„Absehbar ist, dass eine Opel-Übernahme Jobs kosten wird – der Druck zur Wirtschaftlichkeit wäre vom ersten Tag an sehr groß.“

Auf dem europäischen Automarkt könnte eine neue Macht entstehen – zumindest auf dem Papier. Der französische Autokonzern PSA (Peugeot und Citroën) bestätigte gestern, dass er Gespräche mit der Opel-Mutter GM über eine vertiefte Zusammenarbeit führt – bis hin zu einer Opel-Übernahme. PSA und Opel zusammen haben im vergangenen Jahr 4,3 Millionen Autos verkauft, die Mehrzahl davon in Europa. Zum Vergleich: Der VW-Konzern lieferte in Europa 4,2 Millionen Fahrzeuge aus. Der neue französisch-deutsche Autobauer würde sich in Europa also auf Augenhöhe mit den Wolfsburgern bewegen.

Allerdings hinkt der Vergleich. Anders als VW, Toyota oder GM sind PSA und Opel vom Verlauf der Konjunktur in Europa abhängig. Ihnen fehlen im Gegensatz zu den drei erstgenannten Autobauern Ausgleichsmärkte wie etwa China, die Stabilität gewährleisten, wenn es in Europa nicht so rund läuft. Das bekam PSA vor allem in der Finanzkrise zu spüren.

Außerdem bieten PSA und Opel Fahrzeuge in denselben Segmenten an. Die Opel-Übernahme würde daher das PSA-Geschäftsmodell nicht ergänzen – zum Beispiel durch neue Märkte oder neue Modelle. Das ist eine Schwäche.

Ein weiteres Problem: Nach wie vor schreibt Opel rote Zahlen. Zwar verbesserte sich das Ergebnis, das Minus betrug im vergangenen Jahr aber immer noch 241 Millionen Euro. Der Autobauer agiert also nicht aus einer Position der Stärke heraus. Ein Grund: Eine Billigstrategie in den 90er Jahren zulasten der Qualität ramponierte zunächst die Qualität und dann das Image der Opel-Modelle. Der Weg zurück ist lang, staubig und steil, wie die vergangenen Jahre zeigen.

Ein relativ rascher Effekt der Opel-Übernahme durch PSA könnte sich durch den gebündelten Einkauf ergeben. Der würde aber erst richtig tragen, wenn der neue Autobauer konsequent auf eine Gleichteile-Strategie setzt.

Absehbar ist, dass eine Opel-Übernahme Arbeitsplätze kosten wird – der Druck zur Wirtschaftlichkeit durch Synergien wäre vom ersten Tag an sehr groß. Das französisch-deutsche Gemeinschaftsprojekt würde unter großen Schmerzen geboren.