Braunschweig. Zeichensäle in Gefahr? Architekturstudenten der TU Braunschweig kritisieren TU-Präsidium. Worum es geht, erfahren Sie hier.

Studierendenvertreter des Departments für Architektur der TU Braunschweig kritisieren gegenüber unserer Zeitung die Zustände am Department. Dabei geht es um fehlende Landesmittel zur Finanzierung der Lehre. Aber auch um die Zukunft der Zeichensäle und gestrichene Gelder für Exkursionen.

Klare Kritik: Was Architekturstudierende dem Präsidium der TU Braunschweig vorwerfen

Die Grundlehre würde vernachlässigt, da die Studienqualitätsmittel und die Landesinstitutsmittel seit Jahren nicht stiegen und auch nicht an die Inflation angepasst würden, lautet die Kritik. Die Studierenden, die anonym bleiben wollen, fragen, wie bei anhaltender Inflation ohne Anpassung der Mittel eine qualitativ hochwertige Lehre gewährleistet werden soll. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußern sie ihre Befürchtung, dass aufgrund fehlender finanzieller Mittel gute Professorinnen und Professoren nicht mehr an die TU Braunschweig kämen und die vakanten Stellen nicht wieder besetzt würden.

Ein Vertreter der Architekturstudierenden habe das Gefühl, dass das Präsidium der TU Braunschweig die Probleme nicht an die richtigen Stellen in der Politik adressiere, sondern sich lieber mit unserer Zeitung bei einzelnen Prestigeprojekten ablichten lasse und weiter Stellen und Mittel streiche. Was ist dran an den Vorwürfen der Studierenden? Wir haken bei der TU Braunschweignach.

Was ist dran an den Vorwürfen der Studierenden der TU Braunschweig?

Generell gilt: Die TU Braunschweig erhält vom Land Niedersachsen eine Grundfinanzierung. Darüber hinaus werden zusätzliche Mittel bereitgestellt: die Studienqualitätsmittel. In den vergangenen Jahren habe es keinen Inflationsausgleich gegeben. Seit etwa 2015 seien die Studienqualitätsmittel auf dem gleichen Stand bei 500 Euro pro Studierenden pro Semester, berichtet ein studentischer Vertreter aus dem Architektur-Department. Laut Aussagen der Studierendenvertreter müssten die Mittel inflationsbereinigt bei mindestens 650 Euro liegen, um die Lehre in ihrer jetzigen Form und Ausgestaltung aufrechterhalten zu können.

TU Braunschweig fordert mehr Gelder vom Land Niedersachsen

Die Studienqualitätsmittel werden pro Studierenden vergeben. Die Höhe dieser Mittel ist im Niedersächsischen Hochschulgesetz verankert. Hierauf hat die TU Braunschweig – wie alle niedersächsischen Hochschulen – keinen Einfluss. Der Senat der TU Braunschweig habe laut Pressestelle der TU bereits im Zuge der anstehenden Verhandlungen die Forderung aufgestellt, die Mittel zu erhöhen. Die Ergebnisse seien laut Hochschule noch nicht bekannt und würden erst im kommenden Jahr erwartet.

Aktuell gebe es einen Rückgang der Gesamtstudierendenzahlen an der TU Braunschweig. Damit verringert sich entsprechend auch die Mittelzuweisung. Rund die Hälfte der Studienqualitätsmittel werde auf die Fächer entsprechend den jeweiligen Studierendenzahlen verteilt, wobei dieser Anteil in der Architektur seit zehn Jahren weitgehend konstant sei, teilt die Pressestelle mit.

Das Präsidium der TU Braunschweig steht in der Kritik. Architekturstudierende äußern ihre Ängste über die Zukunft des Instituts. (Symbolbild)
Das Präsidium der TU Braunschweig steht in der Kritik. Architekturstudierende äußern ihre Ängste über die Zukunft des Instituts. (Symbolbild) © privat | TU Braunschweig

In der Vergangenheit habe der Bereich Architektur, insbesondere die finanzielle Unterstützung der Zeichensäle und Modellbauwerkstätten, erheblich von zusätzlichen zentralen Studienqualitätsmitteln profitiert, heißt es aus der Pressestelle. Diese Regelung habe als Ausnahmeregelung ausschließlich für das Department Architektur gegolten. Aufgrund der sinkenden Gesamtstudierendenzahlen sei diese Finanzierung in einem über zwei Jahre schleichenden Verfahren über zwei Jahre ausgesetzt worden.

