Hannover. Landesumweltminister Stefan Wenzel warnt vor den Folgen des Klimawandels.

Dauerregen in Niedersachsen, insbesondere die Menschen im Harz und am Harzrand sind die Leidtragenden. Nicht weit entfernt davon, im Kreis Göttingen, wohnt Landesumweltminister Stefan Wenzel (Grüne). Mit ihm sprach unser Korrespondent Michael Ahlers.

Herr Wenzel, mit welchen Augen sieht ein Grüner Umweltminister Dauerregen und Hochwasser?

Mit großer Sorge, weil wir bislang wohl erst die Vorboten von möglicherweise deutlich heftigeren Ereignissen sehen. Was sich bereits heute lokal und global entwickelt, ist massiver und schneller gekommen als ich erwartet habe.

Was spricht denn dafür, dass wir auch schon Auswirkungen des Klimawandels erleben? In der Region Braunschweig beispielsweise kam 2002 viel mehr runter...

Der Wetterdienst zeichnet Stark-regen erst seit 15 Jahren auf. Für einen eindeutigen Trend braucht man Daten von 30 Jahren, aber die großen Rückversicherer verzeichnen schon länger zunehmende Kosten durch Extremwetter. Die Klimaforscher verzeichnen ebenfalls eine Zunahme von Wetterextremen. Das können Stürme und Dürren sein, aber eben auch Flut, Dauerregen und Hochwasser. Wenn es wärmer wird, verdunstet zum Beispiel mehr Wasser. Das kommt dann als Regen wieder runter. In Grönland ist heute fast Tauwetter: minus 1 Grad.

Was folgt daraus? Brauchen wir bald Deiche an jedem Fluss?

Die notwendige Vorsorge ist vielfältig. Enge Brückendurchlässe, verrohrte Bäche und alte Mischkanalisationen für Regenwasser und Abwasser können problematisch sein. Bäche und Flüsse brauchen wieder mehr Raum, keine zusätzliche Bebauung in die Auen. In engen Kerbtälern kann Wiederaufforstung sinnvoll sein. Aber auch Flussdeiche müssen – wo notwendig – geprüft und eventuell verstärkt werden. Wichtig sind auch frühe Information und eine Elementarschadensversicherung.

Wie sieht es beim Minister zu Hause aus? Ist der Keller voll?

Einen Keller habe ich zum Glück nicht. Aber in Südniedersachsen ist in zwei Tagen etwa doppelt soviel runtergekommen, wie sonst in einem Monat erwartet wird. Teilweise sind alte Rekordwerte gebrochen worden. Die Talsperren im Harz waren jedoch fast leer und haben für etwas Entlastung gesorgt. Noch ist die Lage in einigen Orten aber sehr angespannt. Für eine Schadensbilanz ist es daher zu früh.