Berlin. Tanken in Deutschland ist seit Ausbruch des Ukraine-Krieges teuer geworden. So hat sich der Benzinpreis im EU-Vergleich entwickelt.

Wer mit dem Auto in diesen Tagen in den Urlaub ins europäische Ausland fährt, kann mit einer klugen Planung ordentlich Geld sparen. Während hierzulande der Liter Diesel in der vergangenen Woche im Bundesdurchschnitt 2,08 Euro kostete, lag er in Österreich nur bei 1,86 Euro. In Italien war er weitere sieben Cent günstiger, in Ungarn lässt sich der Liter Diesel noch für 1,41 Euro tanken.

Das Gros der Autofahrer dürfte sich allerdings nicht darüber freuen, im Ausland ein vermeintliches Schnäppchen beim Tanken schießen zu können. Zu groß ist der Frust an der Tankstelle, den viele etwa bei der täglichen Fahrt zur Arbeit derzeit erleben. Der Ukraine-Krieg hat den Preis an den Tankstellen nach oben getrieben. Nun zeigen aktuelle Daten: In Deutschland fiel der Anstieg besonders stark aus.

Tanken: Nirgendwo in der EU ist der Dieselpreis stärker gestiegen als in Deutschland

Zwischen dem 21. Februar – also drei Tage vor Ausbruch des Krieges – und dem 25. April verteuerte sich der Liter Diesel hierzulande um 38 Cent. Nirgendwo in der Europäischen Union war der Preisanstieg höher. Das geht aus Daten der EU-Kommission hervor, die das Statistische Bundesamt auf eine Anfrage der Linken im Bundestag übermittelt hat. Der Datensatz liegt unserer Redaktion vor.

Kurz vor dem Krieg zahlten Autofahrer für den Liter Diesel demnach 1,66 Euro, zwei Monate später schlug die Tankrechnung mit 2,04 Euro pro Liter im Bundesdurchschnitt zu Buche. Nur in Schweden und Lettland betrug der Anstieg ebenfalls 38 Cent.

In Frankreich hingegen verteuerte sich der Liter Diesel demnach lediglich um 17 Cent, in Italien nur um fünf Cent. Relativ gesehen verzeichnete Polen den stärksten Anstieg an den Tankstellen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges. Um 30 Prozent legte der Liter Diesel in Polen zu.

Tanken: Beim Benzin stieg der Preis nur in Österreich noch stärker an

Beim Benzin legte der Super 95 im Vergleichszeitraum in Deutschland um 23 Cent zu – nur in Österreich war der Preisanstieg mit 24 Cent höher. In Ungarn hingegen ging der Preis sogar um 6 Cent im Vergleichszeitraum zurück, in Italien sogar um 8 Cent.

Beim Spritpreis haben Autofahrer in den vergangenen Jahren eine regelrechte Achterbahnfahrt erlebt. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie drehte der Ölpreis kurzzeitig sogar ins Negative. Das machte sich an den Tankstellen bemerkbar, beim Diesel waren Preise von unter einem Euro pro Liter zeitweise keine Seltenheit.

Aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Erholung zog der Preis aber schnell wieder an – auch weil die ölfördernden Länder ihre Produktion heruntergefahren hatten und nicht mehr hinterherkamen, sie mit dem Tempo der Erholung zu erhöhen.

Diesel hat sich seit Jahresbeginn um 47 Cent verteuert

Zu Jahresbeginn waren die Preise bereits deutlich gestiegen – doch die eigentlich rasante Entwicklung folgte erst noch. Seit dem 3. Januar hat sich laut den Daten der EU-Kommission der Liter Diesel hierzulande um 47 Cent verteuert.

Höher fielen die Steigerungen nur in Lettland (52 Cent), Spanien (50 Cent) und Rumänien (49 Cent) aus. Deutlich moderater waren die Preissteigerungen dagegen etwa in Italien (18 Cent), Slowenien (17 Cent) und Ungarn (13 Cent). Lesen Sie hier: Tanken: So setzt sich der Spritpreis in Deutschland zusammen

In diesen EU-Ländern kann man derzeit günstig tanken

Der Liter Super verteuerte sich laut den Daten der EU-Kommission mit 34 Cent seit Jahresbeginn am stärksten in Spanien, gefolgt von Österreich, Lettland, Griechenland (je 32 Cent) sowie Deutschland und Rumänien (je 31 Cent).

In Malta blieb der Preis demnach konstant, in Ungarn sank er um einen Cent. Zuletzt war der Liter Diesel nur in Schweden, Finnland und Dänemark teurer als in Deutschland, Benzin kostete in Dänemark, Finnland, den Niederlanden und Griechenland noch mehr. Besonders günstig kann man laut EU-Kommission dagegen derzeit in Ungarn, Malta, Polen und Slowenien tanken.

Linksfraktionschef Bartsch fordert Aussetzung der Energiesteuer

Der Co-Vorsitzende der Linksfraktion, Dietmar Bartsch, forderte angesichts der Entwicklung Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf, gegen die „Preistreiberei der Mineralölkonzerne“ vorzugehen. „Die Bundesregierung muss die Mitnahmementalität der Ölkonzerne stoppen, die die aktuelle Situation schamlos ausnutzen, um die Taschen ihrer Aktionäre zu füllen“, sagte Bartsch unserer Redaktion. Derzeit untersucht das Bundeskartellamt das Verhalten der Mineralölkonzerne.

Die Ampel-Koalition hat sich im Zuge ihres Entlastungspakets zudem darauf verständigt, die Energiesteuer auf Kraftstoffe ab dem 1. Juni für drei Monate zu senken. Beim Liter Benzin soll der Energiesteuersatz demnach um 29,55 Cent pro Liter gesenkt werden, beim Liter Diesel um 14,04 Cent pro Liter.

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch bezeichnete die geplante Reduzierung als nicht ausreichend. „Wir brauchen eine Aussetzung der Energiesteuer, solange die Preise auf inakzeptabel hohem Niveau liegen“, forderte Bartsch.

Hinweis: In einer vorherigen Version hieß es, der Preis für den Liter Diesel habe vor Kriegsbeginn in Deutschland 1,57 Euro pro Liter betragen. Tatsächlich hat der Preis für den Liter Diesel zu Jahresbeginn 1,57 Euro pro Liter betragen, vor Kriegsbeginn am 21. Februar hat er laut den Daten der EU-Kommission 1,66 Euro pro Liter betragen. Wir haben den Fehler korrigiert.

Dieser Artikel erschien zuerst auf abendblatt.de.