Wolfsburg. Nach vielen Spielen als Ersatz kehrte Cedric Zesiger in Leverkusen zurück in die VfL-Startelf. Vielleicht braucht es einen Mann wie ihn.

Nach acht Spielen Abstinenz in der Startelf durfte sich Cedric Zesiger am vergangenen Spieltag mal wieder über einen Platz in der Anfangsformation des VfL Wolfsburg freuen. Doch obwohl der Innenverteidiger zu den besseren Akteuren im grün-weißen Trikot gehörte, war der Schweizer hinterher nicht glücklich. „Ich war froh, dass ich wieder gespielt habe, aber auf der anderen Seite war ich enttäuscht von der Niederlage“, sagte Zesiger zum 0:2 des VfL bei Bayer Leverkusen, dem souveränen Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga.

Es minderte seine und die Enttäuschung seiner Mitspieler auch nur wenig, dass sie mit der frühen gelb-roten Karte für Moritz Jenz lange Zeit nur zu zehnt spielten und noch weniger Chancen als so schon auf einen Erfolg gegen Bayer hatten. Aber das zehnte Spiel in Folge ohne Niederlage hat die Krise der Wolfsburger natürlich verschärft, selbst wenn alle bereits zuvor damit gerechnet hatten, dass am Rhein für den VfL wenig zu holen ist. „Wir hatten das Gefühl vom Gewinnen schon länger nicht mehr. Deshalb ist es eine schwere Situation“, gibt Zesiger Einblick in die Gefühlswelt der Wölfe.

Zuletzt war für Zesiger selten Platz in der Startelf

Seine persönliche war zuletzt auch nicht so rosig. Seit dem Spiel gegen Bayern München Ende Dezember hatte er sich die Spiele seiner Mannschaft größtenteils von der Tribüne aus angeschaut. Bis zum vergangenen Wochenende waren für den 25-Jährigen nur 45 Minuten gegen Union Berlin verbucht, als er für den verletzten Jenz zur Halbzeit eingesprungen war. „Hinsichtlich der Spielzeit war es für mich in den vergangenen Wochen ein bisschen frustrierend. Aber ich bin der Letzte, der sich unterkriegen lässt, ob von der persönlichen Situation oder der des Vereins“, sagt Zesiger und schickt eine deftige Parole für das Heimspiel am Samstag gegen den FC Augsburg (Samstag, 15.30 Uhr) hinterher: „Scheißegal, wie wir wieder ein Spiel gewinnen. Hauptsache, wir gewinnen wieder ein Spiel.“

Gegen die Augsburger hat er gute Aussichten wieder in der Startelf zu stehen. Nicht nur, weil Jenz nun gesperrt ist. Nicht nur, weil er gegen Leverkusen ordentlich verteidigte und sogar die beste Torchance seines Teams besaß. Sondern auch, weil er vielleicht genau der richtige Spieler für die schwierige Lage der Grün-Weißen ist. Zesiger ist kein Filigran-Techniker, aber er bringt Einsatzbereitschaft und Mentalität mit, die in so einem Negativstrudel entscheidend sein können. „Ich kenne die Situation und weiß, was es braucht, um da wieder rauszukommen“, erinnert Zesiger an schwierige Phasen bei seinem Ex-Klub Grashopper Zürich. „Es sind die Basics, die es braucht. Man muss sich rauskämpfen, mit der richtigen Mentalität, mit der richtigen Einstellung.“

Trainer Niko Kovac steht unter Druck

Er findet, dass er jemand ist, der das kann. Dass ihn Trainer Niko Kovac daher zuletzt trotzdem so wenig berücksichtigt hatte, wurmte ihn. Daher suchte Zesiger aktiv das Gespräch. „Man kann zu unserem Trainer ins Büro gehen und gute Gespräche führen“, freut sich der Abwehrspieler über die Offenheit des VfL-Coaches. Und er bekam klare Antworten. „Der Trainer hat mir gesagt, was es braucht, um wieder zu spielen.“ Wieder mehr Aggressivität habe sich Kovac von ihm gewünscht. Das versuchte Zesiger gegen Leverkusen umzusetzen. „Ich hoffe, dass ich mich trotz des schweren Spiels für uns am Wochenende zeigen konnte“, sagt er.

Auch wenn Kovac ein guter Ansprechpartner für seinen Spieler zu sein scheint, steht der VfL-Coach vor dem Spiel gegen Augsburg massiv unter Druck. Das ist natürlich auch Zesiger nicht verborgen geblieben. Er ist aber nach wie vor überzeugt, dass das Team mit dem Coach die Wende noch schaffen kann. „Ich sehe den Trainer jeden Tag im Training, mit welcher Leidenschaft er rangeht und wie er versucht, die Spieler mitzureißen und aus der Situation rauszukommen“, sagt der Verteidiger. Abnutzungserscheinungen oder Resignation habe er bei Kovac bisher nicht festgestellt.

Und Zesiger sieht keinen Grund dafür, warum sich das vor dem Augsburg-Spiel ändern soll. „Wenn man jetzt hadert, ist man fehl am Platz“, meint er. Der Abwehrspieler weiß, dass es gerade in der Krise darauf ankommt, die Ärmel hochzukrempeln. Er ist jedenfalls dazu bereit.