“Ermittlungsfehler lassen sich nicht ganz verhindern. Die Gefahr einer neuen Safia S. aber sinkt.“

Für Sicherheitsbehörden ist das der Alptraum: Eine 15-jährige Schülerin, der IS-Sympathie verdächtig, entpuppt sich als Messerstecherin. Und das sozusagen unter den Augen der Behörden. Denn die hatten Hinweise auf eine mögliche Radikalisierung aus dem privaten und aus dem schulischen Umfeld des Mädchens. Sie hatten außerdem Telefone beschlagnahmt, als das Mädchen von einer Türkei-Reise zurückkehrte. Die möglicherweise entscheidenden Chat-Teile wertete die Polizei aber nicht aus.

Ein Skandal? So einfach ist die Sache nicht. Zum einen müssen Staatsschutz und Verfassungsschutz mit den Ressourcen arbeiten, die sie haben. Die Zahl der Analysten und Dolmetscher ist begrenzt. Zum anderen ist alles andere als klar, ob Hinweise auf eine „Märtyreroperation“ in nicht ausgewerteten Chat-Teilen als leere Rhetorik oder aber als Hinweis auf eine bevorstehende Aktion des Mädchens oder ihres Umfelds ausgelegt worden wäre. Im Nachhinein scheint die Sache klar, zum damaligen Zeitpunkt war sie offen. Hannovers Polizeipräsident Kluwe hat Konsequenzen gezogen: Der Staatsschutz dort wird personell verstärkt, für Ermittlungsentscheidungen ein „Mehr-Augen-Prinzip“ eingeführt. Das Land Niedersachsen will seinerseits die Islamismus-Bekämpfung besser bündeln – mit einer dauerhaften „Kompetenzstelle“ im Landeskriminalamt. Fehler wird das in beiden Fällen nicht verhindern. Die Gefahr einer neuen Safia S. aber sinkt.