TU Braunschweig will Studienbedingungen in der Architektur verbessern

An der TU Braunschweig gibt es laut Pressestelle über 1000 Architekturstudierende. Die Nachfrage nach dem Architekturstudium sei hoch. Im Rahmen des Qualitätsmanagements der TU hätten die Verantwortlichen erkannt, dass es notwendig sei, verschiedene Aspekte der Studienbedingungen zu überdenken und zu verbessern. „In diesem Verlauf haben wir uns in den letzten Monaten intensiv mit den Anliegen der Studierenden auseinandergesetzt, um zügige und effektive Lösungen zu erarbeiten“, sagt eine Vertreterin der Pressestelle.

Ende 2023 hätten sich die Vizepräsidenten für Studium und Lehre, die Geschäftsführung der Fakultät Architektur, Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften sowie der Zeichensaalrat mit über 20 Studierenden ausgetauscht. Es seien Fragen hinsichtlich der Verteilung von Studienqualitätsmittel und des Umzugs von einem Zeichensaal geklärt worden. „In einem weiteren Treffen Anfang des Jahres mit Fachgruppenvertretern und dem TU-Gebäudemanagement hat sich der Vizepräsident für Studium und Lehre vor Ort ein Bild über die Zeichensaal-Situation gemacht“, berichtet die Pressereferentin weiter.

Es seien konkrete Lösungen erarbeitet worden, um weitere Arbeitsplätze für die Studierenden der Semester 1 bis 3 zu schaffen. Die Machbarkeit dieser Lösung werde derzeit geprüft.

Stehen die Zeichensäle an der TU Braunschweig vor dem Aus?

Die Studierenden äußern sich im Gespräch mit unserer Zeitung derweil besorgt darüber, die Zeichensälekönnten vor dem Aus stehen. Architekturstudierende hätten die Möglichkeit, in aktuell 15 Zeichensälen mit rund 320 Plätzen in einer Art Büro mit Werkstatt gemeinsam zu arbeiten, sich auszutauschen und semesterübergreifend voneinander zu lernen, berichten sie. Es treffe nicht zu, heißt es aus der Pressestelle der TU, dass die Zeichensäle geschlossen würden. Tatsächlich entfalle lediglich die Bezuschussung der Zeichensäle aus den Studienqualitätsmitteln. Eine alternative Finanzierung sei möglich, und es werde derzeit nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten gesucht. „Wir möchten betonen, dass Inhaberinnen und Inhaber von Zeichensaalplätzen keine Gebühren für die Nutzung der Zeichensäle entrichten müssen. Die Verantwortung für die Nutzung und Verwaltung der Zeichensäle liegt in der Eigenverantwortung der Studierenden“, sagt die Pressereferentin der TU. Dem entgegengesetzt spricht ein Studierendenvertreter von einer Anhebung der Nutzungsgebühr für Studierende von 20 Euro auf künftig 40 Euro pro Semester. Die TU betont, dass diese Gebühren nicht von ihr, sondern von der Zeichensaal-Gemeinschaft, also den Studierenden, festgelegt würden.

Architekturstudierende in einem der 15 Zeichensäle der TU Braunschweig.
Architekturstudierende in einem der 15 Zeichensäle der TU Braunschweig. © Isermann, Holger

Weniger Gelder für Exkursionen von Studierenden des Architektur-Departments

Weiterhin seien Mittel für Exkursionen laut Studierendenvertreter gestrichen worden. In der Stellungnahme der TU heißt es dazu: „Exkursionen im Rahmen von Lehrveranstaltungen in Europa werden nach wie vor von der Fakultät mit 40.000 Euro bezuschusst. Die 10.000 Euro, die gestrichen wurden, beziehen sich ausschließlich auf außereuropäische Exkursionen sowie Exkursionen in der Exkursionswoche, die nicht Teil von Lehrveranstaltungen sind.“

Die Kürzung sei auch mit einer Änderung der Richtlinie zur Vergabe der Studienqualitätsmittel des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur von 2022 verbunden, welche die Finanzierung von freiwilligen, zusätzlichen Exkursionen ausschließe. Die zuständige Studienkommission habe daher beschlossen, diese Exkursionen nicht zu unterstützen, bis alternative finanzielle Wege gefunden werden. Die TU-Sprecherin hob hervor, dass die Studienkommission zur Hälfte aus Studierenden bestehe.

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