Wolfsburg. Er verhandelt bereits mit den Eigentümerfamilien über das Paket im Wert von einer Milliarde.

Einst war Ferdinand Piëch der wichtigste Mann im VW-Konzern, nun steht er vor dem Ausstieg: Der frühere VW-Aufsichtsratschef will den Löwenanteil seiner Aktien verkaufen.

Wie die Porsche-Dachgesellschaft PSE am Freitag als Hauptaktionärin von Volkswagen mitteilte, führen die Familien Porsche und Piëch entsprechende Verhandlungen über eine Übertragung eines „wesentlichen Anteils“ der gehaltenen Stammaktien. Zuvor hatte der „Spiegel“ über einen möglichen Ausstieg Piëchs bei VW berichtet.

Piëch hält 14,7 Prozent der Stammaktien an der PSE, die wiederum über 52 Prozent der Stimmrechte am VW-Konzern verfügt. Wie unsere Zeitung erfuhr, will der Patriarch, der am

17. April 80 Jahre alt wird, 14 Prozent seiner Stammaktien verkaufen. Er verfügt dann nur noch über weniger als ein Prozent. Der Gesamtwert seiner Stammaktien beträgt – gemessen an den an der Börse notierten Vorzugsaktien als Referenzpreis – 1,15 Milliarden Euro. Verkauft Piëch die 14 Prozent, bringt ihm das gut eine Milliarde Euro ein.

Wie unsere Zeitung erfuhr, sind die Verhandlungen mit den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch „sehr konkret“. Das war aus dem Umfeld der Familien zu hören. Wer am Ende welche Anteile übernimmt, ist allerdings noch nicht geklärt.

Piëch muss seine Stammaktien zunächst den anderen Familienmitgliedern anbieten. Es werde schon länger verhandelt, hieß es aus dem Umfeld der Familien.

Dennoch ist Piëch eine Überraschung gelungen. Das Land Niedersachsen wurde als zweitgrößter VW-Eigner nach der PSE offenbar kalt erwischt. Es verfügt über 20 Prozent der Stimmrechte. Weder eine Sprecherin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) noch VW oder auch der VW-Betriebsrat wollten den Verkauf der Stammaktien durch Piëch am Freitag kommentieren.

Piëch hatte den Autobauer seit den 1990er Jahren groß gemacht – erst als Vorstandsvorsitzender, dann bis April 2015 als langjähriger Aufsichtsratschef. Er galt als mächtigster Mann bei VW. Piëch trat nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen Vorstandschef Martin Winterkorn von fast allen Ämtern zurück und blieb am Ende lediglich Aufsichtsrat bei der Porsche SE.

Vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass Piëch diesen letzten Posten im Konzern verlieren könnte. Die Familien Porsche und Piëch hätten sich darauf geeinigt, den 79-Jährigen im Zuge einer Umstrukturierung des Kontrollgremiums der Porsche SE zu entmachten und ihm sein Aufsichtsratsmandat zu entziehen, schrieb die „Bild am Sonntag“.

Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Center Automotive Research äußerte Zweifel, ob die Mitglieder der Familien Porsche und Piëch die Übernahme des Großteils des milliardenschweren Aktienpakets finanziell überhaupt stemmen können. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sagte der dpa: „Für VW bricht jetzt eine neue Ära an.“