freenet-Vorstand Rickmann von Platen. Der Hamburger Anbieter verfolgt bei dem Thema eigene Interessen – Freenet betreibt kein eigenes Mobilfunknetz, sondern kauft sich in die bestehenden Netze ein und bietet eigene Tarife an.

Dieser Text erschien zuerst auf abendblatt.de