„Der Wahlkampf in Niedersachsen wird kurz und hart werden.“

Der Schock vom schwarzen Freitag wirkt nach. Während die zur CDU wechselnde Grünen-Abgeordnete Elke Twesten sich mit einer Erklärung gegen heftige Angriffe verteidigte, pokern Landesregierung und Landtagsfraktionen um schnelle Neuwahlen.

SPD und Grüne haben unter der Regie von Ministerpräsident Stephan Weil sehr schnell versucht, aus dem Debakel das Beste zu machen. Sie nutzen die Beliebtheit des Ministerpräsidenten, der sich persönlich tief verletzt vom Verhalten Twestens zeigte. Twesten bezeichnet sich zwar zu Recht als bürgerliche Grüne, die mit der CDU gut zusammenarbeiten kann. Davon gibt es, von den Kommunen über die Länder bis zum Bund, schließlich viele. Eine ganze Koalition durch einen Wechsel Knall auf Fall platzen zu lassen, ist dann aber schon ein Abgang mit der Abrissbirne. Ganz so hochmoralisch wie sie daherkommt ist die Debatte allerdings nicht, denn SPD oder Grüne hätten auch kaum Nein gesagt, wäre ein Abgeordneter zu ihnen gewechselt. Nun heißt es also in Niedersachsen: zurück in die Schützengräben. Auf eine Art Lagerwahlkampf hatten vor allem die Grünen sowieso gesetzt. SPD und Grüne, beim Regieren seit Monaten in einer schweren Krise, können dank Twesten die Reihen schließen. Am Scheitern ihrer Regierung ändert das nichts.

Die CDU, die stolz das Fell des Bären vorzeigte, könnte schnell ins Grübeln kommen. Das Beben von Hannover dürfte zum Beispiel die Temperatur zwischen CDU und Grünen drastisch sinken lassen. Auch eine große Koalition mit der SPD würde erheblich schwieriger. Das ist der Preis für die CDU-Botschaft, wonach Rot-Grün nicht regieren kann. Der Wahlkampf wird kurz und hart werden. Und gewählt werden sollte nach der Bundestagswahl. Es geht schließlich um Landespolitik. Welche Rolle der Fall Twesten spielt, entscheidet jeder Wähler einfach selbst.