Wolfsburg. Noch ist nichts offiziell, doch Volkswagen hat sehr gute Karten, DFB-Hauptsponsor zu werden. Mercedes kämpft.

Statt mit schwarzen Benz-Limousinen soll der Fußball-Weltmeister ab 2019 Volkswagen fahren. Der DFB will Millionen verdienen, VW ist bereit, als neuer Hauptsponsor 25 Millionen pro Jahr zu zahlen. Das erfuhr unsere Zeitung. Neben VW bietet nur noch der derzeitige Hauptsponsor Mercedes mit.

„Beide Firmen haben ein Konzept vorgestellt und ein Angebot unterbreitet“, sagte Mercedes-Sprecher Willem Spelten. Wie unsere Zeitung erfuhr, soll Hyundai ebenfalls mitgeboten haben. Die Südkoreaner sind aber offensichtlich ausgestiegen.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb zuerst über den Bieterwettstreit, nannte ein VW-Angebot von bis zu 30 Millionen Euro pro Jahr. Dabei wären die tatsächlichen 25 Millionen von VW bereits ein Quantensprung für den DFB. Bisher zahlt Mercedes lediglich acht Millionen Euro. Allerdings ist der DFB-Pokal nicht enthalten. Die Werbepartnerschaft für den Pokal-Wettbewerb hatte sich VW schon gesichert. Die Wolfsburger zahlen dafür sechs Millionen Euro pro Jahr. Für die 25 Millionen Euro soll VW nun ein Gesamtpaket erhalten. Es soll neben dem Aushängeschild Nationalmannschaft auch den DFB-Pokal sowie die Frauen- und Junioren-Teams enthalten.

Gerd Voss, bei VW Leiter der Sportkommunikation, hält sich noch bedeckt. Zwar bestätigte er, dass VW ein Angebot eingereicht hat. „Wir warten jetzt aber auf die offizielle Entscheidung des DFB.“ Mehr könne er nicht sagen.

Mercedes gibt sich kämpferisch. Sprecher Spelten erklärte: „Bisher gab es aus offiziellen DFB-Kreisen keine Absage.“ Die jahrzehntelange Partnerschaft mit dem DFB geht aber wohl zu Ende. Mercedes ist bereits seit 45 Jahren Werbepartner und seit 1990 Generalsponsor des DFB. Spelten gab zu: „Das Ende der Partnerschaft wäre für Mercedes sehr einschneidend.“ Auch auf den Internetseiten des Konzerns spielt die Partnerschaft mit dem Verband eine große Rolle. Dort heißt es: „Es ist eine einzigartige Verbindung im deutschen Sport.“

Für den vom Abgas-Skandal geplagten VW-Konzern hingegen wäre der Erfolg mit dem DFB ein Coup. Der DFB ist der weltgrößte nationale Sportfachverband. Die Nationalmannschaft ist Sympathieträger, amtierender Weltmeister und Confed-Cup-Sieger, die U 21 Europameister. Das VW-Emblem wäre bei Sport-Großereignissen wie Welt- und Europameisterschaften zu sehen – ein Imagegewinn.

Zwar soll Mercedes die bisherigen acht Millionen Euro erhöhen wollen. Es ist jedoch kaum davon auszugehen, dass der Konzern die Summe mit dem neuen Angebot mehr als verdreifacht hat. Nur dann würde VW mit den 25 Millionen den Kürzeren ziehen. Wie zu hören war, hat VW sehr gute Chancen. Zu diesem Ergebnis kam auch schon die in DFB-Fragen gut informierte Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die DFB-Zentrale befindet sich in Frankfurt.

Dem Fußball-Verband dürften die steigenden Einnahmen gerade recht kommen: Sowohl die juristische Aufarbeitung des Skandals um die WM 2006 in Deutschland als auch die geplante neue DFB-Akademie verschlingen Millionensummen.

DFB-Mediendirektor Ralf Köttker dementierte am Donnerstag eine Vorentscheidung. „Unsere Gremien haben noch keinen Entschluss getroffen, also gibt es dazu auch aktuell nichts zu sagen.“ Am Freitag, 14. Juli, entscheidet das DFB-Präsidium offiziell.

Insgeheim rechnet Mercedes offenbar mit einem Erfolg von VW, will die kommenden Monate auskosten. So zumindest lassen sich die Worte von Mercedes-Sprecher Spelten deuten. Er sagte: „Wir haben definitiv noch die WM in Russland 2018. Diese werden wir voll unterstützen.“

VW hatte nach dem Abgas-Skandal eigentlich angekündigt, sich aus dem Sport-Sponsoring ein Stück weit zu verabschieden. Das gilt offenbar nicht für ein Flaggschiff wie den DFB.

Ende November 2016 stand plötzlich das Engagement bei den Grizzlys Wolfsburg zur Debatte. Es wäre wohl das Aus für den Eishockey-Vizemeister gewesen. Bis zu sechs Millionen Euro zahlt VW an die Grizzlys. Beim Braunschweiger Reitturnier Löwen Classics kürzte Hauptsponsor VW den Etat.

Auch der VfL Wolfsburg muss ab der kommenden Saison mit weniger Geld auskommen. Bisher zahlte VW 90 Millionen, ab der kommenden Saison sollen es bis zu 20 Millionen Euro weniger sein. Der Konzern sponsert in der Fußball-Bundesliga neben dem VfL elf weitere Vereine, ist über Audi beim FC Bayern beteiligt. In der

2. Liga erhielt Eintracht Braunschweig über die Konzerntochter Seat und VW Financial Services etwa sechs Millionen Euro.