„Der Verkehr soll durch die Nummer gesteuert werden. Das ist eine umweltpolitische Blindfahrt.“

Brumm – da gibt Barbara Hendricks wieder Gas. Im Blick: Autofahrer, die mit ihren Dreckschleudern die Innenstädte verpesten, die gegängelt werden müssen, weil sie nicht hören. Die Umweltministerin will es Städten erleichtern, viele Benzin- und vor allem Dieselfahrzeuge zu verbannen. Wie genau, bleibt offen: Entweder durch Zonen, in denen nur noch umweltfreundliche, meist neue Autos fahren dürfen, oder durch die Regel, etwa an ungeraden Tagen nur mit einer ungeraden KFZ-Endziffer in die Städte fahren zu dürfen und umgekehrt. Der Verkehr soll durch die Nummer gesteuert werden. Nicht durch Anreize, nicht durch bessere Verkehrssteuerung, nicht durch Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs oder der Fahrradwege – das ist eine umweltpolitische Blindfahrt.

Zumal Untersuchungen des Fraunhofer-Instituts zur Wirkung von Umweltzonen – selbst wenn diese nicht aktuell sind und LKW im Blick hatten – diesen ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt hatten. Verkehrsbedingte Emissionen seien weniger bedeutend als angenommen, Faktoren wie das Wetter könnten nicht beeinflusst werden und neue Fahrzeuge stießen weniger Feinstaub, aber mehr Stickstoffdioxid aus.

Wer der daran nicht unschuldigen Autoindustrie freie Hand ließ bei Tricksereien zu Verbrauchs- und Abgaswerten, darf jetzt nicht auf Verbote setzen, die einzig Fahrer treffen. Hendricks kann nicht nur auf andere wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt zeigen. Der ist bisher Verteidiger der Autokonzerne, hat nun aber tatsächlich einen Schritt zum moderneren und umweltfreundlicheren Auto bekanntgegeben.

In Braunschweig etwa sollen computergesteuerte Autos getestet werden. Welch ein Erfolg für unsere forschungsstarke Region. Weniger Stop-and-Go und damit weniger Emissionen, autonome Autos, die nur selten durch stark belastete Städte fahren, dazu weniger Unfälle. Diese Vision klingt noch weit weg und sie ist durch und durch grün. Hier Gas zu geben, ist gut für alle – für Autofahrer und belastete Bürger.