Braunschweig. Nach seiner Sperre ruht die Hoffnung auf mehr Stabilität auch auf Hasan Kurucay. Nun fehlt Eintracht Braunschweig der Stellvertreter.
Eintracht Braunschweigs Dreierkette war mitnichten der Grund für die schmerzhafte 0:1-Niederlage gegen Hansa Rostock. Sowohl Robert Ivanov als auch Saulo Decarli und der später eingewechselte Sebastian Griesbeck hatten zwar arge Probleme mit den Angreifern des Konkurrenten im Zweitliga-Abstiegskampf, doch die Fehler und das angsterfüllte Verhalten begannen schon viel weiter vorn auf dem Platz.
Dennoch wirkt es wie ein gutes Zeichen, dass Hasan Kurucay nach seiner zwei Spiele andauernden Rotsperre wieder zur Verfügung steht. Der in Dänemark geborene Türke war beim 1:1 gegen Hertha BSC nach einem Tritt gegen die Kniescheibe seines Gegenspielers Palko Dardai vom Platz gestellt worden.
Eintracht Braunschweig gegen Hansa Rostock – Nur Ermin Bicakcic in Normalform
In den Wochen zuvor hatte er mit Ivanov und Ermin Bicakcic eine starke Verteidigungsreihe gebildet. Bicakcic war gegen Rostock allerdings weit und breit der Einzige in Normalform. Die Hoffnung lautet nun, dass in bewährter Konstellation auch wieder Stabilität einkehrt. Kurucay dürfte fit sein. In den vergangenen Wochen hatte er auch die Zeit genutzt, um leichtere muskuläre Probleme auszukurieren. Daniel Scherning ist über die Rückkehr des Defensivmannes „natürlich froh“ und nimmt jeden Zweifel daran, wie seine Formation im Abwehrzentrum in der kommenden Partie aussehen wird. „Wenn nichts weiter passiert: ja“, sagt Eintrachts Trainer deutlich auf die Frage, ob Kurucay am Freitag in Paderborn (18.30 Uhr) wieder von Beginn an auflaufen wird.
Diese Entscheidung hängt aber nicht nur mit der abgelaufenen Sperre zusammen. Denn Scherning ist nun noch der erste Stellvertreter weggebrochen. „Saulo Decarli wird definitiv ausfallen“, sagt der Coach, „er hat eine Gehirnerschütterung.“ Am vergangenen Freitag war der Schweizer mit Rostocks Sturmkante Junior Brumado zusammengerasselt. Anfang der nächsten Woche soll Decarli wieder voll ins Training einsteigen – „Stand jetzt“, wie Scherning sagt.
Saulo Decarlis zweite Kopfverletzung der Saison
Für den 32-Jährigen ist solch eine Blessur kein Neuland. Schon bei der 1:2-Pleite beim Hamburger SV Ende November des vergangenen Jahres hatte er sich eine Kopfverletzung zugezogen. Damals war er mit Eintrachts Keeper Ron-Thorben Hoffmann zusammengeprallt. Decarli musste daraufhin ein Spiel passen – und verlor seinen Platz in der Startformation an Kurucay.
Und den gab der 26-Jährige nur wegen seiner Rotsperre wieder ab. Im Winter 2023 war Kurucay vom norwegischen Erstligisten Ham-Kam nach Braunschweig gekommen. Hinter ihm liegen die bis dato stabilsten Monate im Eintracht-Trikot. Zuvor war er regelmäßig mit wilden Aktionen als Risikofaktor aufgefallen. Es war beim 1,87-Meter-Mann stets ein schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Denn wenn Kurucay, dessen Vertrag im Sommer endet, seine starken Momente hat, überspielt er den Gegner mit mutigen Dribblings und kann mit seinem Vorwärtsdrang und seinen Diagonalbällen so etwas sein wie der Quarterback des Braunschweiger Spiels.
Ohne Hasan Kurucay konnte Eintracht Braunschweig zuletzt nicht überzeugen
Doch das Risiko spielt immer mit. Stellungs- und Stockfehler in gefährlichen Räumen gehören zu seinem Spiel wie das Drama zur DNA der Eintracht. Und dennoch: In den zwei Spielen ohne ihn konnte weder die Mannschaft noch sein Stellvertreter Decarli überzeugen.
Aktuell verfolgt Kurucay die Grundsätze des Ramadans. Das heißt: Unter anderem nimmt er zwischen Morgendämmerung und Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich. Ob das seine Leistung schwächt? Offenbar nicht. Zumindest, wenn man seiner eigenen Einschätzung glaubt. Einige seiner früheren Trainer „haben mich sogar immer damit aufgezogen, dass ich während des Ramadans besser gespielt hätte“, sagte Kurucay vor einem Jahr im Gespräch mit unserer Zeitung. „Dann ist es doch super“, sagt Scherning heute mit einem breiten Grinsen.
Ramadan: Hasan Kurcay fastet – und hat schlechte Erfahrungen mit dem SC Paderborn
Der Coach und sein Schützling haben sich über dieses Thema freilich ausgetauscht. „Es ist alles normal. Das ist etwas, das dazugehört und mich als Trainer schon ein paar Jahre lang begleitet. Ich habe volles Vertrauen, dass die Jungs das gut managen und einschätzen können und dann am Freitagabend auch ihre Leistung bringen können“, sagt Scherning.
Das Comeback Kurucays könnte allerdings aus anderem Grund zu einer harten Bewährungsprobe werden. Nach vier Spielen in Folge ohne Sieg ist die Eintracht wieder auf einen direkten Abstiegsplatz gerutscht. Der SC Paderborn ist dagegen eine der Top-Mannschaften der Liga. Kurucay kann ein Liedchen davon singen. In der vergangenen Saison ging er mit Braunschweig 1:5 bei den Ostwestfalen unter.
Eine Umstellung auf eine Viererkette des damaligen Trainers Michael Schiele ging gehörig schief. Auch Kurucay machte defensiv keine gute Figur gegen Paderborner, die Eintracht in und aus dem Sack spielten. Doch das ist Vergangenheit. Am Freitagabend heißt es erneut Abstiegskampf – und wieder mit Kurucay.
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