Braunschweig. Eintracht Braunschweigs Sportdirektor spricht über Trainer Daniel Scherning, die Sieglos-Serie und gute Argumente für die Zukunft.

Dass Daniel Scherning heute Trainer von Eintracht Braunschweig ist, hat viel mit einem Geheim-Treffen im Steigenberger-Parkhotel zu tun. Inkognito, so erzählte Sportdirektor Benjamin Kessel seinerzeit, hatte er sich im vergangenen Herbst mit dem Fußball-Lehrer in den Räumlichkeiten inmitten des Bürgerparks getroffen. Und die Verpflichtung des 40-Jährigen hat sich nach aktuellem Stand ausgezahlt. Scherning stabilisierte die Braunschweiger. Mit den fünf Punkten, die sein Vorgänger Jens Härtel geholt hatte, übernahm er das Team, das in 14 Spielen daraufhin 22 Punkte sammelte. Dadurch darf die Eintracht weiter vom Klassenerhalt träumen, obwohl das im November noch utopisch schien.

Doch was gab seinerzeit den Ausschlag für Scherning. „Wir sind auf Daniel gekommen, weil er viele Punkte unseres Anforderungsprofils erfüllen konnte. In den persönlichen Gesprächen hat er uns am stärksten überzeugt“, sagt Kessel im März 2024. „Daniel hat uns viele Fragen gestellt. Er war perfekt vorbereitet und über jeden Spieler und unsere Spiele zuvor gut informiert.“ Der vom am Boden liegenden Umfeld und bei den Fans anfangs kritisch beäugte Coach schaffte es schnell, die Menschen von sich zu überzeugen. Dabei halfen einerseits die guten Ergebnisse, die mit dem Auftaktsieg gegen den VfL Osnabrück (3:2) ihren Anfang nahmen, aber auch das authentische Auftreten des Trainers, der in seinen Aussagen durchaus mutiger auftrat als seine Vorgänger.

Eintracht Braunschweig holte sich viele Informationen über Trainer Daniel Scherning

Laut Kessel sei Scherning schon in den Gesprächen vor seinem Amtsantritt mit einer ganz klaren Idee an die Eintracht-Verantwortlichen herangetreten, wie er mit dem bestehenden Kader die Wende einleiten und an welchen Stellschrauben er drehen wollte. „Wir haben uns auch vorher gut über ihn informiert, haben unser Netzwerk angeworfen und in Bielefeld oder Osnabrück viel über ihn eingeholt“, verdeutlicht Kessel, dass die Entscheidung pro Scherning damals gut abgewogen war.

Deswegen wurde der Ex-Spieler auch nicht nervös, als nach der vorzeitigen Vertragsverlängerung mit dem Trainer die Ergebnisse ausblieben und sich manch Eintracht-Fan an das vergangene Jahr erinnerte, als Michael Schiele kurz nachdem er einen neuen Kontrakt unterzeichnet hatte, in ein größeres Tief schlitterte. „Es ist doch klar, dass außerhalb des Klubs dann Vergleiche aus der Vergangenheit gezogen werden. Aber wir sind zu 100 Prozent sicher, dass wir mit der ligaunabhängigen Verlängerung mit Daniel die richtige Entscheidung getroffen haben. Er ist fachlich und menschlich der passende Trainer für uns“, sagt Kessel, der wie alle an der Hamburger Straße hofft, dass der Klub ein Drittliga-Szenario abwenden kann.

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Die vier sieglosen Spiele haben ihn zwar nicht zufriedengestellt, aber auch nicht nervös gemacht. „Die Spiele ändern nichts an unserem langfristigen Plan. Es war normal, dass auch eine Phase kommt, in der das Pendel anders ausschlägt. Wir waren aber auch in diesen Spielen in der Situation, dass wir mindestens einen Punkt hätten holen können“, spielt Kessel auf die knappen Niederlagen auf St. Pauli, in Nürnberg und gegen Rostock an. Zusätzlich schwört der Sportdirektor auch noch auf das Saisonfinale ein: „Wir wissen um die Qualität und Mentalität unserer Mannschaft. Aber wir dürfen nicht nachlassen, sondern müssen weiterhin mit voller Überzeugung am Klassenerhalt arbeiten. Dazu brauchen wir alle im Team und im Umfeld, natürlich auch die leidenschaftliche Unterstützung unserer Fans. Dann packen wir das.“ Für den Klassenerhalt braucht es noch ein paar Zähler in den verbleibenden acht Spielen.

Eintracht Braunschweig und Benjamin Kessel senden Signale der Beständigkeit

Gleichwohl hat die Sportliche Führung um Kessel schon erste Signale der Beständigkeit nach draußen gesendet – selbstverständlich ligaunabhängig. Da wäre neben der Verlängerung mit Daniel Scherning auch die mit Rechtsverteidiger Marvin Rittmüller. Das kommt auch bei Beratern und Spielern an, die für die Eintracht interessant werden können. „Es hilft, einen klaren Plan aufzeigen zu können. Und selbstverständlich wissen wir, dass wir zweigleisig planen müssen. Wir sind auf beide Szenarien vorbereitet“, verdeutlicht der Eintracht-Sportchef, der im Oktober die Aufgaben des freigestellten Sport-Geschäftsführers Peter Vollmann übernommen hat.

Erstmals absolviert er den Prozess der Kaderzusammenstellung als Hauptverantwortlicher. Allein ist er aber nicht. Er arbeitet Hand in Hand mit einem Team, zu dem etwa Sportkoordinator Dennis Kruppke und Philipp Schmidt, der Leiter der Scouting-Abteilung, gehören. Kessel beschreibt die momentane Phase als intensiv. „Ich bin mir der Verantwortung bewusst, gleichzeitig aber auch komplett davon überzeugt, dass wir über den Sommer hinaus gut aufgestellt sein werden“, sagt der Sportdirektor, für den in den nächsten Wochen viele Gespräche mit Spielern anstehen.

Vieles wird vom Sportlichen abhängen. Nach der Länderspielpause geht das Team in den Endspurt. Dann wird sich entscheiden, wohin die Reise geht. Klar scheint aber schon jetzt, dass Scherning in beiden Szenarien ein Fixpunkt in den Braunschweiger Planungen bleibt. Mögliche Neuzugänge können sich also auf ihn einstellen. „Der Trainer ist eine sehr wichtige Komponente. Die Spieler wissen, wer die handelnden Personen sind. Es wäre natürlich noch hilfreicher, wenn wir die Liga schon garantieren könnten, aber für den Moment kommt es uns zugute, dass wir in Gesprächen eine klare Strategie aufzeigen können“, betont Kessel.

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