Berlin. Zwei Millionen Menschen bewarben sich für die Studie zum Grundeinkommen. Für 122 gibt es jetzt drei Jahre lang 1200 Euro monatlich.

Der gelb-rot-grüne Bankautomat vor dem Berliner Reichstag steht symbolisch für den Start eines neuen Experiments. Ab sofort erhalten 122 Menschen drei Jahre lang jeden Monat 1200 Euro auf ihr Konto überwiesen – unabhängig zu ihren bestehenden Einkünften. Sie sind Teilnehmer eines Pilotprojektes zur Erforschung der Auswirkungen eines bedingungslosen Grundeinkommens.

Das Projekt wird aus Spenden finanziert und gemeinsam von dem Verein „Mein Grundeinkommen“, Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und des Max-Planck-Instituts wissenschaftlich begleitet. Die Empfängerinnen und Empfänger können mit dem Geld machen, was sie wollen – es ausgeben, investieren oder sparen.

Pilotprojekt zum Grundeinkommen: Machen 1200 Euro sorgenfrei?

Genau darum geht es: Wie verhalten sich Menschen, wenn sie ein bedingungsloses Grundeinkommen beziehen, das sie auf bescheidenem Niveau von materiellen Sorgen befreit? Macht es sie faul oder spornt es sie an? Psychologieprofessorin Susann Fiedler, die das Pilotprojekt wissenschaftlich begleitet, tippt eher auf Letzteres.

Ein solches Forschungsprojekt findet hierzulande zum ersten Mal statt. „Wir stehen vor großen Herausforderungen in einer digitalisierten Arbeitswelt, für die wir bisher keine Lösungen haben“, sagte Michael Bohmeyer vom Verein „Mein Grundeinkommen“. Wovon sollen in Zukunft die Beschäftigten leben, die eventuell von intelligenten Maschinen wegrationalisiert werden? Hier könnte ein Grundeinkommen eine Alternative sein.

122 Teilnehmer erhalten monatliches Grundeinkommen – ohne Bedingungen

Die 122 Teilnehmer waren zuvor aus rund zwei Millionen Bewerbern in einem langen Prozess ausgewählt worden. Die Wissenschaftler wollen durch regelmäßige Befragungen der Teilnehmer herausfinden, wie sich ihr Alltag durch das Extrageld verändert. Versteuert werden muss es nicht.

Abgefragt werden zum Beispiel Daten zur Erwerbstätigkeit, zu Arbeitszeit, Überstunden und sozialen Kontakten. Die Menschen sollen außerdem regelmäßig beantworten, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind, wie groß ihr Vertrauen in Mitmenschen und Staat ist oder wie viel Zeit sie für ehrenamt­liches Engagement aufwenden.

Zur Analyse des Stresslevels sollen auch Haarproben ausgewertet werden. Zudem werden knapp 1400 Personen aus dem ursprünglichen Bewerberfeld als Vergleichsgruppe befragt.

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