„Das Urteil gegen Safia S. hat Signalcharakter: Keine Nachsicht mit denen, die unsere Sicherheit bedrohen.“

Safia S., die in Hannover einen Polizisten niederstach, soll für sechs Jahre hinter Gitter. Es ist ein hartes, aber angemessenes Urteil. Die Gymnasiastin war zum Zeitpunkt der Tat erst 15 Jahre alt – deutsche Gerichte tun sich mit hohen Haftstrafen gegen so junge Straftäter schwer. Aber es besteht kein Zweifel, dass dies keine gewöhnliche Gewalttat war. Die Tochter eines deutschen Vaters und einer marokkanischen Mutter stand in Kontakt mit Islamisten, sie wollte aus terroristischen Motiven töten. Insofern kann man dem Urteil Signalcharakter beimessen: Keine Nachsicht mit denen, die unsere Sicherheit bedrohen.

Dieser Fall ist irritierend. Safia S. hat deutsche Schulen besucht. Sie lebte mitten unter uns. Wie wird ein so junger Mensch zum Terroristen? Was machte sie anfällig für den mörderischen Irrweg? Die alleinerziehende Mutter hatte Safia S. streng religiös erzogen. Ein Youtube-Video zeigt sie als Siebenjährige mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel. Vor einem Jahr dann holte Safias Mutter die Halbwüchsige gerade noch aus der Türkei zurück – sie war unterwegs zu den IS-Mörderbanden in Syrien. Die deutsche Polizei erwartete sie am Flughafen, dennoch konnte Safia S. genau einen Monat später einem Beamten das Messer in den Hals rammen. Es ist ein Glück, dass er überlebte.

Wer ist verantwortlich? Das Elternhaus? Die religiöse Erziehung? Hetzprediger, die ungestört junge Menschen verführen, persönlich und via Internet? Unsere Kultur mit ihrem Zug zur Beliebigkeit? Oder die mangelnde Konsequenz der Sicherheitsbehörden, wie der Anwalt von Safia S. behauptet? Einfache Antworten gibt es nicht. Eine Lehre aber erteilt uns der Fall Safia: Radikalisierung darf nicht ohne schnelle, klare Antwort bleiben, mit den Mitteln des Strafrechts wie denen der Sozialarbeit und der Therapie.

So wichtig wie das harte Urteil gegen Safia S. ist das gegen ihren Mitwisser. Er wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt – auch dies ist ein notwendiges Signal.